O n e

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Ich schloss meine Augen und lehnte mich langsam, den Moment genießend, an Noah an. Zog seinen lieblichen Duft in mich ein und lauschte dem schnellen Pochen seines Herzens. Dieser eine Moment bedeutete die Welt für mich. Es erschien mir magisch, obwohl es nichts allzu besonderes zu sein schien.

Noah war eben mein ein und alles.

"Drei Wochen nur du und ich." flüsterte er in mein Ohr und streichelte mir sanft über die Haare.

"Und Julie. Du darfst Julie nicht vergessen!" gab ich gespielt wütend wieder.

"Habe ich nicht. Es klang bloß romantischer." sagte er lachend und trennte sich von mir. Ich vermisste augenblicklich seine Wärme, die mich umgab.

"Du musst dich jetzt anschnallen. Das Flugzeug hebt gleich ab." fügte er noch schmunzelnd hinzu. Nickend begann ich mich anzuschnallen und warf einen kurzen Blick nach draußen. Es regnete in Strömen, obwohl es Mitte Sommer war. Typisch englisches Wetter.

"Ihr wisst schon, dass ich direkt neben euch sitze, oder? Gott, wieso habe ich mich überhaupt überreden lassen mitzukommen. Ich fühle mich überflüssig. Es ist der perfekte Zeitpunkt dramatisch auf die Knie zu fallen, aber die FlugbegleiterInnen schauen mich schon drohend an als ob sie es ahnen würden. Ich lasse es lieber sein."Julie rollte ihre Augen und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Lachend stieß ich beiden mit dem Ellenbogen in die Seiten, da ich schließlich in der Mitte saß und außerdem am wenigsten Freiheit besaß.

"Hey wieso wurde ich jetzt auch geschlagen?!" Entrüstet starrte Noah mich an. Seine Lippen konnten das Grinsen jedoch nicht verstecken.

"Wenn ich sie schlage, muss ich auch dich schlagen." erklärte ich ihm mit einem Schulterzucken und lachte innerlich böse auf. Ihn hatte ich eigentlich bloß geschlagen, da er sich gerade körperlich von mir getrennt hatte. Ich konnte mich nicht lang genug an ihn anlehnen.

"Ha, lebe damit Noah! Ich werde dafür sorgen, dass sie mich des öfteren schlagen muss, sodass sie dich ebenfalls schlägt." Triumphierend lehnte sich Julie in ihrem Sitz zurück und wackelte herausfordernd mit den Augenbrauen. Um ehrlich zu sein, wusste ich gar nicht, dass man herausfordernd mit den Augenbrauen wackeln konnte.

"Du treibst mich noch in den Wahnsinn Julie." erwiderte Noah seufzend. "Ich meine, wegen dir sitze ich auch direkt am Durchgang."

"Fensterplatz, mein Platz." sagte Julie zwinkernd und streckte ihre Zunge raus.
Eine etwas ältere Dame, die in unserer Reihe, aber auf der linken Seite des Flugzeugs saß, schüttelte missbiligend den Kopf.

"Unverschämtheit." quietschte sie mit aufgerissenen Augen. Ich konnte nicht anders als zu kichern, was ich dann aber binnen von Sekunden bereute, da ihre Handtasche mich am Kopf traf. Julie und ich brachen in Gelächter aus als Noah sich zu Wort meldete.

"Sie dürfen nicht einfach meine Ehefrau mit ihrer Handtasche abwerfen."

"Und ob ich das kann!" gab sie aufgrebacht wieder und schleuderte ihr Handgepäck auf Noah, der im letzten Moment es schaffte auszuweichen.

Schnell rannte eine Flugbegleiterin dazwischen und verhinderte, dass die Situation eskalierte. Lachend versuchten wir uns drei wieder zu beruhigen.

"Ich hoffe, dass das Wetter in Deutschland besser ist als hier." murmelte Julie als das Flugzeug dann endlich abhob.

"Drei Wochen Entspannung. Hier kommen wir."

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Hunted || #Wattys2015-WinnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt