Kapitel 17

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Zuhause angekommen warf ich meine Sachen auf die Couch, legte Paulchens Zeichnung, die ich aus der Kita mitgenommen hatte, vorerst auf den Tresen in der Küche und setzte eine Kanne Pfefferminztee auf. Das und ein heißes Bad würden mir helfen den ganzen Stress zu verdauen.

Während ich also auf meinen Tee wartete, ließ ich Wasser in die Badewanne ein. Hinter mir wurde plötzlich die Tür aufgerissen. Mein Hausmädchen Rosie stand mit erhobenem Staubwedel in der Tür. Der Schreck stand ihr ins Gesicht geschrieben, doch als sie mich sah, atmete sie erleichtert aus.
"Oh Gott, Miss Zendia! Sie sind es nur. Sie haben mich erschreckt, ich dachte schon ein Einbrecher sei im Haus, da ich nicht hörte wie Sie die Wohnungstür öffneten." Ich lachte.
"Wolltest du mich etwa mit dem Staubwedel vertreiben?" Verlegen blickte die Amerikanerin auf den Gegenstand in ihrer Hand. "Rosie, was machst du denn noch hier? Es ist doch schon spät. Hast du nicht schon Feierabend?", erinnerte ich sie und sie sah mich wieder an.
"Eigentlich schon Miss, aber ich habe noch die Bücher aufgeräumt."
"Bücher?" Ich überlegte, warum sie Bücher aufräumen musste.
"Ja, Miss. In dem Raum mit den ganzen Bücherregalen lagen ganz viele auf dem Boden verteilt. Ich habe sie einsortiert, da ich weiß wie wichtig Ordnung in diesem Raum für Sie ist." Dann fiel es mir wieder ein.

"Ach natürlich! Ich habe dort gestern Abend nach einem Buch über die heimischen Vögel gesucht. Vielen Dank Rosie. Aber jetzt mach Feierabend. Für heute hast du genug getan." Ich lächelte sie an, was sie freundlich erwiderte.
"Natürlich, bis Morgen Miss Zendia." Somit verließ das Hausmädchen den Raum und kurze Zeit später auch das Haus.

Ich öffnete das Badezimmerschränkchen und holte die Flasche mit dem Schaumbad heraus. Ein frisches Handtuch nahm ich auch gleich mit. Mit dem Fuß stieß ich die Schranktür zu, doch ich hatte wohl zu fest getreten. Der Schrank wackelte und mein Kosmetikspiegel, welcher ganz oben stand, fiel herunter. Reflexartig sprang ich einen Schritt zurück.
Zu meinem Glück fiel der Spiegel genau in den Wäschekorb, wo er gut gepolstert landete. Erleichtert atmete ich auf. Einen zerbrochenen Spiegel hätte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen können. Die Sache mit der schwarzen Katze sorgte mich schon genug, dazu noch sieben Jahre Unglück wären zu viel für mich.

Ich stellte den Spiegel zurück an seinen Platz und mein Blick fiel auf das verzierte Schmuckkästchen daneben. Ich war kein Mensch, der viel und gerne Schmuck trug, doch im Laufe der Zeit hatte sich trotzdem so einiges angesammelt, beispielsweise durch Geschenke. Schon sehr lange hatte ich nicht mehr in das Schmuckkästchen reingeschaut. Es hingen einfach zu viele Erinnerungen an einigen Stücken. Doch vielleicht war jetzt die richtige Zeit, um mal wieder einen Blick zu riskieren? Die Vergangenheit hatte mich mit George sowieso schon eingeholt.
Also öffnete ich die Schatulle. Ketten, Ringe und Armbänder funkelten mir entgegen. Manches gut vertraut, anderes lang vergessen.

Da war zum Beispiel die Kette, die Liza mir einst geschenkt hatte. Sie war silbern und hatte einen schönen Anhänger in Herzform. Darauf stand ganz klein 'BFF' geschrieben. Liza hatte die Kette in irgendeinem Billig-Muggelladen gefunden und uns beiden gekauft.

Dann war da noch der Stimmungsring, denn ich mir aus einem dieser alten Kaugummiautomaten gezogen hatte. Mittlerweile funktionierte er nicht mehr. Na gut, er hatte es nie geschafft, meine richtige Stimmung anzuzeigen -war halt nur ein Muggelspielzeug- doch jetzt war er nur noch schwarz.

Ich fand einige Armbänder aus meiner frühsten Kindheit und sonst noch verschiedensten, teilweise sehr wertvollen Schmuck, doch eines konnte ich nicht finden - den Verlobungsring meiner Mutter. Kurz vor ihrem Tod schenkte sie ihn mir. Ein Echtsilber-Ring, mit einem großen Diamanten. Mein Dad hatte Freude daran gehabt, seinen Reichtum öffentlich zu präsentieren. "Wo habe ich ihn denn hingetan?" Noch einmal durchwühlte ich die Schatulle, doch er war nicht da. "Wahrscheinlich habe ich ihn doch zu den restlichen Sachen meiner Eltern gelegt", vermutete ich schulterzuckend und stellte das Kästchen zurück auf den Schrank.
Dann wandte ich mich wieder meinem Entspannungsbad zu. Ich füllte die Wanne mit etwas Schaumbad und hängte das Handtuch über die Heizung. Aus der Küche holte ich mir den aufgebrühten Tee, welchen ich neben die Wanne in ein Regalfach stellte. Anschließend zog ich meine Kleidung aus und stieg endlich in das heiße Wasser.

Ich entspannte mich sofort, aber schon nach wenigen Augenblicken kreisten meine Gedanken um die heutigen Geschehnisse. Für einen einzigen Tag hatte ich einfach zu viel erlebt. Zuerst der Verlust meines Jobs. Momentan hatte ich das jedoch dank Liza und George ganz gut verkraftet. Danach das Treffen auf Ramona Pérez. Ich konnte nur hoffen, dass ich diese Frau nie wieder sehen musste. Trotzdem beschlich mich ein merkwürdiges Gefühl. So wie sie sich heute aufgeführt hatte, würde sie George wohl nicht so einfach in Ruhe lassen. Und dann war da noch das mit der Katze. Ich wusste nicht viel über Aberglauben. Natürlich kannte ich alte Volksgeschichten, wie etwa: ein zerbrochener Spiegel bringt sieben Jahre Pech, oder eben eine schwarze Katze die von links nach rechts geht, gilt als Unglücksbote, während sie, wenn sie von rechts nach links geht, Glück bringen soll. Auch Sätze wie: 'Du bist wohl mit dem linken Fuß aufgestanden?' hörte ich ab und zu. Selbst in der nicht-magischen Welt glaubten die Menschen, dass die Zahl 7 eine Glückszahl sei, während manche Muggel die 13 als Pechzahl sahen.
Ich selber hatte nie an irgendetwas dergleichen geglaubt, warum machte ich mir also Gedanken darum? Aberglaube wurde heutzutage vorwiegend übersinnlichen Kräften und magischen Fähigkeiten zugeschrieben. Sollte ich also all diese Geschichten für unmöglich halten oder sollte ich -als geborene Halbbluthexe- genau deswegen daran glauben?

Bis ich vom Gegenteil überzeugt werde ... / George Weasley FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt