Kapitel 29

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Als ich aufwachte, war es Nacht. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es noch dunkel war. An Schlaf war jetzt allerdings nicht mehr zu denken, denn mein Traum hatte mich so aufgewühlt, dass ich einfach nicht mehr ruhig liegen bleiben konnte und mich irgendwie beschäftigen musste.
Mir fielen die Einkaufstüten ein, die noch immer im Flur stehen mussten.
"Was soll's?", murmelte ich und schob mich aus dem Bett. Meinen ursprünglichen Plan - Rosie solle mir beim Auspacken helfen - schob ich beiseite und so setzte ich mich alleine an die Tüten.

Im Nachhinein war das vielleicht doch keine so gute Idee, denn ich hatte echt keinen Plan, wo ich das ganze Zeug unterbringen sollte. Die Klamotten stopfte ich einfach wahllos in den Kleiderschrank - beim nächsten Öffnen würde mir vermutlich alles entgegenfallen.
"Die Uhr ... wo ist nur die Uhr?", fragte ich mich. Ich hatte alle Tüten mehrfach durchwühlt, doch konnte ich die Armbanduhr nicht finden. "Seltsam ... das war doch das Letzte, was ich mir gekauft hatte. Sie müsste also eigentlich ganz oben liegen."

Noch einmal durchsuchte ich alles, doch das teure Schmuckstück ließ sich nicht finden.
"Hä? Bin ich jetzt vollkommen ...?" Mit einem Mal fiel mir wieder ein, wie mir eine der Tüten vom Arm gerutscht war, als ich so eilig das Einkaufszentrum verlassen hatte. Vermutlich war die Armbanduhr dabei herausgefallen. Das klang plausibel und eine andere Erklärung fiel mir ehrlich gesagt auch gar nicht ein. Der widerliche Typ aus dem Center wird sie vielleicht gefunden und sich gefreut haben. Schade eigentlich, denn diese Uhr war wirklich hübsch gewesen. Sie passte überhaupt nicht zu dem Mann mit dem strähnigen Haar.

Alle anderen Schmuckstücke, die ich in den Tüten gefunden hatte - Ketten, Ohrringe und Fußkettchen - verstaute ich in der Schmuckschatulle im Badezimmer. Dass da überhaupt noch etwas reinpasste, grenzte beinahe an ein Wunder.
Dann war da noch allerlei Krimskrams, dass ich einfach in die Regale räumte, ob es nun dazu passte oder nicht. Ich durfte nur nicht vergessen, Rosie zu erlauben, etwas umzuräumen.

Die Bücher hob ich mir bis zum Schluss auf, denn die waren das Einzige, bei dem ich mir wirklich sicher war, wo es hin sollte. Für Bücher fand ich immer Platz. Ich sortierte also auch die in die Schränke ein und nachdem ich die Tüten in einer dafür vorgesehenen Kiste verstaut hatte, ließ ich mich zufrieden auf das Sofa fallen.

Meine Augen hatte ich geschlossen und fast wäre ich wieder eingeschlafen, da hörte ich, wie sich meine Haustür öffnete. Keine Minute später stand meine Haushälterin im Raum. Überrascht sah sie mich an.
"Oh, guten Morgen, Miss. Sie sind schon wach?" Ich nickte als Antwort. "Aber Sie sind doch gestern erst so spät Heim gekommen. Ich dachte, Sie schlafen heute länger."

Jetzt war ich es, die überrascht aussah. Ruckartig setzte ich mich auf. "Du warst gestern noch da, als ich nach Hause kam?" Ich hatte gedacht, sie hätte schon längst Feierabend gemacht.
Rosie sah betreten zu Boden. "Nun ja, ich ... wissen Sie Miss, ich wollte nur sicher sein, dass es Ihnen auch gut geht. Deswegen habe ich gewartet, bis Sie zurück sind. Ich wollte Ihnen noch etwas zu Abend bringen, ich wusste ja nicht, ob Sie unterwegs schon etwas gegessen haben. Aber dann haben Sie schon tief und fest geschlafen und ich wollte Sie nicht wecken. Ich wollte Ihre Einkaufstüten ausräumen, aber ich hatte Angst, dass ich zu laut wäre. Außerdem hätte ich dafür in Ihr Zimmer gemusst. Also habe ich das auf heute verschoben und bin einfach gegangen. Verzeihen Sie, Miss." Ich lächelte dankbar. Rosie war einfach so ein herzensguter Mensch, ich konnte mich glücklich schätzen, sie als Haushälterin gefunden zu haben.

Eine Stunde später saß ich am Küchentresen und schlürfte meinen morgendlichen Kaffee. Die Erinnerungen aus meinem Traum hatten mich wieder eingeholt und sich in mein Bewusstsein geschlichen - haben sich dort regelrecht festgesetzt.
'Seinen Liebsten verzeiht man nun mal', hallte es immer und immer wieder in meinem Kopf nach. Wahrscheinlich hatte Liza Recht ... ich sollte George verzeihen, denn er war ohne Zweifel zu meinem Liebsten geworden. Das konnte ich nicht länger leugnen. Außerdem konnte er auch eigentlich nicht wirklich was dafür. 'Männer sind manchmal ziemlich schwer von Begriff. Sie wissen gar nicht immer, was sie da gerade tun', hatte Rosie gesagt, als ich sie im Groben über meine Situation aufgeklärt hatte.

Bis ich vom Gegenteil überzeugt werde ... / George Weasley FFWhere stories live. Discover now