I7.I Full moon and changes

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Ich zerbrach mir den Kopf darüber, aber mir fiel keine plausible Antwort ein. Da kam mir plötzlich die Kette, die ich gefunden hatte in den Sinn und ich kramte sie aus der Tasche meiner Jeanshose. Die Kette hatte einen Anhänger in Form eines heulenden Wolfes, was mich nicht länger überraschte. Jetzt war es sicher. Ein Wolf war da gewesen und Grace hatte anscheinend etwas mit alldem zu tun. Ich seufzte in Gedanken versunken und fuhr abwesend mit dem Finger über die Kette.

"Dachtest du ich würde nicht wissen was du tust." sagte Noah und setzte sich zu mir.

"Um wahr zu sein hatte ich das gehofft." gab ich zu und sprach weiter. "All diese Geschehnisse heutzutage. Sie haben alle eine Verbindung. Sie passieren nicht einfach zufällig hintereinander." Ich hatte schon Kopfschmerzen vom ganzen Überlegen.

"Ja. Ja, da hast du Recht. Sie passieren nicht zufällig." wisperte Noah. Ich wandte meinen Blick schließlich von der Kette ab und wollte Noah anschauen, doch er war nicht da.

"Noah?" rief ich durch den leeren Hof, doch bekam keine Antwort. Entsetzt blickte ich auf die Stelle auf der er eben noch saß. Ich hatte ihn genau hier, neben mir, gespürt und außerdem hatte ich mich mit ihm unterhalten. Wo war er also? Verwirrt rappelte ich mich auf und blickte durch die Gegend. Ich schaute sogar hinter dem Baum, aber niemand weit und breit.

Hatte ich jetzt auch noch Halluzinationen?

*

Heute war mein Geburtstag. Heute war Vollmond.

Der Unterricht verlief ziemlich schnell und mit jeder vergehenden Stunde wurde meine Angst größer. Jeder gratulierte mir zum Geburtstag, doch ich war mit meinen Gedanken ganz wo anders. Ich bekam die Hälfte gar nicht mal mit, von dem, was sie sagten. Was würde an diesem Tag passieren, weshalb mich ein Wolf warnen musste?

"Amber!" rief Julie wütend.

"Hm?" gab ich abwesend wieder. Genervt rollte sie mit den Augen auf meine Antwort.

"Hörst du mir überhaupt zu. Amber du hast heute Geburtstag, was stimmt nicht? Erzähle es mir."

"Nichts, wirklich alles ist in Ordnung. Ich bin wieder einmal nur...müde." ich lächelte schwach und Julie wedelte wie verrückt mit ihrer Hand in der Luft.

"Noah glaubst du ihr etwa oder weshalb redest du auch nicht? Oh Gott was stimmt mit euch beiden nicht?!" Julie war wirklich kurz vorm Ausrasten gewesen. Den Blick hatte sie wütend auf mich fokusiert und schlug sich mit der Handfläche auf die Stirn.

"Julie reg dich ab. Amber scheint wirklich nur müde zu sein." Noah betrachtete mich für einen Moment intensiv und aß dann schulterzuckend weiter.

Ich hatte wirklich Ringe unter meinen Augen und war auch wirklich müde. Es war keine Lüge gewesen, aber auch nicht die ganze Wahrheit. Nur eine Ausrede.

"Mhmh... es ist wirklich schrecklich, dass wir deinen Geburtstag erst am Sonntag feiern können, aber so wie ihr euch gerade benimmt, ist es wohl auch das beste." sagte Julie traurig und setzte sich wieder auf ihren Platz.

Mir war es recht so, denn so konnte ich mich auf den Vollmond vorbereiten. Die Frage war nur, wie ich die beiden loswerden würde. Ich wusste nicht, was passieren würde, aber es wäre gut, wenn ich alleine wäre.

"Julie, deshalb würde ich gerne heute etwas früher schlafen gehen."

"Meinetwegen, aber Sonntag wirst du keine Ausrede haben." Erleichtert lächelte ich breit. "Versprochen. Sonntag gibt es keine Ausreden." Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es 19.30 Uhr war. Schnell aß ich mein Abendessen auf und stand nervös auf.

"Wohin willst du jetzt?!" fragte Julie und starrte mich an während Noah alles ignorierte. Er war heute auffällig ruhig gewesen, aber er war nicht der einzige, der sich komisch benahm, also hätte ich ihn nicht fragen können, ohne selbst in die Falle zu geraten. "Na ins Bett."

"Jetzt schon?" Julie wurde diesen Abend nicht wirklich schlauer aus mir, aber so erging es mir auch selbst. Ich nickte und murmelte "Gute Nacht" und entfernten mich von dem Tisch. Ich wusste, dass deren Blicke an mir hafteten, doch ich schlug weiter meinen Weg durch den Speisesaal ohne zurück zu blicken.

Oben in meinem Zimmer angelangt, warf ich mich auf mein Bett. Der Mond würde heute um 20.07 Uhr aufgehen. Mir blieb nur noch eine halbe Stunde. Angsterfüllt schliff ich mich zu der breiten Fensterbank und setzte mich darauf. Ich winkelte meine Knie an und stütze meinen Kopf auf diese ab. Die Zeit zog es nun gewissermaßen vor gefühlt langsamer als sonst zu verlaufen. Ich schloss meine Augen und lehnte mein Kopf ans Fenster.

*

Ich war eingeschlafen. Als ich meine Augen öffnete war es schon 21.00 Uhr und der Vollmond schien breit am Nachthimmel. Was hatte dies zu bedeuten!? Es musste doch was passieren. War das alles etwa eine Lüge. Als ich von der Fensterbank runterklettern wollte, stoß meine Hand gegen das Buch welches neben mir lag, bevor es am Boden ankommen konnte, hatte ich es in sekundenschnelle in der Luft aufgefangen. Schockiert ließ ich das Buch aus meinen Händen gleiten und lief instinktiv zum Spiegel. Als ich mein Spiegelbild vor mir sah, war ich erleichtert, aber auch verwirrt zugleich. Ich sah genauso aus wie früher, doch meine Augenfarbe hatte sich von braun in ein hellleuchtendes blau verändert. Ich betrachtete meine Augen genauer und schlug meine Hände vor meinen Mund. Was ging bloß vor sich?! Was war mit mir passiert? Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Erst wurden meine Reflexe viel viel besser und jetzt meine Augenfarbe.

Der Vollmond.

Wie sollte ich meine neue Augenfarbe vor den anderen Schülern verstecken?! Haare raufend ließ ich mich an der Wand runtergleiten und presste mein Gesicht in meine Hände. Ich war kurz vor einem Tränenausbruch als es urplötzlich an der Tür klopfte.

"Amber? Bist du noch wach?" Noahs Stimme hallte in meinem Zimmer. Ich blieb still und antwortete ihm nicht. Vielleicht würde er dann ja gehen. Ich hörte, wie seine Schritte sich entfernten und pustete die Luft aus, die ich unbewusst angehalten hatte.

Ich musste etwas machen oder zumindest mit jemandem reden, also kam ich zu dem blöden Entschluss, den Wolf aufzusuchen. Letztendlich hatte er mich gewarnt und würde sich bestimmt hier in der Nähe aufhalten. Vorsichtig öffnete ich die Tür und spähte durch den Spalt auf den Flur, der vollkommen leer war. Sicherheitshalber trug ich trotzdem eine Sonnenbrille, obwohl dies mitten in der Nacht auch Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Mit schnellen Schritten lief ich auf die Treppen zu.

"Amber!" Noahs Stimme ließ mich zusammenzucken ohne mich umzudrehen, rannte ich die Treppen runter und war schon in einigen Sekunden unten am Eingang angelangt. Ich war echt schnell, zu schnell für den durchschnittlichen Menschen, der ich war. Ich musste schon bei dem Gedanken innerlich lachen, da ich eigentlich ständig über meine eigenen Füße stolpere.

Ich hätte Noah nicht erzählen können, wieso ich mit einer Sonnenbrille nachts durchs Gebäude lief. Draußen holte ich einmal tief Luft, obwohl ich nicht außer Atem war. Die Sonnenbrille schob ich in meine Tasche.

Mir blieb der Atem aus. Ich konnte in der Dunkelheit perfekt sehen und was mich mehr verwunderte war, dass ich sogar sehr viel weiter sehen konnte. Langsam begann ich zu begreifen, was mit mir passierte. Ich bekam die Fähigkeiten eines Wolfes. Sogar die schnellen Schritte, die von der Treppe kamen hörte ich klar, obwohl zwei Türen zwischen der Person, höchstwahrscheinlich von Noah, und mir lagen. Dabei bemerkte ich auch, dass die Schritte genauso wie meine, schnell waren.

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Hallo ihr da ;)

hier ist endlich wieder ein Kapitel! Ich hoffe doch sehr es gefällt euch. :)

Liebe Grüße

Risingvision



Hunted || #Wattys2015-WinnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt