Im Club

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Kuroo PoV
So hatte ich mir den Abend sicher nicht vorgestellt, als mich meine Kommilitonen zur ersten Studentenfeier dieses Semesters eingeladen haben. Den gesamten Sommer habe ich mit dem Lernen für meine Prüfungen verbracht, die erst unnormal spät im letzten Semester anstanden, geschweige denn vom Training welches vor zwei Wochen wieder aufgenommen wurde. Als mich meine Kumpels am Dienstag nach der Party fragten, hab ich direkt zugestimmt. Vor allem weil es die erste Party seit der Oberschule war auf die ich Kenma schleppen wollte. Mein bester Freund hat sein Informatikstudium ebenfalls an meiner Uni aufgenommen und ist in meine Wohnung gezogen, aus der mein letzter Mitbewohner vor den Semesterferien ausgezogen ist.

Ich wusste, wie schwer es für ihn wird an diesem neuen Ort mit so vielen neuen Menschen. Er hasste unbekannte Situationen und Umfelder, weswegen er ewig mit sich gerungen hat überhaupt an eine Uni zu gehen, die nicht in seinem gewohnten Bezirk lag. Schlussendlich konnte ich ihn jedoch überreden, dass ich dafür sorgte, dass er sich wohlfühlt und er willigte ein, in meine sowieso für mich allein viel zu große Wohnung einzuziehen. Das war vor einer Woche. Als ich die Einladung für die Party heute bekam lag ich Kenma drei Tage lang in den Ohren, dass er mitkommen sollte, bis er schließlich vorhin einwilligte. Und das wahrscheinlich nur, damit ich endlich meine Klappe hielt.

Jetzt stand er in der Ecke der Bar, eine Cola vor sich und schaute die ganze Zeit auf sein Handy. Seine blond gefärbten Haare fielen ihm wie ein Vorhang vors Gesicht und verbargen seine Gefühle wie so oft. Ich starrte ihn noch ein zwei Sekunden länger an, setzte mein eigenes Glas mit Rum-Cola an die Lippen und stellte verdutzt fest, dass es leer war. Ich seufzte, war jedoch froh, einen Grund zu haben an die Bar zu gehen. Ich wollte mir gerade einen Weg durch die tanzende Meute bahnen, als mich eine Hand am Arm festhielt. Ich drehte mich um und schaute in das strahlende, überschminkte Gesicht einer jungen Frau, die schmollend zu mir hinauf sag.

„Kuroooo! Wo willst du hin? Ich dachte wir tanzen noch etwas?", plärrte sie in mein Ohr und drängte sich bei der Gelegenheit komplett an meinen Körper. Ich verdrehte die Augen. Ayumi hatte ich fast schon wieder vergessen, obwohl sie schon den ganzen Abend an mir hing wie eine Klette. Ich hatte sie letzte Woche bei der Einführungsveranstaltung der neuen Erstsemester kennengelernt und dummerweise gehörte sie zur Gruppe, die ich als Drittsemestler betreuen musste.

Sie präsentierte mir ihr tief blickendes Dekolleté und klimperte übertrieben mit ihren Wimpern, doch mich ließ das heute komplett kalt. Schon seit einiger Zeit reizte mich der tiefe Ausschnitt einer Frau nicht mal mehr halb so sehr wie früher. Ich wusste schon immer, dass ich auf beide Geschlechter stehe, doch aus irgendeinem Grund hat sich meine Vorliebe für Männer in den letzten Wochen noch verstärkt.

Ich beugte mich zu ihrem Ohr hinunter, um den laut wummernden Bass zu übertönen: „Mein Drink ist leer und Kenma sitzt schon den ganzen Abend allein dort drüben. Ich glaube ich sollte mich mal um ihn kümmern!" Sie schaute an mir vorbei zur Bar, kniff die Augen zusammen und grinste dann plötzlich. „Ich glaube um Kenma brauchst du dir heute keine Sorgen machen!", sagte sie und deutete mit einem Finger zur Bar.

Kenma PoV
So habe ich mir den Abend sicher nicht vorgestellt. Obwohl... eigentlich war es mir von Anfang an klar gewesen, dass sich diese Partys nicht von denen in unserer Schule unterschieden. Und dass ich sie genauso hassen werde wie damals. Die Musik war zu laut, die Menschen waren zu viel und zu betrunken, die Drinks waren schlecht gemixt und man konnte sich nicht mal vernünftig unterhalten. Ich schlürfte meine Cola und entsperrte mein Handy, um auf die Uhr zu schauen. 01:46 Uhr. Ich seufzte. Wieso hatte ich mich von Kuroo auch überreden lassen hier her zu kommen? Das war die dümmste Idee überhaupt und er wusste, wie unwohl ich mich in so einer Umgebung fühlte.

Wo steckte er überhaupt? Ich ließ den Kopf über die tanzende Menge schweifen, in die eine junge Frau ihn vorhin gezerrt hatte. Dort sah ich sie mit ihm tanzen. Ayumi hieß sie glaube ich. Ich konnte sie nicht leiden. Ihre aufgesetzte Unschuldsmiene, ihr freizügiges Kleid, ihre vollkommene weibliche Figur, die sie gekonnt in Szene setzen konnte, ihre Finger, die sie auf Kuroos muskulösen Schultern ablegte und entlang strich... meine Fingerknöchel traten weiß hervor, als ich meine Hände fest um mein Handy und das Colaglas schloss und mich grimmig wieder abwandte.

Was machte ich hier? Wieso hatte ich gehofft, dass Kuroo den Abend mit mir verbringen wird? Nur weil er mich auf diese Party geschleppt hat? Ich war so naiv. Ich wusste doch, wie die Mädels bei ihm Schlange standen. Bei dem großen, gutaussehenden Sportstudenten, der immer einen lustigen Spruch auf den Lippen hatte, mit denen er auch andere Dinge... ich spürte, wie meine Wangen allein schon von der Vorstellung, wie Kuroo wohl im Bett war, rot werden. Als sein bester Freund blieben mir die Geschichten mit den Mädels und den Kerlen nicht erspart... auch wenn es in den letzten zwei, drei Monaten relativ still um ihn herum geworden ist... und was mich innerlich irgendwie gefreut hatte.

Bevor meine Wangen noch wärmer wurden trank mich meine Cola aus und holte erneut mein Handy hervor um mein Spiel weiter zu spielen. An diesem Level scheiterte ich schon seit mein Studium begonnen hat. Mir fiel einfach keine passende Strategie ein. So langsam merkte ich, wie ich die mir unangenehme Situation in diesem stickigen Club verdrängte und meine Finger routiniert über den Bildschirm flitzten. Den ersten Zwischengegner hatte ich schon längst erledigt, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich zuckte zusammen und schaute zur Seite in der Hoffnung, dass sich Kuroo endlich entschlossen hatte nach Hause zu fahren, doch ich wurde enttäuscht. Stattdessen strahlte mich ein Mädchen mit blonden Haaren an. Ich hob abwartend eine Augenbraue während ich mein Spiel pausierte. Wenn sie mir jetzt meinen guten Lauf versaute war der Abend für mich gelaufen und ich würde heim gehen, egal was Kuroo sagte.

„Hi!", strahlte sie. „Hi...", antwortete ich und wartete. „Ich bin Akai Sakura!" Sie schlürfte an ihrem bunten Cocktail und zwinkerte mir zu. Ich antwortete nicht. „Und du?", hakte sie nach. „Ich nicht", antwortete ich trocken und drehte mich von ihr weg, während ich mein Spiel wieder fortsetzte. Ich hatte wirklich keine Lust mich mit ihr zu unterhalten. Doch sie ließ sich nicht abschütteln. „Ich kenne dich! Du studierst Informatik oder? Ich hab dich Montag in der Einführungsvorlesung gesehen!", sprudelte sie in mein Ohr und legte eine Hand auf meinen Unterarm. Ich zog ihn bestimmt unter ihrer Hand hervor, krallte mich an mein leeres Glas und erwiderte: „Ich hab mich auf die Vorlesung konzentriert. Tut mir leid, wenn ich mich nicht an dich erinnere." An meinem kühlen Unterton merkte sie anscheinend, dass ich kein Interesse an ihr hatte. Sie sah mich noch einmal kurz abwartend an und drehte sich dann schwungvoll um, sodass mir ihre langen Haare durchs Gesicht peitschten. Ich blinzelte kurz und sah dann auf mein Handy zurück. Ein fettes GAME OVER prangte auf dem Bildschirm.

Innerlich fluchend schloss ich kurz die Augen, sperrte dann mein Handy und schaute mich nach Kuroo um, um mich von ihm zu verabschieden, konnte ihn in der tanzenden Menge jedoch nicht ausmachen. Also zuckte ich resigniert mit den Schultern und wandte mich zum Ausgang als ein Arm meinen Weg versperrte. Ich schaue verdutzt auf und sah zuerst das blonde Mädchen von eben, dass ängstlich zu einem riesigen muskelbepackten Kerl hinaufschaute, der mich grimmig ansah. „So. Du hältst dich also für zu gut für meine Schwester?"

Your way into my Heart || Kenma x KurooWhere stories live. Discover now