Yuwin - Yuta ist nicht da

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Winwin bekommt eine Panikattacke, weil Yuta nicht bei seinem Auftritt dabei sein kann.

Es ist bekannt, dass Winwin ein introvertierter Mensch ist - nicht nur seine Bandmitglieder wissen es, sondern auch die Fans. Er gerät leicht in Panik wenn er sich in einer Menschenmasse befindet, oder ihm jemand zu nahe kommt.

Diese Eigenschaften sind nicht gerade gut dafür, dass er ein ziemlich bekanntes K-Pop-Idol ist mit einer großen Menge an Fans. Und diese Fans können nun mal sehr laut werden, besonders wenn ihre Lieblingsband gerade vor ihnen steht.

Winwin hatte schon immer bei seinen Auftritten damit zu kämpfen.

Normalerweise hilft Yuta ihm immer. Seine Anwesenheit verleiht Winwin jedes Mal wieder eine Art innere Ruhe, die er bisher durch keine Atemtechnik alleine erreichen konnte.

Es gibt nur ein Problem... Heute ist Yuta nicht da.

Es ist Mittwoch und WayV führt heute ihr neues Comeback das erste Mal live vor Zuschauern auf.

Die anderen Untergruppen von NCT wurden aus Marketing-Gründen nicht zu der Premiere eingeladen.

Verständlich nach Winwin, es ist ja nicht das Comeback der Dreamies oder von NCT 127.

Dennoch kann er die leichte Nervosität nicht abschütteln, die ihn seit dem Moment befallen hat, als ihm und seinen Mitgliedern heute Morgen erklärt wurde, dass die anderen nicht dabei sein können.

Aber Yuta hat ihm versichert, dass er das schafft. Der Ältere hat ihm bestimmt 100 Gründe aufgeführt, wieso Winwin das ganz toll machen wird, auch wenn er nicht dabei sein kann.

Dennoch hat er sich das Versprechen vom Management eingeholt, dass Yuta seinen Auftritt live über sein Handy mitverfolgen kann.

Es bleibt ihm also nicht anderes, als sich selbst zu beruhigen und zu versuchen, das Ganze trotz seines inneren Kampfes so gut wie möglich hinter sich zu bringen.

Er hat sich etwas vorgenommen, er möchte Yuta stolz machen. Er ist nicht schwach oder verängstigt. Er gibt heute sein Bestes und beweist seinen Fans uns seinem Freund wieder mal seinen Wert.

Während des Tanzens hat Winwin es noch nicht gemerkt. Wenn er tanzt, fokussiert sich sein Kopf nur auf die Dinge, die sein Körper macht. Er blendet die Hintergrundgeräusche aus und alles, was zählt, sind die Musik und die Bewegung, die er zu den Klängen macht.

Doch jetzt ist das Tanzen vorbei und langsam aber sicher kommt er wieder im Hier und Jetzt an.

Die Geräusche, die vorher nur dumpfe Klänge waren, sind jetzt Schreie. Die verschwommenen Flecken, die er am Rand seines Blickfelds ausmachen konnte, sind jetzt mehrere Tausend Menschen, die alle zusammengedrängt versuchen, so weit wie möglich an die Band heranzukommen. An ihn heranzukommen.

Es fängt langsam an. Erst kaum zu bemerken fühlt er ein stetig wachsendes Gewicht auf seiner Brust und während Kun sich bei den Fans für den tollen Auftritt bedankt, kann Winwin nur versuchen, sein Lächeln zu behalten, während sich in seinem Kopf langsam anfängt, alles zu drehen.

Du musst Yuta stolz machen, zeig ihm, dass du das schaffen kannst.

Das Gefühl der Bedrängung wächst weiter an, wenn er sieht, wie nun alle Scheinwerfer auf ihn gerichtet werden.

Nervös fangen seine Hände wie von selbst an, nach dem Kragen seines zugeknöpften Hemdes zu greifen.

Es ist zu eng.

Winwins Finger fangen an zu zittern. Während er versucht, aufmerksam Kun weiter zuzuhören, greift er - hoffentlich so unauffällig wie möglich - nach dem obersten Knopf und versucht zittrig, ihn zu öffnen.

Es funktioniert nicht, seine Hände sind zu unruhig und seine schwitzigen Fingerkuppen rutschen immer wieder von dem kleinen runden Gegenstand ab.

Das Atmen wird mittlerweile schwerer und sein ohnehin schon verkrampftes Lächeln verschwindet langsam aber sicher von seinem Gesicht.

Die Menge wird mit einem Mal lauter. Kun muss den nächsten Song angesagt haben.

Wenn Winwin sich doch nur erinnern könnte, welches Lied es nochmal war.

Der Druck auf seinen Ohren steigt. Er hat das Gefühl, als würde sein Kopf von dem Pochen gleich explodieren und seine Hände spürt er an diesem Punkt nicht mehr.

Alles zieht sich zusammen und in seinem Blickfeld tauchen Punkte auf. Die Scheinwerfer verschwimmen und die Menschen vor ihm sind alles nur noch auf ihn gerichtete Augen. Augen, die ihn beobachten, Augen, die ihn verurteilen.

In einem letzten Versuch, sich zusammenzureißen, sucht er die Masse ab. Sucht nach einem bestimmten Gesicht. Nach Yutas Gesicht. Er findet es nicht.

Yuta ist nicht hier.

Sein Shirt ist nass. Ob von dem Angstschweiß oder den Tränen, die auf einmal über seine Wangen strömen, weiß er nicht.

Er kriegt keine Luft hektisch zieht er an seinem Shirt und versucht, es irgendwie aufzureißen. Es funktioniert nicht.

Sein Hals schnürt sich zu.

Jetzt steht jemand vor ihm. Das Gesicht kommt ihm bekannt vor, aber sein Gehirn kann keine Verbindungen ziehen. Winwins Blick fokussiert sich, nur um gleich zu erkennen, dass es nicht Yuta ist, der vor ihm steht.

Nur ein weiteres Gesicht in der Masse, die um ihn herum immer lauter zu werden scheint. Er fühlt Hände. Hände in seinem Gesicht, an seinen Seiten und an seiner Schulter.

Er zuckt zusammen und weicht zurück. Sie sollen ihn nicht anfassen. Bitte nicht mehr anfassen.

Er versucht auszuweichen, stolpert rückwärts.

Wohin?

Egal wohin, nur weg von der Masse.

Er stolpert, seine Beine knicken weg.

Winwin fällt.

Sein Körper fällt und während er sich schon für den Aufprall bereit macht, kommt da keiner.

Seine Landung wird aufgefangen. Und da sind Augen. Keine verurteilenden, es sind zwei wunderschöne dunkle Augen.

Winwins Blick wird wieder ein wenig klarer. Er sieht eine sanfte Nase, rosafarbene Lippen und ein weiches Kinn.

Ein Gefühl der Hoffnung fängt an, sich in seinem Körper auszubreiten. Er kann seine Hände wieder fühlen und das konstante Rauschen in seinen Ohren wird leiser.

"Yuta?"

Ein Lächeln.

Yuta ist hier, Yuta ist hier, Yuta ist hier.

"Es wird alles wieder gut", versichert ihm Yutas sanfte Stimme. Und er glaubt ihm. Er vertraut ihm.

Alles wird wieder gut.

Er spürt einen Arm um seine Schulter und einen unter seinen Knien, dann wird er auch schon von Yuta weggetragen. Weg von den Scheinwerfern, von den Menschen, von den Blicken und den Kameras.

Er lehnt seinen Kopf an die Brust des Älteren und atmet tief seinen Geruch ein. Ja, jetzt kann er wieder atmen. Er nimmt einen weiteren Atemzug. Langsam driftet er ab, erlaubt seinem Körper zu entspannen und abzuschalten.

Er ist bei Yuta. Jetzt ist er sicher.

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k-pop bxb-oneshotsOnde histórias criam vida. Descubra agora