Herzrasen

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Kuroo PoV
Ich traute meinen Augen nicht als ich Ayumis Blick zur Bar folgte und Kenma dort mit einem Mädchen sprechen sah. Sie hatte blonde, lange Haare und beugte sich gerade nach vorn um ihm etwas ins Ohr zu sagen während sie kokett ihre Hand auf seinem Arm ablegte. Er zog ihn jedoch direkt weg und widmete sich wieder seinem Handy während sie ihn noch ein paar Sekunden anstarrte und sich dann schwungvoll umdrehte und verschwand. Ich unterdrückte ein Grinsen und drehte mich wieder herum. Kenma schien es doch knallhart hinter den Ohren zu haben, auch wenn ich ihm eine nette Bekanntschaft zur Abwechslung mal gegönnt hätte. Dachte ich...

Wenn ich nicht gerade so ein seltsames Gefühl gespürt hätte, dem blonden Mädchen am liebsten an ihren Extensions von Kenma wegzuziehen... ich schluckte und blinzelte kurz verwirrt. Hatte ich zu viel getrunken? Was geht es mich an mit wem sich Kenma vergnügte? Ich wollte meine Gedanken stillen, indem ich mein bereits leeres Glas an die Lippen ansetzte und mir nur ein paar Eiswürfel entgegen kamen. Oh man. Ich versuchte einen zweiten Anlauf mein Glas an der Bar aufzufüllen. Ich hatte mich jedoch noch nicht vollständig zur Bar umgedreht, als sich Ayumi an mein Hemd krallte und aufgeregt rief: „Kuroo!!! Ich glaube Kenma braucht deine Hilfe!"

Ich drehte mich um und sag gerade noch wie ein Zwei-Meter-Schrank Kenma am Kragen seines Shirts packte und ihn mit dem Rücken an die Bar drängte. Kenma hob beschwichtigend seine Hände doch sein Blick ist angsterfüllt während der Typ drohend seine Hand zur Faust schloss. Mehrere Leute im Umkreis versuchten ihn von Kenma zu zerren, allen voran das Mädchen mit den blonden Haaren, welches Kenma nur Minuten vorher abserviert hatte. Sie versuchte auf den Riesen einzureden doch er schreite sich immer mehr in Rage. Ohne zu zögern drückte ich Ayumi mein Glas in die Hand und drängte mich so schnell ich konnte durch die Menge. Ich hörte Glas klirren und zerschellen und brach aus dem Kreis der tanzenden Menge hervor die gerade erst zu merken schien was sich hinter ihrem Rücken abspielte.

Ich wollte gerade den Kerl von hinten packen und von Kenma weg ziehen als er das Gesicht meines besten Freundes in die Glasscherben auf der Bar drücken wollte. Kenma stemmte sich mit den Händen dagegen und schnitt sich dabei seine Hände an den scharfen Kanten auf. Ich bekam den Kerl von hinten zu fassen und warf ihn in einer einzigen Bewegung zur Seite, weg von Kenma. Er fiel hin brauchte einen kurzen Moment indem er begriff wer ihn da gerade umgehauen hatte und verzog dann wütend sein Gesicht. „Du!", rief er und jetzt erkannte ich ihn.

Akai Saturo studierte ein Jahr über mir und kam nicht klar, dass ich ihm den Platz des Sportstars unbeabsichtigt streitig gemacht habe. Am liebsten würde ich ihm ordentlich die Fresse polieren, doch als ich gerade auf ihn losgehen wollte regte sich in meinem Augenwinkel etwas. Kenma rutschte stöhnend von der Bar herunter und starrte auf seine blutenden Hände. Sofort drängte sich neben dem Zorn eine unerträgliche Sorge um meinen besten Freund, dem ich jetzt meine volle Aufmerksamkeit schenkte.

„Fuck!", fluchte Kenma leise und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Akai rappelte sich gerade wieder auf und rief: „Daher weht der Wind! Nicht zu gut für die Mädels, sondern einfach eine Schwuchtel, die sich mit unserem Superstar zusammengetan hat, um ein bisschen besser da zu stehen!" Ich setzte gerade zu einer Beleidigung an, als ich eine Stimme hinter mir vernahm: „Das war dein Ticket nach draußen, Akai. Ich dulde in meinem Club weder Prügeleien noch so eine homophobe Scheiße. Security, bringt ihn raus!" Und mit diesen Worten des Clubbesitzers wurde Akai, nicht ohne uns noch einmal einen hasserfüllten Blick zu zu werfen, nach draußen begleitet.

Kenma PoV
„Kenma, deine Hände! Das sollte sich jemand ansehen!" Himmel, herrgott ich war doch kein Kind mehr. „Lass mich bitte mal kurz zu Luft kommen, Kuroo!", erwiderte ich ruhig und schluckte kurz. Ich hatte kein Problem mit Blut, aber meine rot glänzenden Hände brachten mich dazu, dass mir kurz schwindlig wurde. „Kenma! Wir müssen das reinigen und verbinden lassen! Sonst entzündet sich der Scheiß!" Kuroos Worte drangen wie durch Watte in mein Gehirn vor und ich schaffte es gerade so mir einen Weg zum Barkeeper zu bahnen der mir den Wasserhahn an einem Becken hinter der Bar aufdrehte. 

„Warte ich mach das!", hörte ich eine weibliche Stimme sprechen. Kurze Pause, dann erwiderte Kuroo: „Ganz sicher wirst du das nicht tun!" - „Ich bin ausgebildete Krankenschwester. Wenn ihm einer helfen kann dann ich. Und nach der Aktion mit meinem Bruder wäre es wohl mehr als angebracht wenn ich mich revanchieren kann." Ich konnte vor meinem inneren Auge sehen wie Kuroo die Augen zusammengekniffen hat und sich zwischen mir und ihr aufgebaut hat. „Verdammt Kuroo jetzt lass sie endlich durch, sonst verblute ich wirklich", rief ich ihm über meine Schulter zu. Schlimm genug, dass der halbe Club die ganze Sache mitbekommen hatte. Wenn er nicht langsam die Klappe hielt weiß morgen der ganze Campus was passiert ist.

Ich hörte wie Kuroo fluchte und dann zur Seite trat und kurz darauf Akais Schwester Sakura in mein Blickfeld kam. Während sie den Barkeeper um einen Verbandskasten bat, reinigte sie grob meine Finger vom Blut und Dreck und fragte dann nach einem Ort mit mehr Licht und Ruhe. Der Barkeeper verwies sie kurzerhand auf eine Tür hinter der Bar, die in ein Lager führte. Hier drückte mich Kuroo auf einen Stuhl, hielt meine Hände in einem Geschirrtuch und Sakura machte ein Licht an, welches uns alle kurzzeitig blendete. Nach mehrmaligem Blinzeln sehe ich wie Sakura einen Verbandskasten auf ihren Knien durchwühlte und einige Utensilien wie eine Pinzette und einen Verband heraus holte und Kuroo in die Hand drückte, der mich immer noch bestürzt anschaute.

„Was zur Hölle ist passiert, Kenma?", fragte er aufgebracht. Ich schloss kurz die Augen als Sakura anfing kleine Glasscherben aus meiner Hand heraus zu holen. Doch bevor ich zu einer Erklärung ansetzte ergriff kurzerhand Sakura das Wort: „Mein Bruder meinte mal wieder sich als Held aufzuspielen nachdem ich ihm erzählt habe, dass Kenma mich hat abblitzen lassen. Es war ein Fehler ihm überhaupt davon zu erzählen. Ich war halt leider ein wenig in meinem Stolz verletzt." Meine Wangen werden etwas warm, als ich merkte wie absurd und unangenehm diese Situation gerade war. Sie erzählte das alles relativ nüchtern während sie nach und nach die Scherben aus meiner Hand entfernte. „Es sieht nicht so aus, als ob davon was genäht werden muss. Du hattest Glück." Als sie die Wunde mit routinierten Bewegungen gereinigt hat und das ganze mit einem einfachen Verband verbindet, zwinkerte sie und machte einen kleinen Knoten.

„Entschuldige bitte meinen Bruder. Er neigt manchmal zu etwas zu viel Drama." Mit den Worten stand sie auf und holte damit sowohl mich als auch Kuroo aus der Erstarrung. „Drama? Er hat Kenma die Hände aufgeschlitzt, verdammt!", rief er und sah ungeheuer wütend aus. Sie zuckte nur mit den Schultern und wandte sich zum Gehen: „Bitte schaut zu Hause nochmal nach ob ihr den Verband nochmal wechseln müsst. Falls du noch was brauchst, melde dich bei mir." Sie holte von einem Schreibtisch in der Ecke des Lagers einen Stift und Zettel und schrieb ihre Nummer darauf, die sie mir dann gab. Dann schaute sie mir nochmal in die Augen und sagte leise: „Weißt du, du hättest auch einfach sagen können, dass du auf Männer stehst. Das hätte ich vielleicht besser verkraftet als eine Abfuhr..." Damit wandte sie sich um, schob sich an Kuroo vorbei und ging ohne ein weiteres Wort zu Tür hinaus.

Kuroo starrte ihr schweigend hinterher und drehte sich dann zu mir. „Kuroo", murmelte ich und schaute müde nach oben. „Ich bin müde und will einfach nur noch heim." - „Aber sicher! Warte ich helfe dir!" Ich erhob mich vorsichtig vom Stuhl und habe das Gefühl meine Körperkraft hat zusammen mit meinem Blut meinen Körper verlassen. Ich fühlte mich total wackelig auf den Beinen und schwankte etwas. Kuroo fing mich auf und umfasste meine Arme. Ich schaute zu ihm auf und blickte in seine dunklen Augen.

Kuroo PoV
Kenma schwankte etwas vor und ich griff nach seinen Armen um ihn aufzufangen und fest zu halten. Langsam hob er den Kopf und blickte mich aus seinen hellen Augen an. Nicht müde, nicht gelangweilt, sondern plötzlich intensiv und durchdringend. Ich schluckte und sehe, wie sein Blick kurz an meinen Lippen verweilte und dann wieder zu meinen Augen hoch huschte. Mein Herz stolperte einen kurzen Moment und in meinem Magen machte sich ein angenehmes Prickeln breit. Was hatte Sakura da gerade gesagt? Dass Kenma auf Männer stand? Ich glaubte mir ist noch nie bewusst geworden, was für schöne Augen Kenma eigentlich hat. Und was für schöne Lippen... Ich müsste nur meinen Kopf ein paar Zentimeter nach vorn beugen und...

„Kuroo... bitte bring mich nach Hause...", flüsterte Kenma und schloss kurz die Augen, so als müsste er sich, so wie ich, kurz ins hier und jetzt zurück holen. Er fasste mich am Arm, der seinen immer noch umklammerte und löste sich sanft von mir. Schnell trat ich einen Schritt zurück und versuchte mein Herz unter Kontrolle zu bringen, was gerade Blut für einen ganzen Marathon durch meinen Körper jagte. Was zur Hölle?

Your way into my Heart || Kenma x KurooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt