Kapitel 25

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Polizeirevier Seoul, 15. November

Taehyung hatte seinen Kopf auf Jungkooks Schulter abgelegt und spielte gedankenverloren mit dem Saum seines Hemdes. Der Tätowierte strich seinem Freund liebevoll über den Handrücken, wobei dieser auf keine seiner Streicheleinheiten reagierte. Stattdessen starrte er wie hypnotisiert auf die karge Wand des Polizeireviers, in dem sie nun darauf warteten, bis ein Beamter sie über den weiteren Ermittlungstand aufklärte.

„Babe?", startete Jungkook vorsichtig einen Versuch zu seinem, mittlerweile völlig verstörten Freund durchzudringen. „Ich weiß, es ist grausam, Tae."

„Was geht in den Köpfen von solchen kranken Menschen vor?", flüsterte Taehyung monoton, ohne dabei den Kopf zu heben. „Wie bringt man es fertig jemanden zu erstechen? Wie kann man jemandem einfach ein Messer in die Brust rammen!?"

Jungkook seufzte ausgiebig und versuchte den dicken Kloß, der sich in seiner Speiseröhre festgesetzt hatte nach unten zu schlucken. Auch wenn er sich selbst schon zusammenreißen musste, um nicht augenblicklich in Tränen auszubrechen. Er musste seinem festen Freund die nötige Kraft geben, die er gerade selbst nicht aufbringen konnte.

„Denkst du...man hat Jimin das gleiche angetan, wie diesem Sung Jin?", fragte Taehyung mit bebender Stimme, während ein paar Tränen sich ihren Weg über seine Wangen bahnten.

„I-ich weiß es nicht, Babe. Ich würde dir gerne sagen, dass alles wieder gut wird, aber das wären nur leere Versprechungen. Zumindest wird der Verantwortliche eine gerechte Strafe bekommen", meinte Jungkook, doch Taehyung schüttelte hilflos den Kopf. „Das hilft mir doch auch nichts, solange Jimin nicht gefunden wird! Ich muss wissen, was mit ihm passiert ist! Ich kann doch hier nicht einfach so rumsitzen, wenn mein bester Freund vielleicht gerade seinen Stichverletzungen erliegt! Oder in irgendeinem alten Keller sitzt und dort verprügelt oder vergewal..."

„Tae! Bitte beruhig dich, hörst du? Du musst ganz langsam durch die Nase atmen", wies Jungkook seinen Freund an, da dieser beinahe an seinen eigenen Schluchzer erstickte.

Er packte Taehyung bei den Schultern und hielt ihn so weit von sich weg, dass er dem Aufgelösten ohne Probleme in die glasigen Augen sehen konnte.

Die Polizisten, die hin und wieder an den beiden vorbeiliefen, warfen ihnen teils verwirrte, teils mitleidige Blicke zu.

Taehyung krallte sich an Jungkooks Händen fest und schnappte immer wieder umständlich nach Luft, als gäbe es ein gewaltiges Problem mit seiner Sauerstoffzufuhr. Die Tränen liefen in Strömen über sein Gesicht, was Jungkook einen gewaltigen Stich in die Brust versetzte.

Als sein Freund sich wieder einigermaßen beruhigthatte, nahm er ihn ohne weiteres in den Arm und ließ ihn erst einmal ausgiebigin seine Schulter weinen. Jungkook redete nicht auf Taehyung ein, sondernstrich ihm sanft über den Kopf und seinen Rücken. Wie gern würde er ihm denSchmerz jetzt einfach abnehmen! Doch das Einzige, was er jetzt konnte war es,darauf zu hoffen, dass diese schlimme Geschichte auch ein gutes Ende nehmenwürde.


Einen schönen Start in die neue Woche wünsch ich euch!😊

Vielen lieben Dank fürs lesen😊💜

Your Eyes Tell //YoonminWhere stories live. Discover now