Kapitel 9

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Bei mir zuhause angekommen parkte ich den Wagen in der Garage und stieg die Stufen zu meiner Eingangstür empor. Die Willkommensfußmatte strahlte mir entgegen. Also nicht wortwörtlich, aber heute fiel sie mir mehr auf, als an anderen Tagen.

'Ach Jay, wieso?', fragte ich mich augenrollend, lächelte dann aber und schloss meine Tür auf. Im Flur lachten mich sofort die ganzen Bilder meiner Vergangenheit an. Merkwürdigerweise wirkte heute alles heller und schöner als noch vor ein paar Tagen. Nicht mal dieser Spruch an der Wand störte mich heute wirklich. Dieses Mal wirkte einfach alles fröhlicher auf mich.

Mit einem Lächeln auf den Lippen hängte ich meine Jacke an den Hacken. Ich hatte mich, seit ich George getroffen hatte, so sehr verändert und das wirkte sich sogar auf meine Umgebung aus. Ob ich das gut fand oder nicht, wusste ich noch nicht. Klar war es ein schönes Gefühl, endlich mal wieder den Hauch von Glück zu empfinden, aber umso glücklicher ich mich fühlte, umso mehr wuchs die Angst, dass ich Liza enttäuschte. So albern das jetzt auch klingen mochte, ich glaubte fest daran, dass sie irgendwo weiterlebte und mich beobachtete. Vielleicht als Geist, vielleicht auch im Himmel oder an irgendeinem anderen Ort. Jedenfalls akzeptierte ich den Gedanken nicht, dass sie einfach weg war.

Ich wusste nicht, ob irgendwer verstand, was ich damit meinte, aber ich hatte Angst, sie zu vergessen. Kopfschüttelnd vertrieb ich meine Gedanken schnell, denn ich wollte mir heute nicht den Kopf zerbrechen.

Ich begrüßte Rosie kurz, die im Wohnzimmer staubsaugte. Wir wechselten ein paar Worte, wie ihr Wochenende und der Geburtstag waren (Rosie erzählte mit voller Begeisterung, wie schön alles gewesen sei) und dann ging ich in mein Schlafzimmer. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und überlegte, was ich jetzt tun konnte.
Ach hätte ich doch nur Georges Angebot angenommen und hätte mit ihm etwas unternommen. Dann wäre mir jetzt zumindest nicht so langweilig.

Aber anrufen konnte ich ihn ja zum Glück. Ich nahm mein Handy und kramte den Zettel aus meiner Tasche. Dann wählte ich die Nummer und während es klingelte lehnte ich mich zurück, sodass ich mit dem Rücken an der Wand saß. Es klingelte einmal, zweimal, dreimal, so oft, bis die Mailbox dran ging.

Ich legte auf und wählte erneut. Diesmal wurde gleich nach dem zweiten Leuten aufgelegt.
Verwundert schaute ich auf mein Display. 'Gut, dann warte ich halt kurz', dachte ich mir.
Damit die Wartezeit schneller vorbei ging, lief ich in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen.
"Willst du auch einen Kaffee, Rosie? Oder einen Tee?", fragte ich meine Haushälterin, als ich am Wohnzimmer vorbei lief.
"Aber nicht doch, Miss", bekam ich als Antwort.

Trotzdem setzte ich einen Tee für sie auf und als die Getränke zubereitet waren, brachte ich ihr die Tasse. Ich stellte sie auf dem Tisch ab. "Hier Rosie, den Tee magst du doch so", sagte ich freundlich.
"Ach Miss Zendia, ich wollte keine Umstände machen." Mit einer leichten Handbewegung winkte ich ab. "Das macht doch nichts."

"Warte, ich helfe dir!", sagte ich und hob den Blumentopf vom Fensterbrett, über welches Rosie gerade mit einem Tuch wischte.
"Nein Miss!", protestierte die Amerikanerin sofort. "Sie müssen mir doch nicht helfen." Sie riss mir den Blumentopf praktisch aus den Händen und hielt ihn selber fest, während sie über die Stelle wischte.
"Warum lässt du dir nicht helfen?", fragte ich verwundert. Nachdem Rosie den Blumentopf zurück an seinen Platz gestellt hatte, drehte sie sich zu mir. 

"Miss Zendia, es ist meine Aufgabe, mich hier um alles zu kümmern. Ich werde dafür bezahlt, Sie nicht."
"Aber ...", wollte ich widersprechen, doch Rosie redete einfach weiter: "Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie mir helfen wollen, aber ich habe dabei ein schlechtes Gewissen. Sie haben mir neulich schon die fünfzig Euro geschenkt. Da kann ich jetzt nicht noch verlangen, dass Sie mir bei meiner Arbeit helfen. Also bitte lassen Sie mich einfach machen und gehen Sie sich ausruhen."

Bis ich vom Gegenteil überzeugt werde ... / George Weasley FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt