59 Missed Calls

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Müde stand ich in der Küche unserer Etage im Yard und wartete darauf, dass mein Kaffee fertig durch die Maschine gelaufen war. Michelle gesellte sich zu mir und trug eine ähnlich erschöpfte Miene zur Schau.

„Wie kommst du mit deinem Stapel voran?", fragte ich.

„Ich sehe noch immer kein Ende", stöhnte sie. „Dabei sind wir schon seit einer Woche dran diese dummen Diebstähle dem Hehlerring zuzuordnen."

„Ich bin auch noch nicht durch. Jedes Mal, wenn die Akten scheinbar weniger werden, kommen Neue dazu."

„Selbst Ridders ist inzwischen am Verzweifeln. Ich glaube, er hat letzte Nacht sogar hier im Yard verbracht", erzählte Michelle mir.

„Ich will gar nicht daran denken, dass wir erst am Anfang dieses Falles stecken", stöhnte ich und nahm endlich meinen fertigen Kaffee. „Ich mache mich wohl besser wieder an die Arbeit."

Michelle nickte nur und machte sich selbst ihren Kaffee.

Auf meinem Schreibtisch stapelten sich Unterlagen über Kunstwerke, Fälschungen und Diebstähle, sodass ich nur noch einen kleinen Fleck hatte, wo ich meine Tasse abstellen konnte. Wir waren seit einer Woche damit beschäftigt einen Hehlerring hochzunehmen. Der Fall war eigentlich nur zufällig an unsere Abteilung geraten. Wir hatten den Tipp erhalten, dass eine gestohlene Landschaftsmalerei aus der Zeit des Impressionismus in eine Lagerhalle in der Nähe des Themseufers gebracht worden war. Nur als das Team von Ridders dort angekommen war und die Lagerhalle gestürmt hatte, war uns nicht nur ein gestohlenes Gemälde in die Hände gefallen, sondern gleich mehrere. Dazu kamen noch einige Skulpturen und Plastiken, die ebenfalls alle als gestohlen galten.

Nun mussten wir herausfinden, wer hinter dem Hehlerring steckte und wie viel der Ring noch gestohlen hatte. Also untersuchten wir die Kunstwerke, die wir bereits gefunden hatten und versuchten, daraus abzulesen, welche verschwundenen Werke noch im Besitz der Hehler sein könnten. Alles mit der Hoffnung, dass wir so eine brauchbare Spur fanden.

Als Michelle sich ebenfalls wieder an ihren Schreibtisch setzte, sah sie noch einmal zu mir. „Auch wenn Ridders und Smith mich für den Vorschlag sicher hassen werden, aber könntest du nicht Sherlock um Hilfe bitten?"

Ich unterdrückte ein Augenverdrehen. Mir war klar gewesen, dass diese Frage früher oder später kommen würde, daher brauchte ich nicht lange, um zu antworten: „Ich fürchte, dass dieser Fall nicht gerade Sherlocks Interesse wecken wird. Zu viel Papierkram. Außerdem ist er im Moment selbst ziemlich beschäftigt. Mein Bruder hat in seinem Blog über den Märchenmörder geschrieben und seit dem, wird Sherlock mit Anfragen wieder überschüttet."

Nichts davon war gelogen, immerhin waren Sherlock und John auch heute wieder unterwegs, um einen Fall zu lösen. Allerdings hatte ich noch einen anderen Grund, warum ich Sherlock nicht hinzuziehen wollte. Mich hatte der Ehrgeiz gepackt. Ich wollte diesen Fall gerne mit meinen Kollegen und ohne Sherlocks Hilfe lösen. Einfach um ihm und mir selbst zu beweisen, dass ich diese Arbeit machen konnte.

Michelle verzog etwas enttäuscht das Gesicht, ehe sie sich wieder ihren eigenen Akten zuwandte.

„Ich habe weitere Akten für uns", erklang Seargent Eric Smiths Stimme plötzlich, als er unser Großraum-Büro betrat.

„Du sprichst dabei hoffentlich von Nachschub für deinen eigenen Schreibtisch", meinte ich, ohne aufzusehen. „Meiner ist noch immer überfüllt."

„Was Breanna sagt", stimmte Michelle mir zu. „Wenn du auch nur eine Akte bei mir ablegst, wird der Tisch sicher zusammenbrechen."

Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Eric stehen blieb und uns beide missmutig ansah. Dann schien er jedoch zu erkennen, dass sein Schreibtisch tatsächlich der leerste war und mit einem ergebenen Seufzen legte er die Akten bei sich selbst ab.

SHERLOCK - Das einzig Richtige für mich ... bist duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt