Versuchung [Lemon]

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Kenma PoV
Ich hörte kaum, was der Prof sagte sondern kritzelte nur gelangweilt auf meinem Block herum. Es ist jetzt mehrere Tage her seit ich Kuroo das letzte Mal gesehen habe und ich fühl mich elender denn je. Wenn ich früh aufstehe ist er meist schon weg und ich bleibe aktuell so lang in der Uni, dass er schon schläft wenn ich heim komme. Es war eine stille Übereinkunft des Sich-aus-dem-Weg-Gehens... und ich fand sie scheiße.

Ich spürte, wie mich jemand anstieß und ich schaute nach rechts zu Sakura die mit ihrem Kopf nach vorn zeigte. Der Prof schaute mich erwartungsvoll an und ich wusste, dass ich die Frage verpasst habe. „Entschuldigen Sie, können Sie die Frage wiederholen?", sagte ich während ich mich aufsetzte. Er zeigte auf die Rechnung an der Tafel und ich schaute mir kurz die Aufgabe an. Ich gab knapp meine Antwort und der Prof fuhr etwas enttäuscht mit seinem Seminar fort. Offenbar war die Antwort richtig.

„Meine Güte, selbst wenn du nicht aufpasst, kennst du die Antwort. Wie ernüchternd...", flüsterte Sakura neben mir und grinste mich an. Ich hob kurz die Mundwinkel und wandte mich dann wieder meinem Gekritzel auf dem Block zu. Sakura ist mir, seit sie mich am Montag vor der ersten Vorlesung abgefangen hat, nicht mehr von der Seite gewichen. Zumindest wenn wir gemeinsame Vorlesungen und Seminare hatten. Und ich musste sagen: sie war eine sehr angenehme Person. Sie quasselte zwar viel, war aber auch witzig und hatte mich schon einigen Kommilitonen vorgestellt mit denen wir die Pausen verbrachten. Ich fühlte mich nicht mehr wie ein Freak sondern das erste Mal im Leben... normal. Und es war ein wunderbares Gefühl, außer dem leichten Stich, wenn ich daran dachte wie sehr mir Kuroo fehlte.

Als der Prof endlich das Seminar beendete packte ich langsam meine Sachen zusammen, während Sakura neben mir wartete. "Sehen wir uns nachher noch?", fragte ich sie, während wir den Raum verließen. Sie schüttelte den Kopf. "Heute geht leider nicht, ich treffe mich mit meinem Bruder und meiner Familie." Ich spürte einen Anflug von Panik. Sakura hat mich die letzten Tage immer bis spät begleitet, sei es in die Bibliothek, noch etwas essen oder im Computerlabor ein Projekt fertigstellen. Ich denke, sie wusste, dass ich nicht nach Hause wollte, wir hatten nur noch nie darüber gesprochen. Als ob sie spürte, dass ich nicht drüber sprechen wollte, hat sie alles getan um mich so gut und so lang wie möglich abzulenken und ich war ihr sehr dankbar. Sie blieb stehen und legte mir ihre Hand leicht auf den Arm. "Kenma, was auch immer zwischen dir und deinem Freund vorgefallen ist, ihr solltet drüber reden. Wegrennen hilft nichts", sagte sie und versuchte mir in die Augen zu schauen. Ich grummelte: "Mir hat es besser gefallen, als du nichts dazu gesagt hast." Daraufhin lachte sie leicht und erwiderte nur: "Das zeigt nur, dass ich Recht habe. Ich muss jetzt los! Wir sehen uns morgen!" Damit wandte sie sich um und lief Richtung Ausgang.

Ich seufzte, straffte die Schultern und machte mich langsam wie eine Schnecke auf dem Weg aus dem Gebäude. Dabei nahm ich mein Handy aus der Tasche und startete mein Spiel, während ich überlegte, wohin ich jetzt gehen konnte. In die Bibliothek musste ich aktuell nicht, selbst als ich mit Sakura dort war, war es relativ sinnlos, da wir gerade mal in unserer zweiten Woche waren und noch keine Hausarbeiten auf hatten. Das Projekt konnte ich nicht allein bearbeiten und allein Essen gehen ist mir zu peinlich. Also musste ich wohl oder übel nach Hause. Wenn ich Glück hatte, war Kuroo noch beim Training und ich konnte unbemerkt in mein Zimmer schlüpfen.

Ich lief die Straße zu unserer Wohnung entlang, vollkommen mit meinen Gedanken im Spiel, als ich merkte, dass ich fast an unserer Haustür vorbei gelaufen wäre. Ich fischte meinen Schlüssel aus meiner Tasche während ich das Spiel pausierte, als ich Schritte vernahm, die schnell auf mich zukamen. Ich wandte mich nach rechts und sah eine Person auf mich zu joggen. Kuroo.

Mein Herz fing bei seinem verschwitzten Anblick schnell an zu schlagen und ich musste ein Keuchen unterdrücken. Er verlangsamte seine Schritte bei meinem Anblick und zog sich seine Kopfhörer aus den Ohren. Als er an unserer Tür ankam, sah ich ihn verunsichert lächeln. "Hey", sagte er schlicht. "Hey", lächelte ich leicht zurück bevor ich mich wieder der Tür zuwandte und zitternd den Schlüssel ins Schloss steckte. Oh mein Gott, hoffentlich sah er das nicht. Ich schaffte es die Tür zu öffnen und stand verunsichert da, bevor ich ihm die Tür aufhielt und ihn einließ. Er sah mir kurz in die Augen und sah aus, als ob er etwas sagen wollte, bevor er sich dankend an mir vorbei schob. Ich spürte die Wärme seines aufgeheizten Körpers und ich musste den Drang unterdrücken ihm einfach sein Shirt von seinem Oberkörper zu reißen. Reiß dich zusammen, Kenma!

Your way into my Heart || Kenma x KurooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt