Wettlauf

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Kenma PoV
Ich zog meine Jacke enger um mich, als wir uns in die Richtung unserer Wohnung bewegten. Es wehte ein kalter Wind und kroch mir direkt in meine Glieder. Es schien ein ungewöhnlich kalter Herbst zu werden. Vielleicht hatten wir ja sogar Glück und es würde im Winter mal schneien. Trotzdem: ich mochte die Kälte nicht wirklich. Nur wenn ich daheim in eine Decke gekuschelt war und einem warmen Tee in der Hand hielt.

Ich spürte, wie auch Kuroo sich enger in seine Jacke kuschelte und mir immer wieder amüsierte Seitenblicke zuwarf. Ich schluckte etwas und holte mein Handy aus meiner Jackentasche um mich ein wenig abzulenken.

Bald fand ich mich vertieft in meinem Spiel wieder, wo ich letzte Woche endlich den harten Boss knacken konnte. Auch wenn ich den Weg im Schlaf hätte gehen können, bugsierte mich Kuroo über die befahrene Hauptstraße und zog mich mehrmals am Ellenbogen zur Seite um einen Zusammenprall mit anderen Fußgängern zu vermeiden. Auch wenn ich wusste, dass seine Berührungen ohne Hintergedanken waren spürte ich sie durch die Jacke hindurch und hinterließen ein Kribbeln auf meiner Haut.

Meine Güte! Wie mein Körper auf Kuroos Berührungen reagierte war nicht von dieser Welt. Doch ich konnte nichts dagegen tun... und wollte es auch nicht. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich eine Benachrichtigung bekam, die meine Aufmerksamkeit tatsächlich von meinem Spiel wegzog.

Shoyo hatte eine neues Bild gepostet. Ich öffnete die App und was ich sah, brachte mich leicht zum schmunzeln. Ich tippte Kuroo an und zeigte ihm grinsend das Bild. Er machte große Augen, bevor er mir das Handy aus der Hand riss, um das Bild näher zu betrachten. „Was zur...? Ich wusste gar nicht... du etwa?", stotterte er vor sich hin und schaute mich dann verdattert an. Ich grinste und nickte. „Er hat's mir vor einem Monat erzählt, aber wollte es noch geheim halten." - „Umso schöner, dass er es jetzt öffentlich macht. Ich freu mich für ihn... für beide", sagte er leise und warf mir einen prüfenden Blick zu.

Ich wusste was er dachte und erwartete. Doch ich war noch nicht so weit wie Shoyo. Das würde noch dauern. Und trotzdem... ich betrachtete sein Bild, Shoyo über beide Ohren glücklich strahlend, die Arme von hinten um den leicht grinsenden Kageyama gelegt, der sich zur Seite gedreht hatte und ihm einen Kuss auf seine Wange gab. Als Bildunterschrift hat er einfach ein Herz gesetzt. Simpel und doch so aussagekräftig. Ich seufzte.

Ich öffnete kurzerhand meinen Chat mit Shoyo und beglückwünschte ihn mit einer kurzen Nachricht. Keine zehn Sekunden schrieb er auch schon zurück, bedankte sich und fragte, wie es mit mir und Kuroo lief. Ich spürte, wie ich rot anlief, sperrte mein Handy schnell und ließ meine Hand sinken. Doch als es direkt wieder vibrierte schaute ich wieder auf den Sperrbildschirm. Shoyos Nachricht lautete einfach: „Doch so schlimm? Das wird schon du wirst sehen ;) erinner dich mal, was ich Anfangs für einen Schiss hatte und jetzt ist alles gut."

Ich atmete tief durch und zog meinen Kragen nach oben. Meine Hände sind eiskalt und meine Zähne fingen an zu klappern. „Brr ich glaube, ich gehe dann direkt erstmal heiß duschen", bibberte Kuroo neben mir. „Vergiss es, ich geh zuerst", erwiderte ich und beschleunigte meine Schritte, denn unser Hauseingang kam in Sicht. „He!", rief Kuroo, doch ich grinste ihn nur über meine Schulter an und fing an mit Rennen. Ich wusste, dass er grundsätzlich schneller als ich war, doch ich hatte das Überraschungsmoment auf meiner Seite und bog bald in unseren Eingang ein. Ich nestelte mit meinem Schlüsselbund an der Tür herum als ich plötzlich Kuroos Körper spürte, der mich zur Seite drängen wollte.

Ich schaffte es die Tür zu öffnen und begann zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe nach oben zu rennen, Kuroo dicht auf meinen Fersen. Er kam in diesem engen Treppenhaus nicht an mir vorbei und als ich schließlich in unsere Etage einbog und schlitternd vor unserer Wohnungstür zum stehen kam stieß ich ein triumphierendes „Ha!" aus. Nach Luft ringend stemmte ich mich auf meine Knie und japste auf. Gott, ich fühlte mich wie ein alter Mensch. Kuroo stand vor mir, ebenfalls auf die Knie gestützt doch lange nicht so aus der Puste wie ich. „Was... meinst du... mit ‚Ha'... noch stehst du... nicht in der Dusche...", keuchte er und richtet sich wieder auf.

Seine Größe und seine Präsenz war ich mir plötzlich mehr als bewusst. Ich schaute zu ihm nach oben, meinen Schlüssel fest umklammert hinter meinem Rücken versteckt und schluckte mehrmals. Sein Blick ruhte dunkel auf mir und er leckte sich den Schweiß von den Lippen. In meinem Rücken war die Tür, ich konnte nicht ausweichen, als er sich plötzlich nach vorn beugte und seine Hände rechts und links neben meinem Kopf abstützte. „Einzige Warnung: gib mir die Schlüssel, Kätzchen", knurrte er. Ich keuchte, mein Atem ging schneller und meine sowieso aufgehitzte Körpertemperatur nahm nochmal um einige Grad zu.

Ich schüttelte nur den Kopf und Kuroo hob die Augenbraue. Dann zuckte ich zusammen als seine eiskalten Hände meine Wange berührten. „Nein? Vielleicht muss ich noch etwas deutlicher werden", flüsterte er und beugte sich zu mir herab. Seine Lippen trafen meine und ich schloss genüsslich die Augen.

Ich spürte, wie seine Zunge fordernd meine Lippe berührte und ich gewährte ihm willig und leise stöhnend Zugang. Selbstverständlich streichelten seine Hände mein Kinn, meinen Hals, meine Schultern, meine Arme... „Hey!", rief ich, als seine Finger meinen Schlüssel aus meiner Hand schnappten. Ich funkelte ihn an, meine Wangen noch gerötet aufgrund des Kusses und meine Gedanken noch ein wirbelndes Karussell. Mit einem selbstgefälligen Grinsen öffnete er die Tür und ging hinein. Na toll, er hat mich einfach nach Strich und Faden verarscht und ausgenutzt.

Ich trottete beleidigt hinterher und warf meine Tasche in die Ecke. Ich wollte gerade den Reisverschluss meiner Jacke öffnen, als sich Kuroos starke Arme von hinten um mich schlangen, meine Hände ablösten und den Verschluss nach unten zogen. „Wolltest du nicht duschen gehen?", fragte ich genervt nach. Er antwortete nicht sondern zog mir die Jacke über die Schultern. Dann zog ich flatternd die Luft ein, als ich seine Lippen an meinem Nacken spürte. Es kitzelte als er mit rauer Stimme zu sprechen begann: „Ich will duschen gehen... mit dir."

Mein pochendes Herz brachte meine Brust bald zum Bersten. Mir schoss das Blut in meine Mitte und ich entließ meinen Lippen ein leichtes Seufzen. „Bitte Kenma...", murmelte er an meiner nackten Haut und ich antwortete flüsternd: „Darum musst du mich nicht bitten, Kuroo."

Your way into my Heart || Kenma x KurooWhere stories live. Discover now