T h r e e

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"Vergesst nicht mich am Laufenden zu halten. Da wir alle wieder in London sind, konnte mein Chef mich natürlich nicht in Ruhe lassen." seufzend umarmte Julie uns schnell und hackte mit ihren Schuhen auf den Pflastersteinen herum. Den Blick stur auf den Boden gesenkt.

"Ich hoffe, dass es Ary gut geht."

"Wir werden sie schon finden." sagte Noah und stupste Julie aufmunternd auf die Schulter. Sie lächelte leicht und ging dann nickend, mit ihrem Koffer, davon.

Ich blickte Julie noch hinterher bis sie in die erste Seitengasse nach links abbog und aus unserem Sichtfeld verschwand. Es war schon dunkel und einige Straßenlaternen schienen schon sehr bald ihren Geist aufzugeben, da sie teils wie wild flackerten. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte ein sehr unwohles Gefühl, als ob wir beobachtet werden würden.
Ich dursuchte kurz mit einem Blick die Umgebung als Noah unsere Sachen vom Boden zu heben begann.

"Am geh' du lieber schon nach Hause. Ich gehe schnell ins Revier, hole die Fallakte und komme dann schleunigst zu dir. Du weißt wie langweilig das ganze Organisatorische sein kann. Lass' mich das klären, okay?"

"Ich will dir das alles ungern allein überlassen Noah. Wir können das ja schnell gemeinsam abschließen." Ich schnappte mir schnell meine Tasche und schulterte sie mit einer Handbewegung.

Noah verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf.

"Kommt nicht in Frage. Du gehst nach Hause kleine Zimtzicke." Grinsend zerwühlte er mir die Haare und drückte mir die Hausschlüssel in die Hand.

"So hast du mich nicht wirklich genannt...du ähm Pappnase!" antwortete ich und strecke ihm die Zunge raus.

"Oh wow, da wird aber jemand frech." Leise lachend zog er mich an sich ran.

"Das müssen wir aber schnell verhindern bevor es eskaliert." Er küsste mich sanft und kniff mir dann hinterher die Wangen.
Quietschend löste ich mich von ihm und nickte dann ernst.

"Schon gut, schon gut. Ich gehe ja schon nach Hause, aber wehe du kommst nicht zügig Noah."

"Versprochen, ich werde schnell kommen. Passe auf dich auf."

"Du auch." Winkend drehte ich mich um und begann die leere Straße entlang zu laufen. Einige wenige Geschäfte hatten noch auf und der Duft von Zuckerwatte lang in der Luft. Schmunzelnd entdeckte ich den kleinen Stand am Straßenrand und den gelangweilten Verkäufer, der an seinem Handy spielte.

Die Straße an sich war sonst gänzlich verlassen und die Stille war überwältigend, erlaubte meinen Gedanken meinen Kopf zu überfluten. Genau um dies zu verhindern, kramte ich in meiner Jackentasche nach meinen Kopfhörern und setzte sie mir auf.

Gedanken aus, Musik an.

Im Rhythmus der Musik setzte ich meinen Weg fort und bog in eine etwas kleinere Straße ein. Ich zog eines der Kopfhörer raus und blickte einmal um mich herum. Ich hatte nämlich wieder ein mulmiges Gefühl im Magen.
Doch nichts und niemand war zu sehen. Sogar alle Lichter der Häuser waren aus. Alle schienen anscheinend schon in die Traumwelt versunken zu sein.
Irgendetwas stimmte jedoch nicht. Da mein Gehör besser war als das von normalen Menschen, konnte ich viele leichte Schritte in der Nähe wahrnehmen, die jedoch äußerst vorsichtig auf den Boden nacheinander gesetzt wurden.

Als wüssten sie Bescheid, dass ich sie hören konnte.

Mein Herz begann zu rasen. Man sollte meinen, dass ich als Detektivin auf sowas vorbereitet wäre, da es irgendwie dazugehört, doch das stimmte nicht wirklich. Eher ganz und gar nicht.

Wenn mal so etwas passierte, dann nur, während wir als Team unterwegs waren, aber so wie jetzt gerade...ganz allein und unbewaffnet nicht.

Ich beschloss mich weiterzugehen und so zu tun, als ob ich dies gar nicht bemerkt hätte. Es könnte auch der Fall sein, dass ich gerade bloß überreagierte und diese Personen gar nichts von mir wollten oder geschweige denn von irgendwem etwas.

Plötzlich fiel eine Mülltonne hinter mir um. Erschrocken drehte ich mich um und bereitete mich auf jeden möglichen Angriff vor. Mein Herz schlug zu schnell und auch mein Atem hatte sich beschleunigt. Ich konnte nicht mehr klar denken.

Doch niemand war da. Ich hatte auch keinen Luftzug gespürt. Als dann auch noch eine streunende Katze hinter der Mülltonne hervorlugte, fasste ich mir erleichtert an die Stirn und holte einmal tief Luft. Was war bloß los mit mir heute?

Vielleicht hatte die Nachricht über Ariola mich einfach zu sehr psychologisch getroffen und die Ereignisse vor zehn Jahren... Ich schloss meine Augen und beruhigte mich wieder. Auch die Schritte, die ich vorhin gehört hatte, schienen verstummt zu sein. Diese klangen jedoch nicht wie eine Katze oder war das ebenfalls Einbildung?

Auf den Boden blickend und noch leicht vor meinem unnötigen Schock beeinflusst, wollte ich einfach weiter nach Hause gehen als ich gegen jemanden lief und zu Boden stürzte.

Ich lief gegen jemanden.

Gegen Jemanden, der die ganze Zeit hinter mir stand.
Es außerdem geschafft hatte, trotz meines besseren Gehörs, sich an mich heran zu schleichen.

Noch bevor ich meinen Angreifer sehen konnte, vernahm ich ein lautes Klicken.

...

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Hunted || #Wattys2015-WinnerWhere stories live. Discover now