3. Kapitel

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Jane POV

Seufzend gehe ich durch die Hallen der Schule. Der heutige Tag war doch ziemlich aufregend.

Nächste Woche ist endlich das Projekt, auf das ich mich schon das ganze Jahr über freue.

Und dann war da noch er.

Irgendwie geht er mir nicht aus dem Kopf. Ich weiß selbst nicht mal wieso. Anfangs war ich sauer, dass er einfach so in mich hineingerannt ist. Aber als er mich mit seinen schönen grünen Augen angesehen hat, war meine Wut verpufft und wurde durch Neugier ersetzt.

Er ist definitiv der schönste Mann, den ich je gesehen habe. Mit seinen smaragdgrünen Augen, dem gemeißelten Kiefer und seinen braunen Haaren. Und um ehrlich zu sein, würde ich lügen, wenn ich sagen würde, dass mich der Anblick seines muskulösen Oberkörpers kalt gelassen hätte. Oder der seiner Tattoos. Aber egal wie attraktiv ich ihn finde, er ist wahrscheinlich ein Player und genau wie alle anderen Jungs: interessiert sich nur fürs Aussehen und nicht für den Charakter.

Er muss neu sein, denn ich habe ihn hier noch nie gesehen.

Ich sehe an mir herunter. Sein T-Shirt trage ich immer noch. Es riecht nach ihm. Ich schließe die Augen und atme tief ein. Sein Duft ist so beruhigend. Ich denke ich werde das T-Shirt behalten. Er wird sicherlich eine Menge davon haben.

Meine Gedanken wandern weiter. Er hat irgendwas an sich. Irgendwas Dunkles, Geheimnisvolles. Nur kann ich das leider nicht zu ordnen. Und ich habe keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist.

Gedankenversunken verlasse ich das Schulgebäude und werde von lautem Gekreische aus meinen Gedanken gerissen. Ich sehe auf und blicke direkt in eine wilde Horde Mädchen, die wie Raubtiere um ihre Beute, um etwas schwirren.

Verwirrt runzele ich die Stirn. Also entweder ist da gerade irgendeine Berühmtheit oder diese Mädchen haben mal wieder einen heißen Typen entdeckt.

Beim genaueren Hinsehen bestätigt sich letzteres.

Tatsächlich steht er dort, der schönste Mann den ich je gesehen habe, immer noch hemdlos, wie ich ihn heute Morgen zurückgelassen habe.

Erst will ich einfach weitergehen. Als Player wird er sich über diese Aufmerksamkeit sicherlich freuen. Doch dann sehe ich genauer hin. Er lächelt und versucht sich zu behaupten, aber ich sehe hinter seine Fassade. Sein Lächeln ist aufgesetzt, sein Körper angespannt und er sieht überhaupt nicht glücklich aus. Es scheint, als wäre er vollkommen überfordert mit der Situation.

Plötzlich überkommt mich ein schlechtes Gewissen. Das ist meine Schuld. Er ist nur in diese Bedrängnis geraten, weil ich ihm sein T-Shirt weggenommen habe. Nur deshalb folgen ihm diese Mädchen wie Kaugummi. Obwohl er auch mit Shirt zum Anbeißen aussieht.

Ohne einen zweiten Gedanken daran zu verschwenden, gehe ich auf die Gruppe zu und bahne mir meinen Weg bis zu ihm. Bei ihm angekommen, drücke ich mich in seine Seite und lege meine Arme um seinen Oberkörper. Ich kann spüren, wie er mich mit großen Augen von oben anstarrt und auch die Mädchen um mich herum sehen mir missbilligend zu. Ich lächle ihm beruhigend zu und wende mich dann bösem Blick an die Mädchen.

,,Was fällt euch eigentlich ein meinen Freund so zu belagern?", frage ich. Um mich herum schnappen alle nach Luft. Auch er. Ich hoffe nur er spielt mit.

,,Das glaub ich dir nicht!", schreit eines der Mädchen.

,,Ich auch nicht!", schreit ein anderes.

,,Beweis es!"

Ich kneife meine Augen zusammen. Denen werde ich es zeigen.

,,Ihr wollt einen Beweis? Den könnt ihr haben!"

Ich atme einmal tief durch. Irgendwie bin ich nervös, aber ich weiß, dass ich das schaffe.

Mein erster Kuss.

Entschlossen ziehe ich ihn zu mir runter und stelle mich auf meine Zehenspitzen. Er sieht mich mit großen Augen an.

Dann küsse ich ihn.

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Kaden POV

Ich bin wie erstarrt. Alles um mich herum verschwindet und ich kann nur noch an Jane denken. Und ihren Kuss.

Ihre Lippen sind weich und süß und ich verliere mich vollkommen darin. Ein Feuerwerk explodiert in meinem Bauch. So etwas habe ich noch nie zuvor gespürt.

Ich habe noch nie eine Frau geküsst. Es fühlt sich so gut an. Ihre Lippen auf meinen zu spüren. Ich schlinge meine Arme um ihren kleinen Körper und küsse sie zaghaft zurück.

Ich weiß nicht, wie lange wir hier stehen und uns küssen. Irgendwann zieht Jane sich zurück und am liebsten würde ich sie gleich nochmal küssen.

Erschrocken über meine Gedanken erwache ich aus meiner Trance und sehe die Mädchen um mich herum an, deren Gesichtsausdrücke von überrascht und verwirrt bis hin zu Verwirrung und Mordlust wechseln.

Jane lächelt die Mädchen an und sagt dann zuckersüß: ,,Reicht euch das als Beweis? Oder wollt ihr noch mehr sehen?"

Bei dem Gedanken daran erröte ich. Wieso? Ich weiß es nicht.

Da Jane keine Antwort bekommt, fährt sie fort: ,,Nicht? Dann entschuldigt uns bitte. Wir können es nicht ausstehen von hormonellen Teenagern belagert zu werden."

Damit schnappt sie sich meine Hand und zieht mich von der Meute weg. Ohne sich umzudrehen werde ich von Jane weiter und weiter gezerrt, bis niemand mehr in Sicht ist. Wir stellen uns in eine kleine Gasse, um nicht beobachtet zu werden. Dann dreht Jane sich um und sieht mir in die Augen. Auf einmal fallen kleine Tränen über ihre geröteten Wangen.

,,Es tut mir so leid.", sagt sie traurig, bevor sie mich umarmt und ihren Kopf in meiner Brust vergräbt. Ihre heißen Tränen landen auf meiner nackten Haut. Erstaunt sehe ich auf dieses zwei Köpfe kleinere Mädchen. Ich habe keine Ahnung wie ich mich in solchen Momenten verhalten sollte. Ich zeige nie Gefühle und die anderer kümmern mich nicht. Wieso also fühle ich mich so traurig und will sie beruhigen?

Ich will sie nicht weinen sehen. Ich will, dass sie wieder lacht und ihr fröhliches Selbst ist. Ich will ihre Tränen wegwischen und sie im Arm halten.

Also tue ich genau das. Vorsichtig lege ich meine Arme um sie und ziehe sie nah an mich ran. Ich streiche ihr beruhigend über die Haare und flüstere ihr beruhigende Dinge ins Ohr.

Eine Weile stehen wir so in dieser Gasse. Sie weint und ich halte sie einfach nur fest. Dann löst sie sich von mir und sieht mich mit geschwollenen Augen an.

,,Sorry.", murmelt sie und blickt verlegen zu Boden. Ich lege meine Finger unter ihr Kinn und hebe es an, bis sie mich ansieht.

,,Es ist alles gut. Aber warum hast du geweint?", frage ich sanft und streichle über ihre nasse Wange. Sie sieht mich erst etwas erschrocken an, lächelt dann aber. Auch ich bin erstaunt über meine Sanftheit.

Und zum hundertsten mal heute frage ich mich: Was macht sie nur mit mir? Warum fühle ich mich so komisch um sie herum?

,,Das ist alles meine Schuld.", sagt sie traurig.

Ich runzele die Stirn. ,,Was meinst du?"

Sie sieht mich an. ,,Die ganzen Mädchen waren nur wegen mir hinter dir her. Wenn ich dir dein Shirt nicht weggenommen hätte, wäre das Schlamassel nicht passiert."

Sie denkt also wirklich das wäre ihre Schuld. Ich lache sanft über ihr Unschuld.

,,Das ist nicht deine Schuld. Die hätten mich so oder so verfolgt."

Ich nehme vorsichtig ihre Hand in meine. Gerade will sie protestieren, aber ich unterbreche sie.

,,Es ist okay. Hast du Hunger? Lass uns etwas essen gehen, ja?"

Sie nickt lächelnd. ,,Okay."

Ich sehe auf ihre kleine Hand in meiner Großen. Ein ungewohntes Gefühl macht sich in mir breit.

,,Lass uns gehen.", sage ich lächelnd und führe sie aus der Gasse.

,,Okay", lacht sie, ,,aber erst besorgen wir dir noch ein T-Shirt."

Undercover enemy (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now