Noch nicht heute und auch nicht morgen

673 41 4
                                    

Kenma PoV
„Jetzt reicht es mir", platzte es plötzlich aus Sakura raus, als wir grade in der Mensa aßen und ich ließ erschrocken meinen Muffin fallen. Es war jetzt fast eine Woche vergangen seitdem Kuroo und ich unsere Funkstille beendet hatten. Gegenüber Sakura und unseren Kommilitonen habe ich natürlich kein Wort verlauten lassen, doch anscheinend ist mein Verhalten nun doch etwas auffällig geworden.

Ich schaute unschuldig zu ihr hinüber und fragte: „Was ist denn?" Sie zeigte anklagend mit dem Finger auf mich und erwiderte: „Du brauchst gar nicht so unschuldig zu tun! Ich merke doch genau, dass bei dir irgendwas nicht stimmt! Seit einer Woche grinst du wie ein Honigkuchenpferd wenn du denkst es schaut niemand. Und jetzt gerade wieder!" Sie kniff die Augen zusammen und grinste mich böse an, während ich mit roten Wangen versuchte mich hinter meinen Aufzeichnungen zu verstecken: „Da steckt doch jemand dahinter! Mal sehen... der heiße neue Dozent? Oh nein, warte! Der Typ aus der Bibliothek... oder ist es vielleicht doch... NEIN!" Sie riss mir die Aufzeichnungen aus der Hand, sodass ich mein hochrotes Gesicht hinter meiner Hand verschwinden ließ. „Es ist dein Mitbewohner! Dieser heiße Typ, den mein Bruder so verachtet... wie hieß der noch gleich... Kuroo?" Bei seinem Namen fing mein Magen an zu kribbeln und Sakura stieß ein triumphierendes Lachen aus.

„Oh mein Gott, Kenma! Ich will alles wissen! Jedes noch so kleine schmutzige Detail!", kreischte sie, sodass sich um uns herum schon die Leute umdrehten. „Shhhhht! Sei doch nicht so laut!", flüsterte ich leicht panisch, hielt ihr den Mund zu und blickte mich unsicher um. Ich zog jedoch sofort meine Hand wieder weg, weil Sakura sie mit ihrer Zunge ableckte. „Ih Sakura, das ist widerlich", rief ich und wischte mir meine Hand an der Serviette ab.

„Dein Pech! Und jetzt erzähl schon", grinste sie und nahm einen Schluck von ihrem Milchshake. Ich kaute unruhig auf meinen Lippen herum und als ich feststellte, dass ich nicht drumherum kam, seufzte ich ergeben. Und so erzählte ich ihr kurz und knapp was sich zwischen mir und Kuroo seit der Party vor zwei Wochen abgespielt hat. „Und so kam es dann, dass wir wieder miteinander...", ich musste kurz schlucken und schaute ob uns auch niemand zuhörte „... geschlafen haben. Tja und jetzt sind wir anscheinend so etwas wie ein Paar." Sie starrte mich aus großen Augen an und fing dann laut an zu lachen. Irritiert blickte ich umher und fragte dann: „Was zur Hölle ist daran so lustig?" Sie hatte wirklich Mühe, Luft zu holen und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. „Entschuldige, Kenma. Aber nur du kannst eine so romantische Geschichte so platt und kurz erzählen", kicherte sie, schaute mich dann jedoch aus glühenden Augen an. „Nein ganz im Ernst jetzt. Ich freu mich wirklich für dich!"

Ich spürte, wie sich meine Wangen rot färbten. „Aber bitte, Sakura. Du darfst das niemanden erzählen! Ich bitte dich!", und um meine Worte zu unterstreichen griff ich ihr Handgelenk und schaute ihr tief in die Augen. Sie lächelte beruhigend. „Werde ich nicht, Kenma. Auch wenn das etwas ist, wofür du dich nicht schämen musst", sagte sie. Ich stieß gehässig die Luft aus und merkte an: „Ts, schau dir doch deinen Bruder an. Und ich glaube meine Eltern werden ähnlich wie er reagieren." Sie schürzte missbilligend ihre Lippen, als ich die Sprache auf ihren Bruder lenkte. „Darüber musst du stehen, Kenma. Du magst Kuroo doch, oder?", fragte sie mich. Mein Herz machte einen Hüpfer und ich nickte. „Und das solltest du auch zeigen dürfen!" Ich wusste, dass sie recht hatte. Und irgendwann würde ich vielleicht den Mut finden, meine Gefühle offen zu zeigen. Doch der Tag war noch nicht heute und auch noch nicht morgen.

Die Vibration meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Ein kurzer Blick darauf verriet auch Sakura, wer mich da versuchte zu erreichen. Sie grinste: "Wenn man vom Teufel spricht" Sie schnappte sich ein Stück von meinem Muffin, während ich mir den Augen rollte und den Anruf entgegen nahm. "Hey Kuroo", sagte ich möglichst gelassen. Wieso war mir plötzlich so heiß? "Hey, wo bist du gerade?", fragte er. Ich hörte das Quietschen von Turnschuhen auf einem Hallenboden und vermutete, dass er gerade beim Training war. "Ich esse gerade mit Sakura. Wieso?" Sie grinste mich an und nahm sich noch ein Stück Muffin. "Hast du Zeit, zum Training zu kommen? Ich hab eine Überraschung für dich", sagte er vergnügt. Ich überlegte kurz und meinte schließlich: "Kommt darauf an. Wenn ich mich bewegen muss, bleib ich doch lieber hier." Ich hörte sein tiefes Lachen und meine Hand krallte sich um das Telefon bei diesem Geräusch. "Es wird dir gefallen! Du kannst Sakura auch gern mitbringen! Ich erwarte dich in einer viertel Stunde!" Damit legte er einfach auf.

Ich ließ langsam die Hand sinken. Sakura hob eine Augenbraue: "Was wollte er?" Ich stieß einen Seufzer aus und antwortete: "Er will, dass ich mit zum Training komme. Dort hat er wohl eine Überraschung. Du kannst mitkommen, wenn du willst." Sie schaute mich mit großen Augen an. "Was? Wieso denn das? Was soll das denn für eine Überraschung sein?" - "Keine Ahnung. Komm bitte mit, dann... lernst du auch mal Kuroo besser kennen." Sie kicherte nur: "Jaja, eigentlich hast du einfach zu viel Schiss allein dort aufzukreuzen." Sie klatschte in die Hände, stand auf und packte ihre Sachen zusammen. Ich verdrehte die Augen. "Weißt du, wie es von hier zur Halle geht?", fragte ich sie, als wir die Mensa verließen. "Na klar. Durch meinen Volltrottel von Bruder wusste ich das sogar schon, bevor ich angefangen habe hier zu studieren." Sie wies in eine Richtung des Campus und wir setzten uns in Bewegung. 

Ich hatte wirklich keine Ahnung, was Kuroo da ausheckt. Ich hatte ehrlich Schiss und fühlte mich immer unwohler, je näher wir der Halle kamen. Vertraute Geräusche nach Bällen, die auf den Hallenboden schlugen, drangen durch die angekippten Fenster und ich wurde langsamer je näher ich der Tür kam. Sakura merkte es und drehte sich verwundert zu mir um. "Hey Kenma, stimmt was nicht?", fragte sie unsicher und blieb stehen. Ich atmete tief ein, ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht und ich straffte die Schultern. "Nein, alles okay", antwortete ich, "ich hatte gerade nur ein kleines Deja-Vu, das ist alles." Ich trat an ihr vorbei und stieß die Tür zur Halle auf. 

Und was ich dort sah, ließ mein Herz vor Aufregung schneller schlagen.

Your way into my Heart || Kenma x KurooWhere stories live. Discover now