2. Kapitel

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Kaden POV

Ich weiß nicht wie lange ich noch so auf dem Flur stehe.

Ich weiß nur, dass als ich aus meiner Starte erwache, die Schulklingel ertönt und das Ende des Unterrichts ankündigt.

Schüler strömen von überall aus den Räumen, zu ihren Spinden, Freunden oder zum nächsten Raum. Im Vorbeigehen sehen sie mich alle an.

Natürlich fragen sie sich wieso ich hier ohne Hemd stehe. Die Meisten bleiben sogar stehen um meine Tattoos zu bewundern.

Ich habe viele Tattoos. Einige am Arm, an der Brust und am Rücken. Ich glaube sogar, dass einigen Mädchen der Speichel aus dem Mund läuft.

Allerdings stört mich das gerade nicht im Geringsten. Was mich stört ist dieses Mädchen.

Wer ist sie? Und wieso habe ich sie mich berühren lassen? Es hat mich nicht einmal gestört, so wie es bei anderen Frauen der Fall wäre. Irgendwie habe ich ihre Berührung sogar genossen.

Was ist nur los mit mir? Wieso schlägt mein Herz, von dem ich nicht einmal wusste das ich es hatte, auf einmal so schnell? Ich lege meine Hand auf meine Brust um mich zu vergewissern. Und tatsächlich. Es rast als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen.

Verwirrt sehe ich von der Hand auf meiner Brust auf. Was hat dieses Mädchen nur mit mir gemacht? Und was ist das für ein Gefühl, das sich in mir ausbreitet?

Bevor ich dieses Gefühl ergründen kann, reißt mich eine Hand auf meiner Schulter aus meinen Gedanken. Ich fahre herum und sehe Lance, der mich verwundert anschaut.

,,Alter, was ist denn mit dir passiert?", fragt er lachend. Mürrisch sehe ich ihn an. Oh wie groß ist die Versuchung ihm hier und jetzt den Hals umzudrehen. Aber ich erinnere mich an meine Rolle.

,,Lass uns das wo anders besprechen.", sage ich und ziehe ihn mit mir in die Cafeteria. Dort angekommen, steuere ich auf einen Tisch in der hintersten Ecke zu und lasse mich auf einen Stuhl fallen.

,,Jetzt sag schon was ist passiert?", drängt Lance, seine Neugierde durch mein Verhalten geweckt. Ich seufze, als ich an eben zurück denke. Dann erzähle ich ihm von den Geschehnissen.

Als ich fertig erzählt habe, bricht Lance in Gelächter aus. ,,Zu geil, haha. Die muss du mir unbedingt mal zeigen." Ich sehe ihn nur missbilligend an. Wie kann man nur so eine nervige Person sein?

,,Na klar", sage ich nur um das Thema wechseln zu können, ,,Was steht heute noch so an?"

Lance überlegt kurz, bevor er erzählt: ,,Ich stelle dir nachher noch meine Freundin Lauren und ihre beste Freundin vor."

Ich nicke nur kurz und sehe auf. Ich lasse meinen Blick über die essenden Teenager gleiten, bis jemand seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Einen Moment lang glaube ich, dass ich mich täusche, doch tatsächlich. Es ist sie.

Sie trägt noch immer mein T-Shirt, nur das sie es sich nun in  die Hose gesteckt hat. Auch wenn es nur ein einfaches schwarzes Shirt ist, bringt allein ihre Präsenz es zum Glänzen. Ihr glockenhelles Lachen schallt bis zu mir und erst jetzt fällt mir auf, dass ich nicht der einzige Junge bin der sie ansieht. Alle Augen in der Cafeteria sind auf sie gerichtet. Aber sie bekommt davon überhaupt nichts mit. Vielleicht ist sie diese Aufmerksamkeit schon gewohnt. Vielleicht ist sie zu sehr in das Gespräch mit den Mädchen an ihrem Tisch verwickelt.

Ich weiß nur, dass ich den unbändigen Drang habe zu erfahren wer sie ist. Also drehe ich mich zu Lance, der sie ebenfalls ansieht, und tippe ihn an.

,,Wer ist das?", frage ich, während ich auf sie deute.

Lance grinst. ,,Das ist Jane. Das Mädel ist echt heiß und hat einen richtig geilen Körper." Als er merkt, wie ich wieder zu ihr sehe, lacht er und fügt noch hinzu: ,,Mach dir keine Hoffnungen. So ziemlich jeder Junge hier fährt auf sie ab. Aber sie hat sich noch nie für einen interessiert. Obwohl ich auch mal gerne was mit ihr hätte." 

Ich runzele die Stirn. ,,Hast du nicht eine Freundin?", frage ich etwas verwirrt.

,,Das stimmt zwar, aber zwei sind doch auch gut." Dabei grinst er ekelhaft. Innerlich frage ich mich wie man so sein kann. Äußerlich tue ich so als würde ich zu stimmen.

Dann sehe ich wieder zu ihr.

Jane.

Ein wunderschöner Name. Ich weiß nicht wieso, aber irgendetwas in mir will sie kennenlernen oder vielleicht sogar mehr. Zum wiederholten Male heute ertappe ich mich dabei, wie ich sie anstarre.

Sie hat irgendwas an sich. Etwas, dass ich noch nie bei einem Menschen gesehen habe. Egal wo sie hin geht, erhellt sie den Raum. Egal was sie sagt, die Welt lacht. Egal was sie tut, sie verbreitet Freude.

Noch nie in meinem Leben bin ich einer so reinen Person begegnet. Ein Gegenstück zu meiner dunklen Person.

Ich weiß nicht, wie lange ich hier sitze und sie anstarre und über sie nachdenke, nur das die Klingel ertönt und Lance mich aus der Cafeteria in unseren nächsten Unterricht zieht.

Nur das ich mich nicht auf den Unterricht konzentrieren kann. Denn meine Gedanken sind bei ihr.
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,,Und denkt an den Ausflug nächste Woche. Das ist extrem wichtig für eure Ausbildung. Außerdem-", beginnt die alte Schlange, doch der Rest ihrer Rede wird von der Klingel unterbrochen und von den lauten Schülern übertönt.

Alle stürmen aus dem Raum und ich atme aus. Endlich Schluss. Ehrlich gesagt habe ich mir meinen ersten Tag hier nicht so vorgestellt.

Na ja, ich habe nicht damit rechnet hemdlos durch die Schule laufen zu müssen, weil ich zu berauscht von einem Mädchen war, das mir mein T-Shirt geklaut hat. Damit hätte wohl niemand gerechnet.

Apropos hemdlos. Die Mädchen hier finden es wirklich toll mich oben ohne herum laufen zu sehen. Schon den ganzen Tag folgen mir irgendwelche kichernden Mädchen und das ziemlich auffällig.

Auch jetzt bildet sich langsam eine Gruppe von Mädchen, die anfangen mir hinterher zukommen.

Ich weiß nicht ob ich Jane dafür danken soll, dass mir die Mädchen hier praktisch aus der Hand fressen oder ob ich sauer auf sie seien sollte.

Ich seufze. Nicht mehr lange und ich bin in meiner Wohnung. Sie liegt nur 5 Minuten von der Schule entfernt. Bis dahin werde ich die Mädchen schon abgeschüttelt haben.

Aber das ist leichter gesagt als getan. Vor mir hat sich regelrecht eine Mauer von kreischenden Teenagern gebildet. Auf einmal kommen sie von allen Seiten auf mich zu und kreisen mich ein.

Panik beginnt in mir aufzusteigen. Ich hatte es noch nie mit so vielen Mädchen auf einmal zu tun.

Sie berühren mich überall und rufen wild Dinge durcheinander, doch die Wörter verschwimmen ineinander.

Ich kann nicht mehr klar denken. Ich fühle mich in ein Loch ohne Boden gedrängt und kann nicht entkommen. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so hilflos und verzweifelt gefühlt wie jetzt. Ich bin einfach überfordert.

Doch dann sehe ich ein Licht am Ende des Lochs. Wie ein Engel schwebt sie durch die kreischenden Mädchen und bahnt sich ihren Weg bis zu mir.

Jane.

Ich vergesse alles um mich herum und sehe nur noch sie.

Dann ist sie bei mir angekommen. Sie drückt sich in meine Seite und schlingt ihre Arme um meinen Oberkörper.

Ich erstarre vollständig. Was tut sie? Mein Herz rast in meiner Brust.

Jane lächelt mich erst an, bevor sie sich an die Meute wendet und diese mit einem bösen Blick versieht.

,,Was fällt euch eigentlich ein meinen Freund so zu belagern?", fragt sie und mit bleibt die Luft weg. Ihr Freund? Wie in ein Paar?

Verblüfft sehe ich auf sie herunter. Keuchen geht von den Mädchen um uns aus. Was versucht sie damit zu bewirken?

,,Das glaub ich dir nicht!", schreit eines der Mädchen aufgebracht.

,,Ich auch nicht!"

,,Beweis es!"

Jane kneift ihre Augen zusammen.

,,Ihr wollt einen Beweis? Den könnt ihr haben!"

Damit zieht sie mich völlig überrumpelt zu sich runter und mit großen Augen beobachte ich wie sie sich auf ihre Zehenspitzen stellt.

Dann liegen ihre Lippen auf meinen.

Undercover enemy (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now