Kapitel 31

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Gangnam, 15. November

Im Nachhinein war Yoongi heilfroh, dass er sich nicht noch einer unnötigen Polizeikontrolle unterziehen musste, weil er das Tempolimit großzügig überschritten hatte. Doch der Gedanke daran, dass er Jimin womöglich jeden Moment gegenüberstehen könnte, war mehr als nur ein harmloser Ansporn, das Gaspedal durchzutreten.

Er parkte das Auto etwas abseits von dem verlassenen Industriegelände, in der Hoffnung, er hatte sich die richtige Anlaufstelle ausgesucht. Schließlich gab es in Gangnam genügend solcher Schauplätze, allerdings waren die alle noch in Betrieb, also hatte Yoongi sich auch bewusst für diesen Ort entschieden. Auch wenn es lediglich ein reiner Glückgriff sein konnte, da er nicht die genauen Koordinaten kannte.

Entschlossenen Schrittes lief Yoongi auf die alte Industriehalle zu und schnappte sich einen herumliegenden Holzbalken, um sich im Notfall zu verteidigen.

Damit bewaffnet machte er sich auf den Weg in die Halle, während der Bauschutt unter seinen Fußsohlen knirschte.

Zu seiner großen Verwunderung war die schwere Metalltür nicht einmal verschlossen, weshalb er den Balken schon kampfbereit über seine Schulter hielt. Bei jedem kleinsten Geräusch zuckte er zusammen und drehte sich erschrocken, aber in höchster Alarmbereitschaft in die entsprechende Richtung. Doch es war meistens sein eigener Schatten, den er dort entdeckte.

Wo steckte dieser Wichser bloß?!

Naja, vorausgesetzt, er hielt sich überhaupt hier auf.

Yoongi war bereits am Ende der geräumigen Halle angekommen, als er die beiden Füße hinter den gestapelten Paletten entdeckte. Die weißen Schuhe zeichneten sich deutlich von der tristen Umgebung ab. Er musste nicht zweimal hinsehen, um dessen Besitzer zu identifizieren.

Der Holzbalken glitt scheppernd aus seiner Hand. Entsetzt riss er die Augen auf und sprintete auf den regungslosen Körper zu.

„Jimin!", brüllte er und unterdrückte dabei den aufkommenden Schluchzer. Ein einziger Gedanke hatte sich nun in seinem Kopf festgesetzt. Und er hatte eine Scheiß Angst davor, wie die Realität nun aussah!

Der Anblick seines kleinen Engels, versetzte ihm nicht nur einen fiesen Stich in der Brust, sondern sorgte auch dafür, dass der Inhalt seines Magens, sich langsam aber sicher ankündigte und den Weg zu seiner Speiseröhre fortsetzen wollte.

Jimins makellose Haut wurde von einem Schweißfilm geziert und war zudem noch unnatürlich blass. Etwas verkrustetes Blut klebte an seiner rechten Augenbraue und machte den Anschein, als hätte man ihm dort einen Faustschlag verpasst. Seine wunderschönen Lippen hatte man mit einem Streifen Klebeband verschlossen. Seine Arme waren über dem Kopf mit einem Kabelbinder an die Säule befestigt worden, wobei seine Hände nur schlaf herunter hingen und das Plastik vermutlich schmerzhaft in sein Fleisch schnitt. Zumindest die roten Striemen bestätigten Yoongi diesen Gedanken.

Er stürzte sich zu dem Blonden, nahm dessen fahles Gesicht in beide Hände und drehte es in seine Richtung. „Kannst du mich hören, Engel?", fragte er mit bebender Stimme und strich mit beiden Daumen zärtlich über dessen Wangen. „Jimin, bitte wach auf! Tu mir das nicht an!"

Stumme Tränen liefen dem Schwarzhaarigen aus seinen Augenwinkeln und tropften auf Jimins Wangen. Der Hass und die Angst lagen bei Yoongi nun so dicht beieinander, dass er nicht so recht wusste, ob er lieber schreien oder weinen sollte. Obwohl beides völlig wirkungslos gewesen wäre.

„Jimin?!", rief er noch einmal schmerzlich und rüttelte nun energischer an dem Jüngeren, der bislang immer noch keine Reaktion gezeigt hatte. „Komm schon, Kleiner!"

Tatsächlich fingen Jimins Lider plötzlich an zu zucken und ein unterdrücktes Stöhnen entwich seiner Kehle.

Es war ein felsbrockenartiger Stein, der Yoongi vom Herzen fiel, als er erkannte, dass der kleine Blondschopf wieder bei Bewusstsein zu sein schien. Er schluchzte erleichtert und strich Jimin die blonden Haare aus dem verschwitzten Gesicht. „Jimin!?! Ich bin bei dir, hörst du? Alles wird wieder gut, Engel."

Jimin öffnete mühselig die Augen und blinzelte kurz, damit seine verschwommene Sicht auch ein paar Konturen annahm. Erst jetzt realisierte er welche Person da vor ihm kniete und ihn aus seinen katzenartigen Augen musterte. Als würde er ihm damit eine wiederholte Liebeserklärung machen.

Tränen benetzten Jimins geröteten Augen, ein klägliches Schluchzen entwich seiner Kehle.

„Wer hat dir das angetan?", hauchte Yoongi und unterdrückte mit Mühe den puren Hass in seiner Stimme.

Jimin versuchte panisch etwas zu sagen, doch das Klebeband machte seine Worte völlig unkenntlich.

Hastig packte Yoongi sich den Rand des Klebestreifens, bereit ihn von Jimins Lippen zu entfernen, doch eine tiefe Stimme, ließ ihn zusammenfahren. Fassungslos drehte er den Kopf zur Seite, da ihm sofort bewusst war, wer sich dort bemerkbar gemacht hatte. Doch er hätte im Leben nicht erwartet, ausgerechnet IHN hier anzutreffen.

Auch Jimin schien seinem Blick gefolgt zu sein, denn er wimmerte verängstigt und zerrte unruhig an seiner Plastikfessel.

„Mir war klar, dass Jimin deine Schwachstelle ist. Aber du bist eine ja eine richtige Pussy geworden!", spottete der Vermummte, der seine Hände in der Bauchtasche seines Hoodies versteckt hatte und langsamen Schrittes auf die beiden zukam.

Yoongis Miene verfinsterte sich, während er die Hand zu einer Faust zusammenpresste. „Jungkook?!"


Weil heute Yoongis Geburtstag ist, dachte ich mir ich lade mal eben ein Kapitel hoch🙈💜🎉

Also Happy Suga Day🎉 und vielen lieben Dank fürs lesen😊💜

Your Eyes Tell //YoonminNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ