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"München! Wieso München?! Ich dachte, dass wir nach Berlin fliegen und nicht nach München. München ist nicht Berlin, so wenig Berlin München ist. Jetzt verwirre ich mich bloß selbst! Ergab das überhaupt Sinn?" Julie legte sich auf den kalten Boden des Flughafens und breitete ihre Arme und Beine aus. 

Vorbeigehende Reisende warfen uns schiefe Blicke zu. Einige kicherten sogar und nahmen Fotos mit ihren Handys auf als hätten sie ihr ganzes Leben lang nie jemanden auf den Boden liegen sehen. Julie schien das alles anscheinend nichts auszumachen. 

"Ach Julie komm schon. Es soll eine ganz schöne und große Stadt sein. Es ist perfekt für uns. Jetzt sei mal nicht so." Mit einem Augenrollen näherte sich Noah Julie und zog sie mit Leichtigkeit auf die Beine, obwohl Julie mit ganzem Körpereinsatz am Protestieren war. 

"Okay, okay, ich bin ja schon still. Ich war nur etwas aufgrund eurer Lüge enttäuscht." gab Julie schnaufend wieder und betonte das Wort Lüge besonders.

"Wenn ihr fertig seid, können wir dann endlich diesen Flughafen verlassen?" fragte ich und machte mich endlich auf den Weg nach draußen. Im Gegensatz zu London schien hier die Sonne und der Himmel war frei von Wolken und wunderschön hellblau. Es gefiel mir jetzt schon.

"Ich muss schon zugeben...es sieht schön hier aus. Ich habe Hunger. Essen wir was?" Schnell änderte Julie das Thema, um von ihrem kleinen unnötigen Protest abzulenken und deutete auf ein beige farbiges Taxi.

"Absolut."

- - -

Im Restaurant angekommen versuchten wir zuerst unsere kleinen Koffer irgendwo zu verstauen, damit wir den Weg für andere Menschen nicht sperrten. Zugegebenermaßen hätte es mehr Sinn ergeben erst im Hotel einzuchecken, aber der Hunger war zu groß gewesen, um es überhaupt ignorieren zu können. Nach einem ermüdenden Kampf mit meinem kleinen braunen Koffer schaffte ich es endlich es zu verstauen und mich schnaufend auf einen Stuhl fallen zu lassen. Julie und Noah taten es mir gleich. 

"Ich gehe und bestelle etwas. Gibt es irgendetwas bestimmtes, das ihr wollt?" fragte Julie und sprang direkt wieder vom Stuhl auf. Ihre Energie hatte sie definitiv noch nicht aufgebraucht. 

"Überrasche uns." antwortete Noah knapp mit einem Lächeln und Julie machte sich mit einem Grinsen auf den Weg.

"Hast du das gesehen? Ich habe Angst vor dem, was sie uns bringen wird. Julie steckt voller Überraschungen." sagte ich scherzend und stützte mich auf die Arme. Die Zeit verging heute ziemlich schnell und dabei hatten wir noch nicht einmal etwas unternommen.

"Typisch Julie eben. Lassen Sie sich überraschen..." Das Vibrieren von Noahs Handy unterbrach seinen Satz. Verwirrt verzog er das Gesicht und zog sein Handy aus der Hosentasche.

"Komisch, es ist eine Nachricht vom Revier. Dabei wissen die doch, dass wir beide gerade im Urlaub sind." 

"Oh das ist echt eigenartig. Was ist denn passiert? Was steht in der Nachricht?"

"Ach du..." den Rest des Satzes flüsterte Noah bloß unter seinem Atem und schüttelte mit leicht aufgerissenen Augen den Kopf. Ich hörte trotzdem wie er vor sich her fluchte.

"Noah? Was ist passiert?"

"Amber...also...ach verdammt. Du weißt doch die Freundin von deinem Bruder Jonathan..."

"Ariola? Was ist mit ihr?!"

"Ary ist gestern Nacht, als sie auf dem Weg nach Hause war,...zusammengeschlagen und dann entführt worden sein...Es gäbe auch Überwachungskamera-Aufnahmen."

"Was!? Oh Gott, nein... Das kann nicht wahr sein. Ich habe sie doch erst neulich gesehen. Ary...mein Bruder..."

Noah stand auf und kam um den Tisch herum, damit er sich direkt neben mich setzen und mich in den Arm nehmen konnte. 

"Du weißt..." begann er flüsternd und mit ernster Stimme zu sagen "Sie konnte ihre Kräfte aufgrund der Überwachungskameras nicht nutzen. Ansonsten wäre dies nie passiert."

"Ich weiß..." sagte ich mit bebender Stimme.

"Mr.Walton wollte uns bloß Bescheid geben, da wir- ich zitiere seine Worte- dem Opfer sehr nahe stehen. Er hat uns nicht in den Dienst berufen, aber er würde uns den Fall überlassen, wenn wir sofort wieder abreisen. Er hat am Ende noch hinzugefügt, dass wir seine besten Ermittler wären. Walton will uns anscheinend unbedingt bei diesem Fall am Start haben."

"Noah ich...würde sehr gerne wieder nach London reisen und den Fall annehmen, aber die Flitterwochen...Ich will es natürlich nicht verderben, aber Ary, nein... Also wenn du nicht willst, bleibe ich auch hier..." stotterte ich die Sätzen hintereinander, da ich völlig schockiert war.

"Rede keinen Schwachsinn Am, natürlich steht Arys Leben an erster Stelle. Die Flitterwochen können wir auch nachholen und Julie wird dies auch verstehen. Ich schreibe Walton direkt eine Nachricht, dass wir den Fall zu zweit annehmen."

"Du bist das Beste, was mir je passiert ist." hauchte ich ihm zu und küsste ihn flüchtig auf die Lippen. Er erwiderte meinen Kuss und schaute mich schmunzelnd an.

"Detektivin Blake, ich glaube wir sollten uns beeilen. Die Zeit bleibt nicht stehen und es gibt einige Menschen, die die Rechnung ohne uns gemacht haben. Machen wir die Jäger zu Gejagten, deshalb haben wir schließlich diesen Beruf ausgewählt."

"Worauf warten wir dann noch?"

"Leute ich..." Julie blickte uns mit einem fragenden Gesicht an, doch ich wusste, dass sie es irgendwie ahnte.

"Also..." sagte sie mit einem Seufzen und zog das Wort in die Länge während sie sich uns gegenüber setzte. "Wie lautet die Planänderung?"

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Hunted || #Wattys2015-WinnerWhere stories live. Discover now