19. Kapitel

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Kaden POV

,,Hatschi!"

Ein lautes Niesen entkommt mir und ich greife nach der Taschentuchbox, die auf meinem Nachttisch steht.

Nachdem ich einmal kräftig ausgeschnaubt habe, seufze ich entnervt.

Schon seit 2 Tagen fesselt mich eine heftige Erkältung ans Bett. Das ist schon komisch, da ich eigentlich sehr selten krank werde und erst recht nicht so sehr. Auch Kälte kann ich relativ gut ab. Und trotzdem liege ich hier wie eine Rotzschleuder und verteile meine Bakterien.

Ich bin mir auch nicht sicher, wo ich diese Erklärung her habe. Allerdings hege ich den Verdacht, dass Jane's und meine Schneeschlacht einen gewissen Anteil her macht. Dieses Mädchen macht nicht nur mich schwach, sondern auch mein Immunsystem.

Jedenfalls hasse ich dieses Gefühl. Ich fühle mich schwach und am liebsten würde ich den ganzen Tag im Bett liegen. Mein Kopf dröhnt und meine Nase läuft ununterbrochen.

Gestern musste ich mich erstmal zum nächsten Supermarkt schleppen um Taschentücher zu kaufen, da ich nicht so viele zu Hause hatte und die schnell alle waren. Ich meine, wer rechnet auch mit sowas? Ich jedenfalls nicht.

Auf einmal klingelt mein Handy. Ich greife ächzend danach und sehe drauf. Eine Nachricht von Lance.

Hey, kommst du noch? Wir warten schon alle auf dich.

Ich schlage mir die Hand an die Stirn. Mist, da war ja was. Lance, Lauren und Jane haben da anscheinend so eine Tradition. Jedes Jahr treffen sie sich an Weihnachten in einer Bäckerei und verbringen dort den Morgen zusammen, tauschen Geschenke aus und plaudern in Ruhe. Dieses Jahr haben sie mich eingeladen mitzukommen, doch aufgrund meiner Erkältung kann ich nicht kommen. Leider habe ich gar nicht mehr daran gedacht, weshalb ich auch vergessen habe ihnen zu sagen, dass ich nicht kommen werde.

Sorry, aber das wird nichts mehr. Ich habe mir eine ziemliche Erkältung eingeholt und liege schon den ganzen Tag im Bett. Leider habe ich vergessen abzusagen. Ich hoffe, ihr habt trotzdem Spaß.

Nachdem ich die Nachricht getippt habe, drücke ich auf Senden und lasse meinen Kopf zurück ins Kissen sinken.

Keine Minute später klingelt es wieder.

Das ist natürlich doof :( Aber trotzdem frohe Weihnachten!

Ich antworte mit einem ,,ok" und sende ebenfalls Grüße, bevor ich mein Handy wegpacke und erschöpft die Augen schließe.

Kurz darauf bin ich auch schon eingeschlafen.
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Als ich aufwache, ist die Sonne bereits vom Himmel verschwunden und Dunkelheit breitet sich über der Stadt aus.

Überrascht sehe ich auf mein Handy.

17:26 Uhr.

Hatte ich wirklich so lange geschlafen?

Ich strecke meine verschlafenen Glieder und setzte mich auf. Ich fühle mich definitiv besser, aber die Erkältung macht mir noch immer zu schaffen.

Meine Kehle ist trocken und lechzt nach Flüssigkeit. Ich schwinge meine Beine über die Bettkante und gehe in die Küche. Dort fülle ich mir Wasser in ein Glas und trinke es in raschen Zügen aus. Die Flüssigkeit rinnt meine Kehle hinab und lindert den brennenden Durst.

Ich stelle gerade das Glas weg und will mich wieder ins Bett legen, als es an meiner Haustür klingelt.

Wer könnte das sein?

Soweit ich weiß, bekomme ich heute keinen Besuch mehr. Nun etwas vorsichtig schleiche ich mich zur Tür und öffne diese langsam.

,,Jane?", frage ich überrascht, ,,Was tust du hier?"

Neben ihrer roten Mütze trägt sie kleinen Rucksack bei sich und strahlt mich an.

,,Hey Kaden.", sagt sie fröhlich, ,,Kann ich reinkommen?" Ich nicke nur und trete zur Seite. Dann schließe ich die Tür hinter ihr.

Wir gehen zurück in mein Zimmer und ich lasse mich wieder in mein Bett fallen.

Jane kichert über meine Handlung und ich frage: ,,Also, was gibts?"

Sie setzt sich neben mir aufs Bett. ,,Ich wollte dich besuchen kommen.", sagt sie, als wäre es das Selbstverständlichichste der Welt, ,,Heute ist ja Weihnachten und ich wollte nicht, dass du allein sein musst."

Ich lächle sanft. ,,Das ist wirklich nett von dir. Aber willst du nicht lieber mit deinem Vater feiern?"
Ich weiß, wie wichtig es ihr ist, bei ihrem Vater zu sein.

,,Ja schon, aber ich wollte nur mal kurz bei dir vorbeischauen und sicher stellen, dass es dir gut geht. Außerdem ist heute Weihnachten und da sollte keiner allein sein." Sie lächelt mich an und hantiert an ihrem Rucksack herum.

Ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus, als ich sie so ansehe. Ihre Wangen sind gerötet von der Kälte draußen, dennoch funkeln ihre Augen wie Sterne in der Nacht. Ich kann mich einfach nicht dazu bringen wegzusehen.

,,Hier.", reißt sie mich aus meiner Trance und drückt mir eine Dose in die Hand.

Warum reagiere ich so auf sie?

Verdammt, Körper wehr dich doch.

,,Was ist das?", frage ich und betrachte die Dose in meiner Hand. Jane schenkt mir ein unschuldiges Lächeln. ,,Mach auf und sieh selbst."

Vorsichtig öffne ich die Dose und ein köstlicher Duft erreicht meine Nase. ,,Das ist Suppe gegen deine Erkältung.", erklärt sie, ,,Die hab ich selbst gemacht." Dabei sieht sie sehr stolz aus.

,,Danke.", sage ich ehrlich. Am liebsten würde ich die Suppe sofort essen, nur habe ich keine Kraft jetzt in die Küche zu gehen und mir einen Löffel zu holen.

,,Warte kurz.", meint Jane und verschwindet kurz, bevor sie wiederkommt. Sie hält einen Löffel hoch und setzt ich zu mir. Die Dose nimmt sie mir aus der Hand und legt sie auf ihrem Schoß ab.

Dann schöpft sie etwas Suppe auf den Löffel und pustet darauf. Sie hält ihn mir hin und kurz sehe ich sie perplex an. Will sie mich jetzt etwa füttern? Ich bin ein König! Niemand wird mich füttern.

Aber als ich ihren warmen Blick sehe, schlucke ich meine Proteste herunter und öffne meinen Mund. Sobald meine Zunge mit der Suppe in Berührung kommt, muss ich mir ein Stöhnen verkneifen. Das schmeckt ja himmlisch.

Sie füttert mich weiter bis die Dose alle ist, was ich auch protestlos zulasse.

,,Die war köstlich, danke.", sage ich ehrlich. ,,Kein Ding.", sagt Jane fröhlich, ,,Und ich hab noch was für dich!"

Ich runzele die Stirn, während sie ihren Rucksack durchwühlt. Was könnte sie mir geben wollen?

,,Tada!" Sie hält mir ein Geschenk hin. Es ist flach und rechteckig. Dazu ist es in rotes Geschenkpapier gehüllt.

Perplex sehe ich sie an. ,,Aber ich habe gar nichts für dich." Tatsälich machen sich sogar kleine Schuldgefühle in mir breit. Jane jedoch winkt ab. ,,Ist schon okay. Und jetzt mach es schon auf."

Ich kichere über ihre Kindlichkeit und öffne vorsichtig das Geschenk.

Zum Vorschein kommt ein schwarzer Bilderrahmen mit einem Bild. Von uns. Mir und Jane. An Halloween.

,,Damit deine Wohnung nicht mehr so kahl ist.", sagt sie lächelnd. ,,Danke.", wispere ich und betrachte das Bild. Wir sehen so glücklich aus.

,,Ich freue mich, dass es dir gefällt.", sagt sie, ,,Allerdings muss ich jetzt los. Mein Vater wartet sicher schon."

Ich nicke. ,,Soll ich dich noch zur Tür begleiten?" Jane schüttelt den Kopf. ,,Das ist nicht nötig, danke. Du solltest dich ausruhen."

Dann beugt sie sich zu mir runter und küsst mich auf die Wange. ,,Frohe Weihnachten, Kaden." Damit verlässt sie mein Zimmer und kurz darauf höre ich die Tür ins Schloss fallen.

Aber ich sitze stocksteif in meinem Bett und bin wie gelähmt.

Warum hat sie nur so einen Einfluss auf mich? Was macht sie mit mir?

Körper, setz dich zur Wehr, verdammt nochmal!

Aber...vielleicht will ich das auch gar nicht.

Undercover enemy (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now