Kapitel 49

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„Brauchen wir noch irgendetwas?", fragte ich und sah auf die Einkaufsliste. Zum Glück hatte Liza sich bei mir untergehakt und führte mich durch die Menge, sonst wäre ich wohl direkt gegen jemanden gelaufen. In der Winkelgasse war es gerade so voll, dass man kaum ein paar Schritte gehen konnte, ohne jemand anderem ausweichen zu müssen. Die meisten Zauberer schienen –genauso wie Liza und ich- ihre Einkäufe auf den letzten Drücker zu erledigen. Dementsprechend voll war es in der Winkelgasse. Wobei, nein. Das stimmte nicht so recht. Voll war es nur auf diesem einen Flecken. In der Winkelgasse Nummer 93. Weasleys Zauberhafte Zauberscherze. Dieser Laden zog Kunden an wie das Licht die Motten. Unglaublich, einfach unglaublich.

„Was hältst du davon?", fragte meine Freundin und zeigte auf den Laden. Ich zuckte mit den Schultern.
„Hm, weiß nicht. Es ist schön, dass es noch einen Laden gibt, der nicht mehr nur von grauem Stein befallen ist." Seit der Rückkehr von dem, dessen Name nicht genannt werden darf, hatte sich in dieser sonst so bunten Einkaufsstraße viel verändert. Die Farbe fehlte überall. Nun ja, fast überall.

„Wollen wir rein gehen?" Liza schien nicht mal auf eine Antwort zu warten, sondern sie schob mich direkt in Richtung Eingangstür. Doch ich blieb abrupt stehen.
„Nein, Li. Nicht heute. Bitte."
„Quatsch, los komm. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir stehen doch schon davor. Drinnen sieht es bestimmt cool aus. Alles ganz magisch und mit Glitzer und Glamour", spekulierte sie. Ganz bestimmt. Ich bezweifelte nicht, dass es drinnen unglaublich aussah. Das bisschen, was ich durch die Fenster sehen konnte, sprach eigentlich schon für sich. Aber mir war gerade wirklich nicht danach, diesen Laden zu betreten und womöglich George über den Weg zu laufen. Lizas Redereien über unsere ach so herzerwärmende Liebe würden danach stundenlang keine Ruhe nehmen.

„Ich habe nein gesagt, Liza! Wenn du rein gehen willst, bitte. Ich halte dich nicht auf. Aber dann lass mich wenigstens hier draußen bleiben. Ich habe mein Buch bei, ich kann warten", versicherte ich. Ich wollte meiner Freundin nicht den Spaß nehmen, nur weil ich einem hübschen Kerl nicht über den Weg laufen wollte. Offiziell hatte ich das natürlich nie gedacht, aber so war es nun mal.

„Jetzt hab dich doch nicht so. Das wird bestimmt lustig", versuchte Liza es weiter. Sie gab einfach nicht auf. „Man muss keine Angst vor Neuem haben. Manche Dinge muss man einfach wagen. Also los komm!" Sie zog mich am Arm, doch ich weigerte mich nach wie vor. „Du brauchst auch keine Scheu vor fremden Leuten zu haben. Ich pass schon auf dich auf." Doch ich blieb stur. Es gab Momente, da konnte auch meine beste Freundin mich nicht zu irgendetwas überreden. Auch sie hatte es dann recht schnell eingesehen und aufgegeben.
„Na schön, Spielverderber. Aber alleine will ich da auch nicht rein."

Wir entfernten uns etwas von dem Laden, bevor ich erneut fragte: „Also, brauchst du noch was?" Die kurze Diskussion war vergessen. Liza klang nicht mehr beleidigt. Stattdessen sah sie zweifelnd an sich hinab.

„Naja, ich bräuchte noch neue Schulkleidung. Die alte passt nicht mehr so gut." Jammernd fügte sie hinzu: „Ich bin zu dick geworden." Wie, um ihre Worte zu unterstützen, klatschte sie sich mit der Hand auf ihren flachen Bauch. Sie verdrehte sich, um auch ihrem Hintern in der dunklen Jeans noch einen kritischen Blick zuzuwerfen. Für diese Aussage bekam sie von mir gleich einen Seitenhieb.

„Liza, du bist wunderschön. Hör auf, so einen Unfug zu reden. Du zierliche Maus kannst doch nicht zu dick sein! Und so nebenbei: Diese Hose steht dir super. Es sieht wirklich hübsch aus", versicherte ich. Liza schenkte mir ein schüchternes Lächeln. „Komm, da vorne ist Madame Malkin. Da finden wir Schuluniformen für dich." Jetzt war ich diejenige, die ihre Freundin ungefragt zu dem Laden ziehen wollte und sie diejenige, die stehen blieb.

„Ich - Nein lass mal." Liza zögerte und wirkte unsicher. Was war denn jetzt los? Liza hatte meinen fragenden Blick offensichtlich bemerkt, denn sie wandte ihren ab und murmelte kleinlaut: „Mein ganzes Geld ist schon für die Bücher draufgegangen. Ich kann mir keine Uniform mehr leisten." Ich lachte erleichtert auf. Na wenn's weiter nichts war.

Bis ich vom Gegenteil überzeugt werde ... / George Weasley FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt