Kapitel 1

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Polizeirevier Seoul, 15. November

„Name?"

Der angesprochene Koreaner krallte seine Finger so fest um die Tischkante, als wollte er mit seinen Nägeln die Beschichtung abkratzen. Den Polizisten musterte er dabei mit zusammengepresstem Kiefer. Er hatte irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft er schon versucht hatte die Beamten von der Wahrheit zu überzeugen. Doch jeder der Anwesenden war so sehr davon besessen, in ihm den Schuldigen gefunden zu haben, dass er mittlerweile schon selbst an der Glaubwürdigkeit seiner Geschichte zweifelte.

Aber was konnte man schon anderes von einem vorbestraften Drogendealer erwarten, der seit seiner frühen Jugend anschaffen war, um nicht nur sich selbst, sondern auch seinen arbeitslosen Vater über Wasser halten zu können.

Der Schwarzhaarige kaute umständlich an seinem versilberten Piercing. „Min Yoongi."

Der Polizist tippte etwas in den Laptop ein. „Ich geh mal stark davon aus, dass Sie mit Ihrer Akte vertraut sind", meinte er beiläufig und zog abwartend die Brauen nach oben.

Yoongi drehte den Kopf bewusst zur Seite, um jeglichen Blickkontakt mit dem Beamten zu vermeiden.

„Wieso verraten Sie mir nicht einfach, was Sie mit ihm angestellt haben? Sie würden uns die Ermittlungen um einiges erleichtern, wenn Sie endlich gestehen würden. Also ich frage Sie das jetzt ein letztes Mal, was ist gestern Nacht passiert?! Was haben Sie Park Jimin angetan?!"

„Ich hab ihm kein Haar gekrümmt, verdammt! Ich würde nicht mal auf die Idee kommen ihm wehzutun!", nun riss dem jungen Erwachsenen auch der letzte Rest seines, sowieso schon angespannten Geduldfadens. Er war wutentbrannt vom Stuhl aufgesprungen, wobei die Handschelle ihn unfreiwillig an den Tisch fesselte und ihm schmerzhaft ins Fleisch schnitt.

„Ich liebe ihn doch", flüsterte Yoongi mehr zu sich selbst, als er sich wieder zurück auf seinen Platz sank.

„Aber er erwidert ihre Liebe nicht oder?", bohrte der Polizist weiter nach und sah unbeeindruckt von seinem Bildschirm auf. „Deshalb ist bei Ihnen eine Sicherheit durchgebrannt."

„Bullshit", fauchte Yoongi und versetzte dem Tischbein einen wutentbrannten Tritt. Das hoffnungslose Seufzen des zweiten Polizisten, der Yoongi auch ins Polizeirevier gebracht und sich bislang noch im Hintergrund gehalten hatte, erfüllte nun den Raum, was den Schwarzhaarigen kurz den Kopf heben ließ.

„Kim Taehyung hat angegeben, dass sie bis vor kurzem noch in einer festen Beziehung waren. Sie und Park Jimin. Ist das korrekt?"

„Ja", Yoongi atmete hörbar die Luft aus.

„Und warum haben Sie sich getrennt?", der Polizist ließ nicht locker und trat mit verschränkten Armen auf den kleinen Tisch zu. Yoongi hingegen starrte auf die karge, graue Wand die sich hinter dem Beamten erstreckte. „Das geht Sie nichts an."

„Wenn es uns hilft, Jimin zu finden, dann geht es uns sehr wohl etwas an! Sie sind in unseren Augen der einzige der zu dieser Tat fähig ist."

„Ach ja?! Und was ist mit den anderen Leuten, die auf der Party waren?!", rief Yoongi nun außer sich und schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte. „Sie wissen nichts über mich und meiner Beziehung zu Jimin! Und wenn Sie es genau wissen wollen, ich war derjenige der sie beendet hat!"

Die Polizisten verzogen bei Yoongis impulsiver Predigt keine Miene. Einer der Beiden stütze sich mit seinen Händen auf dem Tisch ab und fixierte Yoongi mit seinen emotionslosen Augen.

„Sie sagten doch selbst, dass ihre Erinnerungen an gestern Abend ein paar Lücken haben. Sie haben es selbst zugegeben gestern Abend Alkohol getrunken zu haben. Also können Sie auch nicht behaupten, dass sie rein gar nichts mit Jimins Verschwinden zu tun haben. Ich möchte nicht abstreiten, dass Sie es jetzt bereuen, was Sie ihm angetan haben, aber ich kann Ihnen versichern, dass Sie bislang der Einzige sind, der ein ernst zu nehmendes Motiv hat. Außerdem hat Herr Kim uns noch erzählt, dass Ihr Ex Freund und ein weiterer Party Gast sich gestern mehr, als nur gut verstanden haben. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, was das in Ihnen ausgelöst haben muss."

„Einen Fick wissen Sie! Dann verhören Sie doch lieber ihn, wenn er gestern so viel Zeit mit Jimin verbracht hat!", keifte Yoongi und riss einmal demonstrativ an seiner metallischen Fessel.

„Wir haben Jimins DNA Spuren in Ihrem Wagen gefunden. Wen wollen Sie hier eigentlich verarschen?!", auch die Stimme des Polizisten hatte an Rage gewonnen.

„Aber ich bin unschuldig. Ich könnte meinem Engel doch nie wehtun", hauchte Yoongi gedankenverloren und blinzelte mühsam die Tränen zurück.


Sooo das war jetzt mal das erste Kapitel.

Ich hoffe ich hab alle Fehler gefunden😂🙈

Vielen lieben Dank fürs Lesen😊

Your Eyes Tell //YoonminWhere stories live. Discover now