12. Kapitel

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Hallo an alle Leser,

Ich weiß, dass ich schon eine Weile kein Kapitel mehr veröffentlicht habe, aber ich hatte einfach zu viel zu tun.

Deshalb werde ich heute mehrere Kapitel veröffentlichen, so als Weihnachtsgeschenk. :)

Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten und viel Gesundheit in dieser schweren Zeit.
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Kaden POV

Mit einem Tritt in den Magen und dann einem Roundhousekick setze ich meinen Gegner außer Gefecht.

,,Sehr gut, Kaden.", lobt mich der Trainer. Ich nicke ihm zu. ,,Damit sind die Jungen jetzt fertig und die Mädchen sind an der Reihe."

Das Kampftraining läuft nun seit fast 2 Stunden. Nach dem Bogenschießen haben wir mit Nahkampf angefangen. Ich habe jeden meiner Kontrahenten problemlos besiegt. Das war auch keine große Kunst, immerhin kämpfen die hier alle nur mit ihrem Körpern und nicht mit ihrem Hirn.

Um ein guter Kämpfer zu sein, muss man seinen Körper beherrschen und auf seine Umgebung achten. Viele glauben, dass man gut kämpfen kann, wenn man ein Muskelprotz ist. Aber das stimmt so nicht ganz. Natürlich muss man eine gewisse körperliche Kraft aufbringen können, insbesondere gegen Gegner, die größer sind als man selbst, aber es ist viel wichtiger eine gewisse Intelligenz zu besitzen. Denn, egal wie groß und stark ein Konkurrent ist, mit der richtigen Strategie kann man jeden in die Knie zwingen. Ein guter Kämpfer zeichnet sich dadurch aus, die Schwächen seines Gegners zu erkennen und diese geschickt auszunutzen. Dabei sollte man auf seine eigenen Schwächen aufpassen und stets an diesen arbeiten. Niemand wird jemals unbesiegbar sein, aber man kann eigene Schwachpunkte auf ein Minimum reduzieren, so wie auch ich es tue. Wie man also sieht, kommt es nicht auf die Stärke an, sondern auf die Strategie.

Ich stoppe meinen Gedankenfluss und widme mich den Kämpfen der Mädchen. Tatsächlich bin ich gespannt wie sie sich anstellen werden. Insbesondere auf Janes Kampf bin ich neugierig. 

Da die meisten Mädchen einen kleineren und zierlicheren Körperbau haben, können sie eher durch Agilität und Schnelligkeit punkten. Bei Jungen sind dafür mehr Muskeln ausgeprägt. Zumindest ist das häufig so, natürlich gibt es auch Ausnahmen.

Also beobachte ich den ersten Kampf. So wie ich erwartet hatte, nutzen die Mädchen hier ihren Geschwindigkeit aus. Genauso wie bei mir zu Hause.

Nach einer Stunde, die sich wie eine Ewigkeit anfühlt, vielen Kämpfen und neuerkannter Strategien ist Jane dran.

Unbewusst setzte ich mich aufrecht hin, um einen besseren Blick auf das Spektakel zu bekommen.

Ihre Gegnerin ist unerwartet groß und kräftig; definitiv eine der Ausnahmen von denen ich vorhin sprach. Im Gegensatz zu diesem Mädchen erscheint Jane wie eine Ameise. Der Kampf könnte nicht unausgeglichener sein, weshalb ich umso interessierter bin. Überrascht muss ich feststellen, dass ich auf Janes Sieg hoffe.

Die beiden treten in den Ring und stellen sich gegenüber voneinander auf. Für einen kurzen Moment starren sie sich nur in die Augen, bevor die Pfeife ertönt und der Kampf beginnt.

Jane wirft ziellos ein paar Schläge auf ihre Gegnerin und tänzelt um diese herum. Natürlich werden diese von Marie, Janes Gegnerin wie ich erfahren hatte, mühelos pariert. Eine Zeit lang geht das einfach so weiter. Keine greift wirklich an und sie drehen sich praktisch nur im Kreis.

Verwirrt beobachte ich die Mädchen. Was tun sie? Ich meine, Marie hätte Jane schon längst umhauen können, sie spielt also nur mit ihr. Aber Jane? Sie ist ganz klar unterlegen, was sie vermutlich auch weiß, dennoch tut sie nichts. Wenn sie so weiter macht, wird sie verlieren.

Auf einmal verändert sich etwas. Janes Schläge werden gezielter und schneller, womit Marie zwar nicht rechnet, aber mithalten kann. Doch mit der Zeit verlangsamt sie sich. Nicht doll, aber definitiv merkbar.

Und plötzlich erkenne ich, was Jane vorhat. Sie wollte nie richtig angreifen und hat nur einfache Schläge gemacht, um ihre Kontrahentin müde zu machen. Denn Marie ist zwar stärker, aber Jane definitiv schneller und beweglicher. Genau das nutzt sie aus.

Das ist die Taktik die ich vorhin meinte.

Der Kampf geht weiter und dann lässt Marie ihre Deckung offen. Ihr Bauch ist ungeschützt und Jane setzt zu einem Schlag an.

Das wird Marie definitiv schwächen.

Doch anstatt zu zuschlagen, täuscht Jane nur an. Ich runzele die Stirn. Was macht sie denn da? Dieser Treffer hätte sie in Führung bringen können.

Doch dann vollführt Jane eine unglaublich schnelle Drehung und  setzt zu einem Tritt an. Marie, die durch die Antäuschung ihr Gesicht ungeschützt gelassen hatte, bekam diesen direkt gegen ihre Stirn. Der Tritt war nicht stark genug um sie zu verletzen, aber definitiv stark genug um den Kampf für sich zu entscheiden.

Genauso macht man das. Ich kann spüren, wie sich ein Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitet und Stolz mich erfüllt.

Langsam beginnt das Getuschel, während Marie immer noch am Boden liegt. Dann klatschen alle und ich kann sehen, dass Jane langsam errötet.

Alles ist gut, bis Janes Augen sich plötzlich weiten und sie ,,Oh mein Gott, es tut mir so leid!" ruft und zu Marie sprintet, um dieser aufzuhelfen.
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Nach dem Training machen wir uns auf den Weg zu meiner Wohnung. Wir gehen in angenehmem Schweigen, nur Jane summt leise vor sich hin, während sie neben mir her hüpft.

Nach einer Weile bricht sie das Schweigen. ,,Konntest du eigentlich schon immer so gut kämpfen?"

Ich zucke mit den Schultern. ,,Ich hatte schon immer ein gewisses Talent dafür und habe irgendwann angefangen gezielt zu trainieren. Warum fragst du?"

,,Nur so", antwortet sie, ,,Ich habe mich einfach nur gefragt wieso du mit dem Kämpfen angefangen hast. Immerhin hat jeder einen Grund und ich wollte einfach nur deinen wissen."

Ich lächle leicht. ,,Ob du es glaubst oder nicht, auch ich bin nicht frei von Erwartungen. Ich musste schon früh lernen auf eigenen Füßen zu stehen. Zwar habe ich nicht die selben Gründe und Erfahrungen wie du, aber auch ich möchte die beschützen, die ich liebe."

Das klingt ja mal dermaßen kitschig. Habe ich das gerade wirklich gesagt?

Jane nickt. ,,Ich weiß, was du meinst. Du bist mir auch keine Erklärung schuldig oder sowas. Es war einfach nur etwas, das ich wissen wollte."

,,Richt-", bevor ich meine Antwort beenden kann, werde ich durch ein Quietschen unterbrochen. Ich sehe mich verwirrt um, nur um eine entzückte Jane zu sehen, die sich vor einen kleinen Hund gekniet hat. Ich glaube, dass es ein  kleiner Yorkshire ist. Aber was weiß ich schon, ich bin ja kein Hundeexperte.

Jedenfalls überschüttet Jane den kleinen Hund, nachdem sie die ältere Dame gefragt hatte, gerade mit Streicheleinheiten und Sachen wie ,,du bist so süß" und ,,voll knuffig". Die Besitzerin beobachtet das Ganze nur schmunzelnd.

Dann beugt sie sich zu mir rüber und flüstert mir zu: ,,Sie haben wirklich eine bezaubernde Freundin."

Ich erröte stark und will mich gerade vor der Frau rechtfertigen, doch die hat mich schon längst vergessen und schenkt ihre gesamte Aufmerksamkeit Jane.

Und so stehen wir hier an einem lauen Herbstabend, Jane streichelt glücklich einen Hund und ich sehe aus wie eine Tomate.

Wann ist mein Leben so geworden?

Undercover enemy (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now