Kapitel 27

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Gangnam, 15. November

Der, mit Graffiti versehene Altbau einer Lagerhalle weckte in Yoongi nicht nur zahlreiche Erinnerungen, sondern ließ auch die Wut in seiner Magengegend deutlich ansteigen. Stumm und mit geballten Fäusten folgte er den Polizisten, die ihre Hände griffbereit am Waffengürtel hatten.

„Du bleibst direkt hinter uns. Für den Fall das die ganze Sache hier eskalieren wird", raunte Lee Seung-gi, woraufhin Yoongi ihm ein bestätigendes Nicken schenkte.

Sollte Jimin jedoch wirklich da drin sein und Kai auch nur im Entferntesten etwas mit seinem Verschwinden zu tun hatte, musste er dieses Versprechen leider wieder im Sand verlaufen lassen.

Park Seo-joon machte sich an der schweren Metalltür zu schaffen, die zu ihrer großen Überraschung nicht einmal verschlossen war. Von drinnen war schon von Weitem ein lautes Stimmengewirr zu vernehmen, bei dem es sich ausschließlich um Männer handeln musste.

Seo-joon deutete unauffällig in die Halle und zückte seine Waffe. Seung-gi tat es ihm gleich und befahl Yoongi mit einer Handbewegung, draußen auf sie zu warten.

Doch der Schwarzhaarige schien ganz andere Pläne zu haben, denn er lief an den Beamten vorbei und betrat ohne zu zögern das Nest der Schlange.

Die Polizisten warfen sich einen geschockten Blick zu, bevor Seung-gi zischte. „Min! Komm sofort wieder her!"

Yoongi entdeckte die jungen Männer in einer spärlich beleuchteten Ecke, wie sie an ihren Zigarettenstummeln zogen und sich gegenseitig ein paar Plastiktüten zusteckten. Unter Ihnen auch Kai, der breit grinste, als er das Kokain in seiner Tasche verschwinden ließ.

Yoongi trat gegen eine der umherstehenden Tonnen und zog somit sämtliche Aufmerksamkeit der Dealer auf sich.

„Kai, du elender Wichser! Was hast du mit Jimin gemacht?!"

Der Angesprochene schien erst völlig überrumpelt zu sein, doch nach kurzer Zeit stahl sich ein angedeutetes Grinsen auf seine Lippen. „Deine kleine Schlampe hat dich also verlassen?"

Yoongis Wut stieg bis ins unermessliche, weshalb er aufgebracht auf ihn zustürmte und den Drogenboss mit einem Ruck nach oben riss. „Sag mir sofort was du mit ihm gemacht hast oder du wirst es bereuen, Arschloch!"

Kai schien jedoch völlig gelassen. „Ach was? Du hast vielleicht Nerven hier einfach aufzutauchen."

Er gab zwei bulligen Männern eine wortlose Aufforderung, sich auf Yoongi zu stürzen. Der Schwarzhaarige wehrte sich aus Leibeskräften, als vier starke Arme ihn von Kai trennten, da zückte dieser schon ein Messer und hielt es drohend in die Höhe. „Du hättest besser nicht vorbeikommen sollen."

„Polizei! Legen Sie sofort die Waffe weg!", Seo-joons markante Stimme dröhnte plötzlich durch die Halle, weshalb Kai sich ungläubig nach hinten drehte. Die beiden Kommissare hatten ihre Dienstwaffen gezückt und zielten damit auf die junge Dealerbande.

Augenblicklich stießen die bulligen Kerle Yoongi von sich, während Kai seinen Griff um das Messer verstärkte.

„Ich will nicht auf Sie schießen müssen!", warnte Seo-joon erneut, diesmal mit etwas mehr Wirkung. Kai ließ die Spitze Klinge auf den Boden fallen, die Yoongi geistesgegenwärtig außer Reichweite beförderte.

Seung-gi griff nach dem Messer und verwahrte es sicherheitshalber in seinem Waffengürtel.

Kai sah abwertend zwischen den drein hin und her und fluchte leise. „Hast du dir ein paar Bodyguards besorgt?", knurrte er bedrohlich.

„Wieso beantworten Sie nicht einfach Yoongis Frage? Was Sie hier veranstalten braucht man ja nicht lange zu erraten. Aber was haben Sie mit Park Jimins Verschwinden zu tun?", kam es nun von Seo-joon, der keine Miene verzog und den Finger nach wie vor am Abzug hielt.

Kai gab ein abfälliges Lachen von sich. „Ich? Ich hab mit dem Kerl doch überhaupt nichts zu tun. Verschwinden Sie einfach von hier, dann gibt es auch keinen Ärger."

„Es wird gleich gewaltigen Ärger für Sie geben, wenn Sie nicht mit uns kooperieren. Sie haben jetzt schon mal ganz schlechte Karten, mit ihrem kleinen Drogenlabor hier. Für das Zeug gehen Sie Jahre in den Knast", meinte Seung-gi unwirsch.

„Heute wurde ein junger Mann mit einer Stichverletzung aufgefunden. Er war gestern Abend mit Park Jimin unterwegs und Sie sind den Beiden nicht zufällig über den Weg gelaufen oder?", fügte Seo-joon hinzu und beobachtete die Gesichtszüge des Drogendealers genau. Doch dieser zeigte keinerlei Reaktion.

„Wo waren Sie denn gestern Abend?"

Kai schob seine Hände in die Hosentaschen. „Wir waren in einem Club."

„Alle?", meinte Seung-gi argwöhnisch, woraufhin Kai selbstgefällig nickte.

„Das ist doch nicht euer Ernst! Verdammt, der Typ lügt doch wie gedruckt! Sag mir endlich wo Jimin ist oder ich werde...", Yoongi war drauf und dran Kai erneut an die Gurgel zu springen, doch Kommissar Park hielt ihn noch rechtzeitig davon ab.

„Ich hab deine Schlampe nicht angerührt", knurrte Kai.

„Kann irgendjemand bezeugen, dass Sie in einem Club gewesen sind?", fragte Seung-gi unvermittelt, woraufhin Kai sein Smartphone zur Hand nahm und es dem verwirrten Polizisten vor die Nase hielt.

„Da sind ein paar Selfies drauf, die wir gestern in der Bar gemacht haben."

Seung-gi ging skeptisch die Galerie des vermeintlichen Drogendealers durch und sah sich die Uhrzeit an, zu der die Fotos geschossen worden sind. Wissend sah er zu seinem Kollegen und zog die Stirn kraus, als er Kai das Handy aushändigte. „Er ist unschuldig."

„Das ist er nicht! Die Bilder sind doch locker gefälscht!", keifte Yoongi wutentbrannt und versuchte sich von Kommissar Park loszureißen.

„Jetzt wo Sie unser Alibi kennen, können Sie auch wieder verschwinden oder nicht?", meinte Kai betont gelassen und verschränkte ungerührt die Arme vor der Brust.

Kommissar Lee seufzte. „Ja, könnten wir. Aber Sie werden uns mit auf die Wache begleiten. Und ihr kleiner Treff hier wird von ein paar Kollegen noch nachträglich durchsucht werden. Vorher müssen wir allerdings erstmal Ihre Personalien aufnehmen."

Kai entglitten für einen kurzen Moment die Gesichtszüge. „Sie haben doch das Alibi überprüft."

„Für Ihre Drogengeschäfte hier haben Sie bestimmt kein Alibi oder nicht?"

Kai wollte protestieren, doch Seung-gi schnappte sich dessen Arm und drehte ihn schmerzhaft auf den Rücken. „YAH! Nehmen Sie Ihre Drecksgriffel von mir!"

„Sie können sich gerne einen Anwalt dazu holen", entgegnete Seung-gi und wandte sich an Seo-joon, der immer noch mit einem aufgebrachten Yoongi zu tun hatte. „Kümmerst du dich um Verstärkung?"


Vielen lieben Dank fürs lesen😊💜

Your Eyes Tell //YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt