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ALEC
Am nächsten Morgen wurde ich durch das relativ leise Klopfen des Arztes geweckt, der nur Sekunden später seinen Kopf in mein Zimmer hinein streckte. Magnus war durch das Klopfen noch nicht aufgewacht, weshalb er in einer ziemlich lustig aussehenden Position auf dem Beistellbett schlief. „Ich habe gute Neuigkeiten für sie vier, wir können sie heute entlassen. Wir machen alle nötigen Papiere für sie fertig, dann können sie entspannt alles zusammenpacken." sagte der Mann mit ruhiger Stimme, ehe dankend nickte. Kurz darauf war der Mann auch schon wieder verschwunden und ich versuchte vorsichtig mich etwas auf zu setzen. Leise lehnte ich mich über die Bettchen meiner Söhne und sah Liam friedlich schlafend in seinem Bettchen liegen. Im Gegenteil zu seinem Bruder war Marik schon wach und sah mich mit seinen niedlichen Kulleraugen direkt an, ehe er ein leises grummeln von sich gab. Schmunzelnd streckte ich meine Arme nach Marik aus und hob meinen Sohn wenig später zu mir herüber. Ich legte ihn auf meine Brust und ließ mich dann samt meines Babys vorsichtig zurück auf die Matratze rutschen. Kurz darauf fielen dem kleinen Mann auch schon wieder die Augen zu und er schlief seelenruhig wieder ein.

Ich konnte nichts weiter tun, als einfach nur auf meinen Sohn herunter zu sehen und mit glasigen Augen über seinen zierlichen Rücken zu streichen. Wie konnte ein menschliches Wesen nur so unglaublich süß sein? Ruhig sah ich meinen Sohn dabei zu, wie er friedlich vor sich hin schlief bis Magnus langsam aufwachte. Der Alpha brummte unzufrieden und blinzelte ein paar Mal, ehe er seine Augen offen halten konnte. „Morgen..." murmelte er und richtete sich langsam auf. „Guten Morgen." entgegnete ich leise und strich meinem Sohn erneut über den Rücken, während Magnus sich streckte. „Der Arzt war hier und hat gesagt, dass wir heute nach Hause können." teilte ich meinem Mate mit und sofort fing Magnus an zu strahlen. „Endlich in einem bequemen Bett schlafen!" seufzte er überglücklich, was mich zum schmunzeln brachte. „Wer von uns beiden hat gleich zwei Babys auf die Welt gebracht?" witzelte ich und auch Magnus fing an zu grinsen.

ACE
Die Nacht über hatte ich ohne auch nur eine Sekunde lang meine Augen zu schließen auf dem Bett verbracht. Jordan hatte sich zu mir gelegt und mich die gesamte Zeit über festgehalten. Natürlich hatte ich über seine Worte gestern Abend nachgedacht. Er hatte recht, es betraf eben nicht nur mich...sonder auch ihn, aber eben deshalb hätte er es mir sofort sagen müssen, dass wir unser Baby verloren hatten. Meine ganze Wut war mittlerweile auch verflogen und hatte er Unsicherheit und Antriebslosigkeit Platz gemacht. Ich hatte einfach gerade keine Kraft mich gegen das alles hier zu wehren, keine Kraft dazu mich aus Jordan's Armen zu befreien.

Am liebsten hätte ich ihn noch ein letztes Mal so richtig angeschrien, doch auch dazu fehlte mir momentan einfach die Kraft. Alles fühlte sich einfach nur taub an...taub und kalt. Für sowas gab es aber auch keine Anleitung oder Stufen wie man sich fühlte. Einige weinten vermutlich, andere wiederum waren wütend oder verstört. Ich selbst war allerdings nichts so richtig! Klar war ich gestern extrem wütend gewesen, aber eher auf Jordan und seine Heimlichtuerei, als über den Verlust unseres Kindes. Die Trauer konnte ich allerdings nicht richtig zuordnen...vielleicht weil es zum einen der Bruch des Vertrauens in Jordan war und zum Anderen das Baby. Aber wo bitte ordnete man Taubheit oder gar Gleichgültigkeit ein? Selbst Joe war vollkommen antriebslos und hatte sich schwer atmend in mein Inneres verzogen...nicht einmal mit ihr konnte ich mich gerade irgendwie identifizieren. Wir hingen einfach in der Luft...alles stand still, außer der Welt um uns herum. Das war schon so, seit ich mich gestern Abend in unser Bett gelegt hatte...

Nicht einmal als Jordan aufwachte und mich vorsichtig ansprach reagierte ich wirklich...ich hatte glaube ich nicht einmal verstanden was er so wirklich zu mir gesagt hatte. Seine Stimme klang auch eher wie ein Gemurmel im Hintergrund, so wie man es aus Filmen kannte. Stumm lag ich einfach nur da, in die Kissen und Decken gekuschelt während Jordan...was auch immer Jordan so machte, ich bekam es ohnehin nicht wirklich mit. Ununterbrochen starrte ich auf die Seite und nichts änderte etwas daran. Das einzige was ich wirklich wahrgenommen hatte war ein Kuss von Jordan, den er mir auf die Wange gegeben hatte. Danach war er aus mit einem für mich unverständlichen Gemurmel aus dem Raum verschwunden. Wie in Zeitlupe bekam ich mit wie die Sonne etwas um das Haus herum wanderte und das Zimmer immer weiter mit Licht erfüllt wurde, irgendwann nahm ich sogar den Geruch von Toast und Tee war...so wirklich reagieren tat ich daraufhin jedoch nicht. Es war auch wie ein Wimpernschlag, als sich der Geruch in Pasta mit frischem Gemüse umwandelte...ich konnte sogar die Tomatensauce riechen, aber auch das brachte mich nicht dazu zu bewegen. Das einzige was für mich daraus ableitbar war, dass es bereits Mittag war...

Lone WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt