nostalgia

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Lisa schläft, während ich fokussiert auf die dunkle Straße blicke und über meinem Bruder nachdenke.
Ich konnte mich bei ihm nicht verabschieden, da ich mich nicht getraut habe, ihm direkt die Wahrheits zu sagen. Damit er weiß was ich vor habe, hatte ich ihm und Soyeon einen Brief geschrieben. In dem Brief erklärte ich was ich plane und das sie sich keine Sorgen machen sollen, da ich in einer Woche zurückkehren werde. Das denke ich zumindest. Ich weiß, dass er gerade ausrastet und kein Auge zudrücken kann. Ich weiß, dass ich es nicht tun sollte, aber wenn niemand was macht, sitzt dieser Mann immer noch in seiner hohen Position ohne jegliche Strafen. Wenn ich genug Beweise habe, kann ich erst zurückkehren. Ich muss verstehen was los ist, damit sowohl Lisas und seine Strafen staatlich geregelt werden. Meine Strafe wird auch dazu kommen, wobei ich es auch offen und ehrlich gestehen werde. Ich bin meinen einzelnen Schritten bewusst und... Ich werde die bevorstehenden Konsequenzen akzeptieren müssen. Egal wie sie ausgehen wird...

Da ist noch etwas was mir unklar ist. Wo sind ihre Leute? Vielleicht weiß Lisa etwas.
Ich glaube echt nicht, dass ich mit ihr im Auto sitze. Ich dachte echt, dass ich sie nie wieder sehen muss. Hätte ich sie nicht aus dem Gefängnis gebracht, wäre sie jetzt tot und niemand würde was davon wissen.

~
,,Ehm... was machen wir hier?", runzelt Lisa die Stirn beim Anblick eines alten und leeren Hauses.
,,Ich hab keine Villa, aber hauptsächlich ein Dach über den Kopf. Bei Beschwerden kannst du im Auto schlafen.", gebe ich gleichgültig von mir und laufe durch die offene und quietschende Tür.
,,Mein Bruder und ich hatten uns meistens hier aufgehalten, während die anderen Kinder in der Mensa des Waisenheim waren.", erzähle ich und durchlaufe mit sowohl schlechten als guten Erinnerung durch das Haus.
,,Du bist ein Waisenkind gewesen?"
Ich antworte nicht auf ihre Frage und öffne schließlich den Raum den ich manchmal in meinen Träumen sehe.
Die Matratze und die Decke, die mit Hilfe von aufgebauten Stöckern darüber hängt. die vielen Kinderbücher, Spielzeuge und die Jacke meines Bruders, die auf der dreckigen Matratze liegt. Ich nehme sie in die Hand und klopfe Insekten und Dreck ab. Seine blaue Regenjacke. Er würde verrückt gehen, wenn er weiß, dass ich sie wieder gefunden habe.
,,Lass mich raten. Hier habt ihr gechillt."
,,Genau.", lächel ich und falle in den guten Erinnerungen zurück.
,,Warte mal werden wir hier schlafen?!"
Mein Lächeln verfliegt und wende mich ihr zu.
,,Nicht in dem Raum. Der hier ist mir wichtig. Geh in den Nebenraum und warte dort. Ich muss was aus dem Auto besorgen."
,,Seit wann bist du mein Boss?", nuschelt sie genervt und verschränkt ihre Arme ineinander.
Ich ignoriere ihre Aussage und verlasse den Raum.

Ich komme mit einer großen Tasche, die die nötigen Sachen beinhaltet und sehe Lisa die im Nebenraum bereits auf mich wartet. Es ist leer und dreckig.
,,Sieht ja schlimmer aus als das Gefängnis.", kritisiert sie den Raum und betrachtet jede Ecke angeeckelt an.
,,Es ist nur für eine Nacht.", verdrehe ich die Augen und lege die Tasche ab.
,,Was ist da drine?"
,,Zeug. Entweder du hilfst mir oder du wartest ruhig in der Ecke."
,,Ich werde nichts von beiden tun."
,,Oh man...", gebe ich genervt von mir und hole die Sachen aus der Tasche. Eine aufblasbare Matratze, eine Decke, Kissen, Essen und Arztkoffer.
,,Das ist für dich. Ich werde im anderen Zimmer schlafen.", überreiche ich ihr das Schlafzeug, aber kriege keine Beachtung ihrerseits. Stattdessen starrt sie den Erste-Hilfe-Kasten an
,,Wofür dieser Kasten?"
,,Den habe ich ehrlich gesagt aus Panik eingepackt. Ich gehe mal davon aus, dass du den auch brauchst.", lasse ich es neben ihren Füßen liegen und verlasse erneut den Raum, um dann den Raum meiner Kindheit zu betreten.
Ich hebe ein bekanntes staubbedecktes Buch auf, klopfe die Matratze etwas ab und setze mich hin. Dieses Buch kriegt eine kurze Reinigung und schon kann ich das Buch öffnen. Als ich einen angekritzelten Dinosaurier entdecke, entwischt mir Lachen mit voller Nostalgie. Das war das Lieblingsbuch meines Bruders, aber mein kleines freches Ich hatte sich den Spaß erlaubt, die Bilder im Buch zu ruinieren. Man war er wütend!
Ich sehe mich um und stelle mir diese eine Frage. Soll ich die Bücher mitnehmen?

She 》BP|BTSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt