„Ali." Meine Augenlider bewegten sich. „Ali bitte."
Jemand schluchzte und brachte mich dazu die Augen aufzureißen. Ich blinzelte, ignorierte die schwarzen Punkte in meinem Sichtfeld und versuchte mich auf die Person neben mir zu konzentrieren.
Ich lag auf meiner Matratze. Malek kniete neben mir.Sein Blick war besorgt und aufgewühlt, während meiner zu seinem Arm wanderte, der mich immer noch fest umklammerte. „Was ist los?" Hätte mein Kopf nicht gerade eben erst angefangen zu arbeiten, wäre mir die Antwort vermutlich schon klar gewesen.
Plötzlich zog Malek mich so fest an sich, dass ich überrascht stutzte. Meine Arme legten sich automatisch um ihn, strichen ruhig über seinen Rücken, bis ich das leise Schluchzen hören konnte. Ich hielt inne, zog ihn enger an mich, drückte seinen Kopf vorsichtig an meine Schulter. „Hey", ich schloss die Augen. „Alles ist gut. Ich bin hier."***
Ich weiß nicht, wie lange wir dort so saßen, ich weiß nur, dass Tarek irgendwann mit Aadil in den Armen kam und sagte, ich müsste los. Sein Blick lag mitfühlend auf uns, als ich ihm lächelnd zunickte.
Mit einem seltsam hohlen Gefühl im Magen stopfte ich meine Sachen in den Rucksack und kletterte über die Menschen, nachdem ich mich von den dreien verabschiedet hatte. Ryan entdeckte ich nirgends.
Als ich draußen ankam und den Pfad entlangging, erwischte ich mich dabei, wie ich mich in alle Richtungen drehte in der Hoffnung, ihn zu finden. Links griff eine junge Frau in einen Mülleimer und weiter vor mir lief ein älteres Pärchen, den Weg entlang.
Vielleicht war er schon arbeiten.
Seufzend gab ich auf und versuchte mich mit dem heutigen Tag abzulenken. Ich wusste nicht, wie viel und vor wem ich singen sollte, falls William seine Meinung nicht doch über Nacht geändert hatte. Ich hatte keine Ahnung, was in seinem Kopf vorging. Meine Gedanken wanderten zurück zu seinen Augen, als er mich zum ersten Mal richtig angesehen hatte.
Ich schüttelte den Kopf. Vielleicht war es gar nicht mal so viel besser, über den heutigen Tag nachzudenken.
„Wo willst du denn hin?" Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich fuhr erschrocken herum. Da stand er.
Seine funkelnden Augen und sein schiefes Grinsen waren viel zu dicht vor mir.
Viel zu dicht.
Ich schluckte schwer und wich einen Schritt zurück. Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Wo-", ich räusperte mich, „Wo warst du?"
Er verschränkte die Arme vor der Brust und ließ mich dabei nicht aus den Augen, während sein Grinsen immer breiter wurde. „Ich habe telefoniert", antwortete er und weckte somit meine Neugier. „Sollen wir?" Ryan deutete auf den Weg hinter mir. Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Ich dachte, heute sollte ich alleine gehen."
Er schüttelte den Kopf und ging an mir vorbei. „Hab's mir anders überlegt."
„Musst du heute nicht arbeiten?", fragte ich, während ich ihm hinterherlief.
Er musterte mich kurz von der Seite, bevor er wieder nach vorne schaute. „Jetzt noch nicht."
Ich nickte und kratzte nervös an der winzigen Kuhle in meinem Daumen, als ich plötzlich seine warmen Hände an meinen Fingerspitzen spürte. Mein Atem stolperte erschrocken, während mein Blick automatisch zu seinem glitt. „Hör auf damit", antwortete er auf die Frage in meinen Augen. Überrascht legte ich die Stirn in Falten und sah auf unsere Hände. Er löste meine Finger vorsichtig, die sich mittlerweile zu einer Faust geballt hatten, während sich meine Nägel krampfhaft in meine Haut bohrten. Erst durch seine Berührung nahm ich den Schmerz wahr, der meinen Arm hinaufkroch und öffnete abrupt meine Hand.
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Die Welt von hier unten- Man darf uns nicht vergessen
Teen FictionDie Geschichte eines Mädchens, das sich selbst verlor. Eine Geschichte über Krieg, Flucht und was es heißt ein Mensch zu sein. *** „Ich bin lebendig, weil ich eine Kämpferin bin. Klug, weil ich Fehler gemacht habe und ich kann lachen, weil ich die T...