Die geheimen Magazine

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Unter uns zog die Landschaft von England dahin, während langsam die Abenddämmerung einsetzte. Keiner von uns sprach ein Wort. Sherlock starrte hochkonzentriert aus dem Fenster des Helis und schien im Kopf alle möglichen Szenarien durchzuspielen. John war offensichtlich mit der Gesamtsituation noch etwas überfordert. Und ich war schlichtweg viel zu nervös, um auch nur einen Ton von mir zu geben.

Ich bereute meine Entscheidung nicht. Trotzdem war ich besorgt. Sherlock hatte mich bisher vehement von Charles Augustus Magnussen ferngehalten und nun lief ich direkt in die sprichwörtliche Höhle des Löwen. Ob das wirklich so klug war?

Vor uns tauchte Appledore, der Wohnsitz von Magnussen, auf.

Das Gebäude war eine moderne Villa, mit einem großen Glasbau, geformt wie ein gebogenes Dreieck. Auf einer Seite gingen mehrere Wohnflügel ab, die jedoch nicht mit Glas, sondern mit normalen Ziegeln verkleidet waren. Die umliegenden Grünflächen waren weitläufig und gut gepflegt. Alles an diesem Grundstück zeugte von Geld und Macht. Meine Hände begannen leicht zu schwitzen.

Der Helikopter setzte zur Landung an und kam schließlich auf der Rückseite des Gebäudes auf dem Boden auf. Zwei Security-Männer erwarteten uns bereits und führten uns zu einigen Stufen, die auf eine kleine Terrasse führten.

Hinter uns flog der Hubschrauber wieder los. Meiner Meinung nach war das alles andere als ein gutes Zeichen. Doch da Sherlock kaum Notiz davon zu nehmen schien, konzentrierte ich mich wieder auf ihn. Solange er nicht nervös wurde, ging ich davon aus, dass er noch die Oberhand hatte. Darauf musste ich mich verlassen.

Das Innere von Appledore war genau so modern wie das Äußere. Die beiden Wachmänner dirigierten uns durch das Glashaus mit allerlei exotischen Pflanzen. Die feuchte Luft sorgte schnell dafür, dass mir in meiner Winterjacke ziemlich warm wurde. Doch ich ließ mir nichts anmerken. Erst als wir uns zu fünft in einen kleinen Aufzug zwängten, wurde mir bewusst, dass Sherlock und John mich die ganze Zeit abschirmten. So wie sie es schon immer getan hatten, und vermutlich passierte es inzwischen nur noch unterbewusst. Trotzdem sorgte es dafür, dass tatsächlich ein kleiner Teil meiner Anspannung abfiel.

Als der Fahrstuhl anhielt, führten die Wachmänner uns hinaus auf eine Empore. Vor der gläsernen Balustrade stand eine weiße Couch, auf der Charles Augustus Magnussen saß.

Im ersten Moment war ich überrascht von seiner Erscheinung. Er war älter, als ich vermutet hatte. Seine einst blonden Haare lichteten sich bereits auf seinem Kopf und in seinem Bart zeigten sich erste Anzeichen von grauen Strähnen. Trotzdem waren die grauen Augen hinter den ovalen Brillengläsern wachsam, selbst als sie uns mit einem Ausdruck von Langeweile betrachteten. Überhaupt schien es Magnussen gar nicht zu interessieren, dass wir drei vor ihm standen. Er nickte lediglich seinen Männern zu, die daraufhin verschwanden, und hob zum Gruß sein Glas hoch, in der eine bernsteinfarbene Flüssigkeit schwamm.

„,Ich würde Ihnen ein Glas anbieten, aber er ist sehr selten und teuer'", sagte er mit ruhiger Stimme und trank einen Schluck.

Während ich in der Nähe von John stehen blieb, setzte Sherlock sich neben Magnussen auf das Sofa. Sein Blick traf kurz auf meinen und es bedurfte keiner Worte, um mir zu sagen, dass ich auf Abstand bleiben sollte. Mich hätte sowieso nichts in die Reichweite dieses Mannes gebracht.

Etwas hinter mir lenkte Sherlocks Aufmerksamkeit auf sich.

„,Ah, Sie waren es'", stellte er fest und ich hörte plötzlich unterdrückten Zorn in seiner Stimme.

Sowohl John als auch ich sahen über die Schulter. Mir gefror das Blut in den Adern als ich den Bildschirm bemerkte und die Bilder erkannte, die darauf zu sehen waren. Feuer, ein Scheiterhaufen und Sherlock, der eine scheinbar leblose Gestalt aus den Flammen rettete. Sofort spürte ich wieder die sengende Hitze auf meiner Haut und den Rauch in meinen Lungen. Die Guy-Fawkes-Nacht.

SHERLOCK - Das einzig Richtige für mich ... bist duWhere stories live. Discover now