Kapitel 21

373 12 1
                                    

"Wir werden dich vermissen, Kleine." Augenrollend nahm ich meine Tasche entgegen. Ich schien ihnen ja sehr wichtig zu sein, wenn sie mich nicht mal bis zum Bahngleis begleiteten.
"Mum, es ist nicht das erste Mal, dass ich nach Hogwarts fahre. Ihr habt das doch schon ganze vier Mal durchgemacht." Meine Mutter reicht mir einen kleinen Beutel mit Verpflegung für die Fahrt.
"Es ist jedes Mal schwer, dich weggehen zu sehen. Was ist, wenn du nicht wieder zurückkommst?" Seufzend schloss ich sie in meine Arme.
"Ich fahre doch nur zur Schule. Du weißt, ich komme immer wieder zu euch zurück."
"Ich bin mir sicher, das haben die Eltern von dem Jungen im letzten Jahr auch gedacht." Mein Vater sah mich emotionslos an. Gefühle zeigen war noch nie seine Stärke gewesen.
"Kann schon sein Dad. Aber Cedric Diggory hat an einem gefährlichen Turnier teilgenommen. Da ich das nicht vorhabe, habt ihr also nichts zu befürchten."
"Heißt das, wir dürfen uns keine Sorgen um unser kleines Mäuschen machen?" Es war wieder meine Mutter die sprach. Sie reagierte meiner Meinung nach viel zu empfindlich auf alles. Deswegen antwortete ich nur: "Doch Mum, natürlich dürft ihr euch um mich sorgen, aber bitte übertreibt dabei nicht immer so."

Sie zog mich erneut in eine Umarmung - drückte mich so fest an sich, dass es mir fast die Luft abschnürte. Ich spürte, dass sie wirklich Angst hatte.
"Die nächsten Ferien kommen schon bald. Dann sehen wir uns doch wieder", versuchte ich sie aufzumuntern. Nickend entließ Mum mich aus der Umarmung.
"Ich weiß, mein Schatz. Tut mir leid."

"Jaymin hat Recht. In ein paar Wochen sehen wir sie wieder", brummte mein Dad neben uns. "Sie wird noch ihren Zug verpassen, wenn sie sich nicht beeilt." Ob er mit dieser Aussage jetzt mich oder meine Mutter meinte, wusste ich nicht, jedenfalls ruhten seine grauen Augen nur auf mir. Diese Augen hatte ich von ihm geerbt, genauso wie seine Haare - eigentlich hatte ich mein gesamtes Aussehen von meinem Vater.

"Streng dich dieses Jahr besonders an. Es ist dein ZAG-Jahr. Du weißt, wie wichtig das ist, Jaymin, also enttäusch mich nicht." Auch ohne Emotionen in seinem Blick wusste ich, wie ernst mein Vater diese Worte meinte. Ich schluckte.
"Natürlich Dad. Ich werde mich anstrengen."
"Morgen früh werde ich Mister Mo zu dir schicken. Vielleicht magst du uns dann in einem Brief erklären, wie die Zugfahrt verlaufen ist."

Was soll auf der Zugfahrt schon groß passieren? Diese Frage wollte ich meinem Vater gerade an den Kopf werfen, doch ich besann mich eines Besseren. Stattdessen lächelte ich, denn mit diesen Worten zeigte Dad mir, dass auch er sich nur sorgte. Normalerweise schickte er seine Schleiereule frühestens eine Woche nach Schulbeginn.
"Ich hab euch lieb." Mit diesen Worten kehrte ich meinen Eltern den Rücken zu und ging in das Bahnhofsgebäude.


Mit einem Ruck zog ich die Kabinentür auf. Liza zuckte zusammen und sah von ihrer Zeichnung auf.
"Eltern können ja so anstrengend sein", seufzte ich, als ich mich neben meine Freundin in die Sitze fallen ließ.
"Ach können sie das?" Scheinbar war Liza verärgert, weil ich sie erschreckt hatte. Doch das ignorierte ich.
"Ja, das können sie. Ständig macht meine Mum sich Sorgen. 'Oh Jaymin, pass auf, wenn du in den Zug steigst!' 'Leg dich in der Schule bloß nicht mit jemandem an. Nicht, dass du noch verletzt wirst!'", äffte ich sie nach.
"Gib ja acht, wenn du dich wäschst. Du könntest im Waschbecken ertrinken." Liza grinste, als sie das sagte. Ich grinste ebenfalls.
"Und pass auf, dass du immer schön dein Essen kaust. Wir wollen ja nicht, dass du an einem Apfel erstickst", sponn ich weiter. Wir lachten.
"Okay, Schneewittchen. Jetzt ist aber gut. Ich wollte dich fragen, was du hierzu sagst?" Mit einem Lächeln überreichte Liza mir das Muggelpapier. "Ich hab eine ganze Weile dran gesessen."

Staunend betrachtete ich das Bild. Es war eine Bleistiftzeichnung von uns beiden. Liza saß auf einem Einhorn, ich auf einem Pegasus direkt daneben. Während meine Freundin aussah, als sei sie auf dem Rücken des Tiers geboren worden, wirkte ich eher fehl am Platz. Trotzdem strahlten wir glücklich - und zwar alle beide. Die pferdeähnlichen Tiere standen auf einer großen Wiese, im Hintergrund konnte man ein paar Bäume und ein altes Backstein-Gebäude erkennen. Das Bild hatte irgendetwas Vertrautes an sich, mir war nur nicht bewusst, was genau es war.

Bis ich vom Gegenteil überzeugt werde ... / George Weasley FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt