Violett Rise (Teil 2)

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„Miss? Geht es ihnen gut?", hakte der Lieferant nach und machte einen Schritt auf mich zu. Ich wich jedoch zurück und die Blumen entglitten meinen Händen.

„Sherlock?", rief ich mit zitternder Stimme.

Sofort war er an meiner Seite, musterte erst mich und dann die Blumen zu meinen Füßen.

„Oh, vielleicht war gerade nicht der passende Zeitpunkt, um ihnen die Blumen zu überreichen", murmelte der Mann und wollte verschwinden, doch Sherlock hielt ihn auf.

„Wer hat diesen Strauß in Auftrag gegeben?", wollte er mit bestimmendem Tonfall wissen.

„Ich... ich weiß nicht. Ich liefere die Blumen nur aus."

„Geben Sie mir ihren Namen und ihren Arbeitgeber", verlangte Sherlock und sah zu mir. Sanft schob er mich wieder ins Haus. Ich war noch immer viel zu schockiert von der ganzen Situation, um wirklich zu reagieren.

Kaum war der Lieferant verschwunden, hob Sherlock die Lilien mit einem meiner Schals auf und schloss die Haustür.

„Sieht so aus, als hätte der Plan von Scotland Yard funktioniert", stellte ich schließlich trocken fest.

Der Detektiv musterte mich eingehend, dann nickte er langsam. „Geht es dir gut?"

„Gib mir einen Moment, um das zu verdauen", bat ich ihn und ging zurück ins Wohnzimmer, während ich mir die Schläfen massierte. Genau auf diese Situation hatte ich es angelegt. Das war das Ziel der ganzen Undercover-Mission gewesen. Trotzdem war es überwältigend, zu wissen, dass ich nun das geplante nächste Opfer eines Serienkillers war.

„Lestrade? Der Mörder hat soeben Kontakt mit Breanna aufgenommen", sagte Sherlock hinter mir in sein Handy. „Ich treffe mich mit Ihnen in ungefähr einer Stunde."

Kaum hatte er aufgelegt, wählte er jedoch schon die nächste Nummer. „Du musst nach Chelsea kommen und auf Breanna aufpassen. Der Mörder hat sie gerade kontaktiert und ich muss zu Lestrade."

„Warum kann ich nicht mit dir kommen?", fragte ich verwirrt. Ich musste nicht fragen, mit wem er als Zweites telefoniert hatte. Das konnte nur John gewesen sein.

„Noch bist du Violett Rise und sie hätte keinen Grund wegen einem Blumenstrauß zu Scotland Yard zu fahren."

Ich schluckte, denn mir war bewusst, dass Sherlock recht hatte. Solange der Mörder nicht gefasst war, musste ich in meiner Rolle bleiben. Aber ich wollte auch ungern einfach hierbleiben und Däumchen drehen.

Mein Blick wanderte wieder zu den roten Lilien. „Glaubst du, ihr findet damit eine brauchbare Spur?"

„Willst du wirklich jetzt darüber reden?", hakte Sherlock nach und ich hörte deutlich die Sorge in seiner Stimme. Er wollte mir nicht zu viel zumuten.

„Ja, ich will wissen, wie es jetzt weitergeht."

Sherlock nickte und zog mich wieder zum Sofa. Die Blumen legte er vor uns auf den Tisch. „Ich werde mit Lestrade zu dem Blumenhändler fahren, bei dem die Bestellung aufgegeben wurde. Vielleicht finden wir dort etwas. Kreditkartenbelege oder jemanden, der sich an den Käufer erinnert. Es ist das erste Mal, dass wir eine Chance haben, nachzuverfolgen, woher die Blumen gekommen sind."

„Das klingt tatsächlich nach einer Spur", stellte ich erleichtert fest. „Vielleicht ist in ein oder zwei Tagen die ganze Mission schon wieder vorbei."

„Ganz bestimmt", lächelte Sherlock und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel.

Erneut sah ich zu den Blumen, als mir ein Gedanke kam. „Violett würde ihre freie Zeit nicht bei Scotland Yard verbringen. Aber sie ist sicher so neugierig und versucht herauszufinden, wer ihr die Blumen geschickt hat."

SHERLOCK - Das einzig Richtige für mich ... bist duWhere stories live. Discover now