12. Kapitel

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Für einen Moment war Steve durch die Kälte des Wasser, das über ihm zusammenbrach wie gelähmt, doch er kämpfte sich zurück an die Oberfläche.

Er sah sich um, konnte den Koffer jedoch nicht entdecken. Tani und Junior, die auf dem Boot standen, riefen ihm zu und versuchten mit der Taschenlampe in die Richtung zu leuchten, wo der Koffer auf den Wellen hin- und hergetrieben wurde.

Grade als Steve den Koffer erreicht hatte, brach eine Welle über ihm zusammen, die ihn unter Wasser drückte.

Krampfhaft presste er den Koffer an sich und versuchte wieder an die Oberfläche zu kommen, doch eine unterirdische Strömung hatte ihn erfasst und sog ihn unbarmherzig in die Tiefe.

Für einen Moment wollte Steve aufgeben, einfach loslassen, um nicht mehr kämpfen zu müssen. Doch dann besann er sich. Er durfte jetzt nicht nachlassen. Sein Team zählte auf ihn, Danny zählte auf ihn!

Er wollte sich zurück an die Oberfläche kämpfen, doch er spürte wie seine Kräfte nachließen. Aber auf einmal war da eine Hand an seinem Arm, die ihn nach oben zog und endlich konnte er wieder Luft in seine Lungen pumpen.

Junior, der mit einem Rettungsring ebenfalls ins Wasser gesprungen war, hatte einen Arm um Steve geschlungen, während Tani an dem Seil des Rettungsringes zerrte und sie so wieder zum Boot zog.

Grover beobachtete aus dem Heli gebannt wie seine Freunde schließlich an der Außenleiter der Yacht aus dem Wasser kletterten. Tani half erst Steve und schließlich Junior, die einen Moment brauchten, um sich von der Anstrengung zu sammeln.

Schließlich raffte sich Steve auf und ging gefolgt von den anderen Beiden in das Innere der Yacht zu Danny, der kaum noch eine Reaktion zeigte.

Heftig atmend, setzte sich Steve auf das Sofa, den Koffer auf dem kleinen Tisch vor sich. Mit zitternden Fingern öffnete er langsam den Koffer und fand darin vier Spritzen mit dem Gegenmittel vor.

Erleichtert schloss Tani einen Moment die Augen und Junior legte einen Arm um sie. Langsam nahm Steve eine der Spritzen heraus und krabbelte das kleine Stück zu Danny, der mittlerweile total weggetreten war.

Schnell schob er die Decke an die Seite, zog den Ärmel von Dannys Hemd nach oben und stach ihm die Spritze in den Arm. Langsam ließ er schließlich das Gegenmittel in Dannys Körper laufen und wiederholte dies schließlich bei sich selbst.

„Jetzt wird alles wieder gut“, murmelte Steve an Dannys Ohr und strich seinem Freund durch die Haare.

Drei Tage später lag Danny auf seinem Bett in der Quarantänestation des Krankenhauses und telefonierte mit Grace, die er fragte wie sich Jerry als Babysitter machte.

Natürlich freute er sich nicht über die Antwort, die ihm seine Tochter gab, doch ändern konnte er leider nichts daran. Er appellierte an Grace, das wenigstens sie die Erwachsene sein sollte und verabschiedete sich schließlich von ihr.

Während Junior ein paar Übungen zum Fit bleiben absolvierte, saßen Steve und Tani zusammen im Nebenzimmer und spielten Schach.

Danny warf einen Blick auf das Schachfeld, an dem Steve angestrengt nachdachte und ließ sich auf das grüne Sofa fallen, das ihnen zur Verfügung stand.

„Du weißt, dass du am Zug bist oder?“, fragte Tani Steve, der nur nickte. „Ja, danke sehr. Ich denke. Ich überlege.“

„Hey, ehm, ich habe gedacht ich könnte ein paar Möbelgeschäfte anrufen“, sagte Danny, wedelte mit einem Buch in der Hand herum, während Steve immer noch über seinen nächsten Zug nachdachte. „Vielleicht finden wir ein paar Sessel.“

„Wofür denn? Was willst du denn mit Sesseln?“, fragte Steve nach. „Sessel. Für das Wartezimmer im Restaurant“, klärte Danny Steve auf. „Nein, das will ich nicht“, sagte Steve, setzte seine nächste Figur und legte sich leicht genervt eine Hand über die Augen.

„Du willst keine Sessel im Wartezimmer?“, fragte Danny verwirrt nach. „Ich will gar kein Wartezimmer haben, Danny!“, sagte Steve, blickte zu seinem Freund. „Was redest du da? Neulich hat dir die Idee doch gut gefallen.“ „Nein! Ich fand sie schon von Anfang an scheiße. Ich dachte mir, da wir wohl sowieso sterben, rege dich nicht unnötig auf“, erklärte Steve, den Blick auf das Schachbrett gerichtet.

„Ohh! Aber jetzt ist es okay mich aufzuregen? Willst du das damit sagen?“ Danny hatte sich aufgesetzt, sah Steve auffordernd an. „Das ist was anderes“, antwortete Steve. „Kannst du bitte mal deinen Zug machen?“, verlangte Tani genervt zu wissen.

Steve seufzte leise, legte sich wieder eine Hand über die Augen.

„Siehst du was für ein Mensch er ist?“, wandte sich Danny an Tani. „Ich will nur, dass dir klar ist, dass er ein unverbesserlicher Egoist ist, den nur interessiert was er will, was er denkt, was er sagt…“ „Okay. Okay!“, ging Steve dazwischen, setzte seine Figur auf dem Schachfeld.

„Schachmatt!“, sagte Tani, nachdem sie Steves Figur vom Feld genommen hatte. „Ganz sicher nicht“, antwortete Steve prompt, sah angestrengt auf das Brettspiel vor ihm. „Oh doch!“, grinste Tani ihren Chef an, der nicht fassen konnte, dass er verloren hatte.

„Siehst du, was du gemacht hast?“, rief er und wandte sich zu Danny, der breit grinste. „Wegen mir? Du bist so schlecht!“ „Du hast mich unter Druck gesetzt!“, sagte Steve aufgebracht, deutete mit der rechten Hand auf das Spiel, während Tani verhalten grinste.

„Er hat dich bloß von deinem Leid erlöst. Du warst schon vor ungefähr sechs Zügen völlig am Ende“, erklärte sie, sah Steve ernst an. „Vor sechs Zügen? Ist das so?“, fragte Steve völlig baff nach. „Ja!“, nickte Tani bekräftigend.

„Ich wusste du bist schlecht im Schach!“, lachte Danny. „Ich bin nicht schlecht im Schach!“, hielt Steve dagegen, doch Tani entgegnete: „Er ist eigentlich nicht übel.“ „Danke“, sagte Steve, bedachte Danny mit einem triumphierenden Blick. „Ich bin nur viel, viel besser“, erklärte Tani trocken, stand auf und setzte sich Kopfhörer auf.

Böse sah Steve sie an, doch sie ließ sich davon nicht beeindrucken. Während Danny noch ein paar Mal wiederholte, dass Steve ziemlich schlecht in Schach sei, verließ sie den Raum, ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen.

Steve, der immer noch nicht glauben konnte, dass er verloren hatte, stieß ein genervtes „Danny!“ aus. „Was?“, wollte der Angesprochene wissen. „Manchmal lohnt es sich etwas länger nachzudenken“, versuchte Steve zu retten, was zu retten war.

„Meinst du die Sessel?“ „Nein! Die meine ich nicht. Da braucht man überhaupt nicht nachzudenken! Das ist was, worüber ich nie wieder nachdenken muss!“ „Was hast du denn? Was an der Idee ist denn so schlecht?“, wollte Danny wissen, wild mit den Händen fuchtelnd.

Genervt verdrehte Steve die Augen, stand auf und setzte sich zu seinem Freund auf das Sofa. Eindringlich sah er ihn an. Mit hochgezogenen Augenbrauen wartete Danny, doch Steve beugte sich schelmisch grinsend zu ihm.

„Ich habe eine Idee, die dir garantiert gefallen wird.“ „So?“, hakte der Kleinere nach, sah Steve kritisch an. Der beugte sich jetzt zu ihm, ließ eine Hand in seinen Nacken gleiten und zog ihn zu sich.

„Glaub bloß nicht, dass ich die Sessel vergesse, nur weil du mit mir knutschen willst!“ „Lass es uns doch einfach ausprobieren“, grinste Steve und presste seine Lippen auf die seines Freundes.

Der konnte sich ein genießerisches Seufzen nicht verkneifen und schob seine Hände auf Steves Rücken, strich über den Stoff von dessen T-Shirt.

„Hey! Nehmt euch ein Zimmer!“, rief Tani, die das provisorische Wohnzimmer mit Junior im Schlepptau betreten hatte.

Seufzend lösten die Beiden sich voneinander. Danny strich sich mit einer Hand durch die leicht zerzausten Haare und murmelte: „Ich bin froh, wenn wir hier bald wieder raus sind.“ „Ich auch“, stimmte Steve ihm zu, legte einen Arm um Danny und zog ihn an sich, küsste ihn auf die Schläfe.

Aloha wau ia 'oeTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang