Kapitel 30

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Wie sagte man? Die Zeit vergeht viel zu schnell, wenn etwas schön ist? Aus eigener Erfahrung konnte ich nun sagen, dass diese Aussage wahr war.
Die erste Woche von mir und George in einer wirklich festen Beziehung verging wie im Flug. Und ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen, als an seiner Seite zu sein. Seit ich Hogwarts verlassen hatte, war ich nicht mehr so glücklich gewesen. Wie hatte ich es nur die ganze Zeit in diesem tristen Dasein aushalten können? Es kam mir unvorstellbar vor.
War das Liebe? Das Gefühl, dass alles andere plötzlich egal war? Unwichtig? Nicht mehr von Bedeutung? George wischte alle Probleme einfach so davon. Es schien so leicht.

Hätte ich doch nur damals schon auf Liza gehört. Dann hätte ich dieses Glück früher genießen dürfen - und länger. Schmunzelnd dachte ich an die Zugfahrt, als Liza einen Zeitungsartikel sponn. George und ich, das perfekte Traumpaar. Zehn Jahre würde es dauern, bis ich meine Gefühle für George endlich eingestehen würde. Völliger Unsinn, den Liza da erzählte, hatte ich damals gedacht. Und jetzt war genau das eingetroffen. Das mit dem Traumpaar konnte ich so zwar nicht beurteilen - für mich fühlte es sich tatsächlich so an, obwohl ich das selbst nie für möglich gehalten hatte - doch mit den zehn Jahren hatte meine Freundin sogar Recht gehabt. Ob sie wohl eine Seherin gewesen ist? Es würde mich nicht mal überraschen. Aufgeführt hat sie sich tatsächlich häufig so. Besonders in Bezug auf George hatte sie ja oft Dinge vorhergesagt, die nun wirklich einzutreffen schienen.
Aber das musste ja noch keine Hellseherfähigkeit beweisen - sondern einfach nur, dass mich meine beste Freundin besser kannte als ich mich selbst. Und dass sie eine gute Menschenkenntnis besaß, immerhin musste sie auch George in diesem Thema einschätzen können, um solche Prophezeiungen zu wagen.

"Miss?" Rosie riss mich aus meinen Gedanken und ich musste den Kopf schütteln, um die Erinnerung an meine Freundin verdrängen zu können. "Ist alles in Ordnung bei Ihnen?"
"Ja natürlich, Rosie. Ich hab nur nachgedacht." Meine Haushälterin betrat das Zimmer und kam näher.
"Sie haben doch keine Bedenken, oder? Sie dürfen ihr Date nicht absagen, Miss." Was war denn nun los? Rosie wollte ja fast dringender als ich, dass ich mich mit George traf. Wir hatten uns für heute verabredet und wollten zusammen essen gehen. Als erstes öffentliches Date quasi. Ich hatte ein schönes Restaurant ausgesucht. Zwar war es dort ziemlich teuer, aber auch wunderschön und vor allem lecker. Das war es mir wert und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese Verabredung etwas ganz besonderes werden musste. Um das Geld musste ich mir immerhin keine Sorgen machen, auch wenn ich jetzt schon befürchtete, dass da noch eine Diskussion zwischen George und mir entstehen würde.

"Nein, natürlich habe ich keine Bedenken, Rosie. Ich will nur, dass alles perfekt wird." Um ehrlich zu sein war das heute meine erste richtige Verabredung. Die erste wichtige zumindest. Für Dates hatte ich bisher nie etwas übrig gehabt. Man konnte meine Aufregung also nachempfinden, oder?

"Das wird es, Miss. Ganz sicher. Kann ich irgendetwas für Sie tun? Brauchen Sie noch etwas?" Ich betrachtete mich in dem großen Spiegel. Für diesen Anlass hatte ich ein wahres Traumkleid aus den hintersten Ecken meiner Garderobe gefischt. Anfangs hatte ich befürchtet, zu dick aufzutragen, aber diese Sorgen hatte ich verdrängt. Für das Restaurant, das auf dem Plan stand, war dieses Kleid genau das richtige. Der grüne Stoff hatte einen seidigen, dezenten Glanz, was auch der Grund dafür war, dass ich es mir damals gekauft hatte. Es war tief ausgeschnitten und rückenfrei, an den Ärmeln und auf der Brust fanden sich geraffte Elemente. Ich fand, mit diesem Kleid konnte ich nichts falsch machen, um meinen Look jedoch noch perfekt zu machen, brauchte ich den nötigen Schmuck. Ich hatte auch schon etwas Bestimmtes im Sinn.

"Ja, könntest du bitte aus dem Badezimmer meine Schmuckschatulle holen. Du weißt ja, wo sie steht." Rosie nickte eifrig und eilte davon. Sie war ja wirklich fast motivierter als ich. Ich hatte wirklich großes Glück mit ihr.

Bis ich vom Gegenteil überzeugt werde ... / George Weasley FFWhere stories live. Discover now