Versöhnung

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Kuroo PoV
Können wir uns sehen? Bitte? Ich muss dir was sagen." Kenmas Stimme hallte immer noch in meinen Ohren nach. Sobald er aufgelegt hatte, bin ich los gehechtet um den schnellsten Weg in den nahegelegenen Park zu nehmen.

Kenma klang ernst am Telefon. Ich hatte Angst. Große Angst. Was ist, wenn er Schluss machte? Wenn ich ihm zu viel Druck gemacht habe? Dann waren die letzten Tage Pläne schmieden mit Bokuto vollkommen umsonst! Dann hätte ich ihn verloren. Nein! Soweit durfte ich nicht denken! Ich werde niemals kampflos aufgeben! Und erst recht nicht Kenma!

Die letzten Tage ohne ihn waren die absolute Hölle gewesen. Und auch wenn Bokuto und ich an einem Plan gearbeitet hatten, sehnte ich mich Stunde um Stunde nach seiner Stimme, seinem Gesicht, seinem Körper. Als ich seinen Namen vorhin auf meinem Handy aufleuchten gesehen hatte, musste ich erst einmal meinen Herzschlag unter Kontrolle bringen, bevor ich den Anruf annehmen konnte.

Sieben Minuten später bog ich in den Park ein und lief direkt ins Zentrum. Die Bäume um mich herum waren mit bunten Lichterketten behangen und schienen ihre Farben im glitzernden weißen Schnee wieder. Ich verlor mich einen Augenblick in der Illumination bevor meine Augen suchend durch den Park glitten. Dann blieb mein Blick an einem blond gefärbten Haarschopf hängen, der tief über sein Handy gebeugt dasaß und für das Lichterspiel um ihn herum kein Auge übrig hatte. Seine Finger flitzten nervös über das Display, wie ich es schon so oft beobachtet hatte.

Langsam ging ich auf ihn zu und als ob er meine Anwesenheit spüren würde hob er plötzlich den Kopf und schaute mir direkt in die Augen. Seine eigenen weiteten sich und er stand langsam von der Bank auf als ich auf ihn zu trat. Was erwartete er von mir? Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen. Doch war das zu viel? Vielleicht war es absolut unangemessen, was ist wenn er Schluss machen wollte? Dann würde ich mit der Geste vielleicht alles nur noch schlimmer machen?

Kenma nahm mir die Entscheidung ab, indem er auf mich zutrat und sein Arme um meine Mitte schlang. Ich atmete tief ein und legte meine Hände beschützend um seinen Körper. "Hey Kuroo", hörte ich ihn an meiner Brust murmeln. Ich grinste. "Hey Kätzchen", sagte ich leise zurück. Ich sog tief seinen Duft in meine Nase ein und vergrub mein Gesicht in seinen Haaren. Ich hatte seinen Geruch vermisst, seine Stimme, einfach alles. Wir standen noch eine Minute so da, bevor er sich langsam von mir löste.

"Ich... muss dir etwas sagen, Kuroo", fing er an. Er schaute mich nicht direkt an, sondern spielte mit seinen Fingern am Verschluss seines Anoraks herum. Ich wartete ab, wollte ihn keinesfalls unter Druck setzen. Ich sah ihn einmal tief durchatmen und bevor er mir dann fest in die Augen sah. "Es tut mir leid, was ich dir angetan habe", sagte er dann und ich riss meine Augen auf. Was er mir angetan hatte? Schließlich war ich doch derjenige gewesen, der ihn so unter Druck gesetzt hatte. Ich öffnete gerade den Mund für eine Erwiderung, als er energisch den Kopf schüttelte und sagte: "Bitte lass mich ausreden." Ich hielt inne und nickte dann.

"Ich war sehr egoistisch... das ist mir in den letzten Tagen klar geworden. Mir war nie bewusst, was du alles zurückstecken musstest, damit ich zufrieden gestellt war. Ich... will dieses Versteckspiel nicht mehr... ich will endlich über meinen Schatten springen können. Aber das schaffe ich nur mit dir zusammen! Ich hoffe du wirst mir irgendwann verzeihen können, dass ich nur an mich gedacht hatte und kein einziges Mal an deine Bedürfnisse", sagte er und mit jedem seiner Worte wurde mir wärmer ums Herz, trotz der eisigen Temperaturen um uns herum. Ich schloss für einen Moment die Augen und grinste in mich hinein. Wie kann dieser Mensch nur so unfassbar süß sein?

Dann, als ich sie wieder öffnete schaute Kenma mich verdattert an. "Was lachst du denn jetzt so dämlich? Ich versuche hier grad wirklich über meinen Schatten zu springen und du lachst mich aus!", rief er eingeschnappt und verschränkte seine Arme.

Mein Grinsen wurde zu einem Lacher und ich erwiderte: "Ich lach dich nicht aus, Kenma. Ich... freu mich einfach nur über deine Worte... und find es einfach unbeschreiblich süß. Danke!" Kenmas Wangen wurden, wie so oft rot. Etwas, was ich die letzten Tage extrem vermisst hatte: ihn in Verlegenheit zu bringen... vorzugsweise wegen etwas, was ich über ihn sagte.

"Na toll... jetzt habe ich mir tagelang einen Plan zurechtgelegt, wie ich dich am besten von mir und meinen Qualitäten überzeugen kann... und jetzt brauch ich ihn gar nicht mehr", sagte ich nun gespielt beleidigt. Er blickte mir verdattert entgegen. "Ich... du... WAS?", rief er dann und ich musste über seine Miene nur noch mehr lachen. "Das ist nicht witzig, Kuroo. Wieso dachte ich nochmal, es wäre eine gute Idee mit dir zu reden und dich um Verzeihung zu bitten?", sagte er mürrisch, doch dann wurde er ganz still, als ich ihn in eine Umarmung zog. "Es gibt nichts zu verzeihen, Kenma. Ich muss mich bei dir entschuldigen", murmelte ich an seinen Haaransatz, doch dann merkte ich dass er energisch den Kopf schüttelte und zu mir aufsah. Mein Gott, wenn er mich so ansah wollte ich ihn am liebsten mit Haut und Haaren verschlingen. Verdammt, konzentrier dich, Kuroo.

"Ich... will mich... uns nicht mehr verstecken...", murmelte er so leise, dass ich es fast nicht verstand. Dann, als ob er innerlich einen Entschluss fasste holte er tief Luft. "Ich habe es... meinen Eltern gesagt." Diese Worte klingen mir noch lange in den Ohren und ich sah, wie er leicht rosa anlief, bevor er sein Gesicht in meiner Jacke versteckte. Ich nahm sein Kinn in meine Hand und drückte sein Gesicht sanft nach oben. "Ist das wahr?", fragte ich leise und sah dann sein Nicken, dass mir Gewissheit gab, dass die Aussage gerade nicht meiner Wunschvorstellung entsprang. "Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich gerade machst", flüsterte ich und hätte ihn am liebsten einen Kuss aufgedrückt. Ich wollte ihn allerdings nicht unter Druck setzen. Doch ich hatte die Rechnung ohne Kenma gemacht. Seine Hände kraulten meinen Hinterkopf, bevor sie ihn sanft zu sich nach unten drückten und er mir seinerseits seine Lippen auf meine legte.

Es war nur ein kurzer Kuss und auch sehr schnell wieder vorbei. Doch er hinterließ ein noch nie da gewesenes Kribbeln auf meinen Mund, welches sich rasch in meinem gesamten Körper ausbreitete. Schüchtern wandte er sich nach rechts und links, doch als er bemerkte, dass keiner der Parkbesucher wirklich Notiz von uns nahm, lächelte er leicht in sich hinein und senkte mit geröteten Wangen sein Gesicht. Ich wusste, was für ein großer Schritt es für ihn gewesen sein muss und war unfassbar stolz auf ihn. "Danke, Kenma."

Your way into my Heart || Kenma x KurooWhere stories live. Discover now