I12.I Just why?

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"Sie wacht auf." flüsterte Julie hinter mir, weshalb ich schnell zu Grace blickte.

"Wo bin ich?! Wie konnte ich fliehen?!" fragte sie entsetzt und starrte und leer an. 

"Grace du bist in Sicherheit. Ich weiß nicht wie du fliehen konntest. Wir haben dich im Wald gefunden. Bevor du etwas sagen konntest, bist du bewusstlos geworden. Ich dachte schon, dass du...gestorben bist." sagte ich leise. Sie schien es nicht verstehen zu können. Fragend blickte uns Grace an, aber ich konnte ihr nicht mehr sagen. Ich hatte nämlich keine Ahnung, was sie alles überstehen musste und andererseits hatte ich Angst vor der Wahrheit.

"Ich weiß nur noch, dass sie mich gequält haben und ständig dich als perfektes Versuchskanninchen erwähnt haben. Auch mich haben sie als dieses genutzt ohne dass ich es wusste. Es war so schrecklich." Grace vergrub sich das Gesicht in ihre Hände und fing an laut zu weinen.

"Hey, die werden dich nicht wiederkriegen und außerdem sind wir doch hier." versuchte ich sie aufzumuntern, aber ich hatte selbst Angst. Grace sah schrecklich aus und sie konnten die Versuche bei ihr noch nicht einmal beenden. Ich stellte mir nur die Frage, was sie bei mir so alles machen würden.

Grace hörte auf zu weinen und betrachtete Julie, Noah und mich stumm an.

"Ich muss kurz in das Badezimmer und mich wieder frisch machen." sagte sie leise und ich führte sie zügig dorthin. Als ich wieder kam, schienen meine Freunde tief in Gedanken zu sein.

"Irgendetwas stimmt mit Grace nicht." sagte Noah nachdenklich.

"Natürlich stimmt mit ihr etwas nicht. Sie wurde gefoltert Noah."erwiderte ich ihm verwirrt auf die unnötige Frage.

"Ich meine das nicht so Amber. Sie benimmt sich komisch und scheint das alles nur vorzuspielen." stellte er fest.

"Was? Nein, sie sieht wirklich schlimm aus und kann schwer auf Beinen stehen." versuchte ich Grace zu verteidigen, aber auch Julie sagte nichts dazu. "Amber...hast du nicht ihre Bewegungen und Reaktionen betrachtet. Sie ist nervös und angespannt. Ich bin mir 100%ig sicher, dass sie mit den anderen agiert. Ich werde dir das auch beweisen. Bleibe heute Nacht bei ihr und behalte ein Auge auf sie. Wir werden uns solange mit Julie in Position bringen, um irgendetwas schlimmes zu verhindern." Noah stand auf und stellte sich vor mich hin. Bei seinem ernsten Blicken wurde mir mulmig zumute. Noah lag fast nie falsch. Nickend setzte ich mich wieder hin und wir warteten, dass Grace wieder zu uns kam.

*

"Ähm Amber." flüsterte Grace leise.

"Mhhmhh."

"Könntest du, wenn es dir nichts ausmacht, diese Nacht bei mir bleiben." fragte sie schüchtern. Mir blieb der Atem weg. Noah lag sicherlich richtig.

"J-ja natürlich." lächelte ich und schaute gespannt in die Gesichter meiner Freunde. Unauffällig nickten sie mir zu.

"Es ist schon spät geworden. Wir sollten jetzt gehen Noah." sagte Julie während sie gähnte und zog Noah mit sich aus dem Zimmer.

"Gute Nacht." rief noch Noah kurz bevor die Tür zu fiel. Langsam setzte ich mich auf die breite Fensterbank und starrte nach draußen. Zappelnd wandte ich meinen Blick zu Grace.

"Wann hast du erfahren, dass du ein Werwolf bist?" fragte ich.

"Zwei Tage bevor sie mich entführt haben. Niemand wusste Bescheid und ich hatte keinen, der mich unterstützen konnte. Der mir erklären konnte, was es damit auf sich hat. Wie ich damit umgehen könnte..." sagte sie mit brüchiger Stimme und schaute auf ihre Hände. Ich schwieg. Es war sicherlich schlimm gewesen ohne Hilfe damit auszukommen. Ich wüsste nicht, was ich ohne Noah und Julie machen würde.

"Jetzt hast du aber uns und brauchst dir gar keine Sorgen mehr zu machen. Ich vertraue dir Grace." Bei dem letzten Satz sprang Grace vom Bett runter und ging im Zimmer umher. Sie wirkte wirklich nervös.

"Amber..."

"Sag es mir Grace." unterbrach ich sie.

"E-es t-tut mir Leid... Sie haben mich erpresst. Mich mit meiner Familie bedroht. Ich hatte keine andere Wahl." stotterte sie hektisch.

"Was hast du ihnen gesagt Grace?" ich versuchte ruhig zu bleiben. Sie hatte vieles durchmachen müssen und wurde schließlich mit ihrer Familie bedroht. Ich durfte sie jetzt nicht auch noch erpressen. Wie ich in solch einer Situation gehandelt hätte, wusste ich letztlich auch nicht.

"Sie...wissen alles über dich. In welchem Zimmer du bleibst, wo deine Familie lebt und weiteres..." sagte sie weinend.

Nein, nein, nein. Ich sprang von der Fensterbank hinunter und rannte durch das Zimmer.

"Was soll ich denn jetzt tun?! Nein. Sie könnten meiner Familie etwas antun. Grace...du hättest sie belügen können!" schrie ich wütend.

"I-ich habe es versucht, aber sie hatten ein Wahrheitsserum. Es tut mir aufrichtig leid." sie stürmte aus dem Zimmer und ich ihr hinterher.

"Grace! Warte!" Leider war sie genauso schnell wie ich auch. Ich fragte mich, wo Julie und Noah waren, wenn man sie brauchte. Plötzlich blieb sie abrupt stehen und drehte sich zu mir über. Jetzt lief sie zu mir und ich wusste nicht wie ich reagieren sollte, doch als ich sah, wer da hinten stand, tat ich es ihr gleich und wir rannten zurück in ihr Zimmer. Drei Männer rannten uns hinterher, aber waren so leise, dass man sie kaum hören könnte. Kaum waren wir im Zimmer schlossen wir sie zu und betrachteten uns stumm.

"Jetzt?!" fragte sie voller Angst. Ich suchte in Panik nach einem anderen Ausweg.

"Das Fenster." flüsterte ich ihr zu und öffnete es so leise wie möglich. Es waren mindestens 8,5 Meter, die wir springen mussten. "Okay. Jetzt oder nie!" sagte ich als die Zimmertür aufsprang.

Zusammen stürzten wir uns hinaus ins dunkle und ungewisse.

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Hey,

hier ist das neue Kapitel endlich. War in Weimar/Leipzig gewesen und konnte leider nicht weiterschreiben. Ich hoffe es gefällt euch! :D

Liebe Grüße

Risingvision


Hunted || #Wattys2015-WinnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt