Kapitel 21

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Seoul, 6. November

Yoongi/Pov

Schmunzelnd beobachtete ich Jimin dabei, wie er mit dem scharfen Tteokbokki zu kämpfen hatte, aber krampfhaft versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Seine vollen Lippen waren durch die dunkelrote Marinade etwas verfärbt worden und ließen in mir das dringende Bedürfnis aufkeimen, sie unbedingt auszukosten.

Jimin sah mich aus seinen glasigen Augen unschuldig an und zog unauffällig die Luft ein. Dieser Mann war wirklich zu süß für diese Welt! Womit hatte ich den Kleinen nur verdient?

Meine Mundwinkel zuckten amüsiert, als ich ihm eine Serviette reichte. „Das nächste Mal sollten wir wohl gleich einen Feuerlöscher mit dazu bestellen. Was meinst du?"

Jimin zog einen Schmollmund. „Ich vertrag eben kein scharfes Essen."

„Ich könnte dich ein bisschen von der Schärfe ablenken", raunte ich leise und beugte mich soweit über den Tisch, dass ich meine Hand in seinen Nacken legen konnte. Er zuckte sichtlich zusammen, weshalb sich ein verschmitztes Grinsen auf meine Lippen stahl.

Sanft presste ich meine Lippen auf seine und forderte seine Zunge etwas heraus, aber nur um ihm erneut zu zeigen, wer von uns beiden überlegener war. Lächelnd löste ich mich von dem Blondschopf, auch wenn ich diesen Moment gerne noch länger genossen hätte. Nichts ließ sich vergleichen mit Jimins unglaublich weichen Lippen!

Der Kleine fuhr sich verlegen durch die Haare. Vermutlich war es eine ungewohnte Situation, wenn wir unsere Beziehung in der Öffentlichkeit auslebten. Ich musste nämlich kein Genie sein, um zu kapieren, dass ich wohl sein erster Partner war.

Jimin räusperte sich. „Wolltest du mir nicht irgendwas erzählen?"

Ich nickte kurz. „Du erinnerst dich bestimmt noch an den kleinen Plattenladen, dem ich mein altes Klavier verkauft hab. Der Besitzer hat mich gestern angerufen und mir eine Teilzeitstelle angeboten ", verkündete ich zufrieden und lehnte mich schmunzelnd in meinem Stuhl zurück.

Jimins Miene erhellte sich augenblicklich. Er quiekte überglücklich und griff, beinahe wie selbstverständlich nach meiner Hand. „Das ist doch toll! Jetzt kannst du endlich neu anfangen!"

Ich rang mir ein gezwungenes Lächeln ab und übte sanften Druck auf Jimins Hand aus. Der Kleine konnte ja nicht wissen, dass ich mein gebrauchtes Instrument nur deswegen verkauft hatte, weil eine entsprechende Summe für mich dabei rausgesprungen und nun ein Großteil meiner Schulden beglichen war. Namjoon und Jackson hatten mir versprochen den Rest zusammenzulegen, wofür ich ihnen mehr, als nur dankbar war. Ich wusste dass mein bester Freund alles dafür tun würde, um mich von der Drogenszene fernzuhalten. Aber Jimin sollte nichts davon mitbekommen. Denn das letzte, was ich wollte, war es, dass der Kleine sich ständig Sorgen machen musste. Es war einfach das Beste ihn von dieser Welt fernzuhalten.

„Ich muss mal kurz wohin", meinte Jimin schmunzelnd und riss mich schließlich aus dem Grübeln. Unauffällig schielte er Richtung Waschraum, weshalb ich wissend nickte und ihm lächelnd hinterher sah. Der kleine Engel war einfach bezaubernd.

„Min Yoongi? Was für ein Zufall!", ertönte plötzlich eine markante Stimme, die mir sämtliches Blut in den Adern gefrieren ließ. Abrupt fuhr ich nach hinten und entdeckte auch schon seine bullige Gestalt, die mitten im Restaurant aufgetaucht war.

Kai grinste selbstgefällig und versenkte beide Hände in seinen Hosentaschen. Ich hingegen stieß unzählige Stoßgebete aus, dass Jimin sich auf dem Weg zur Toilette womöglich verlaufen hatte und in den nächsten Minuten hier nicht auftauchen würde!

„Was willst du?!", knurrte ich ungehalten und erhob mich langsam von meinem Stuhl.

„Freust du dich gar nicht mich zu sehen?", säuselte er hinterlistig, doch ich wollte gar nicht weiter auf seine Spielchen eingehen. „Hör auf mit dem Scheiß! Ich weiß genau was du vorhast. Du kriegst den Rest noch. Bis Morgen hab ich alles zusammen und dann wirst du dich nicht mehr in meine Nähe bewegen, klar?! Es sei denn du willst, dass ich die Bullen auf dich hetze!"

Kai wirkte völlig gelassen. Mit einem wölfischen Grinsen deutete er auf unseren Tisch. „Du hast also wen aufgerissen. War das nicht diese kleine Schlampe aus dem Café'?", er ließ provokant seine Brauen nach oben wandern.

Wütend presste ich den Kiefer aufeinander und ballte die Hand zu einer Faust, dass sich meine kurzen Nägel schmerhaft in die Handinnenfläche bohrten.

„Weißt du, Yoongi. Seoul ist riesig. Manchmal passieren in einer Großstadt ein paar unerklärliche Zufälle, die für deinen Lover ziemlich gefährlich werden könnten. Wenn er mal in der Dunkelheit nach Hause läuft zum Beispiel. Dein Geld sollte Morgen also lieber pünktlich bei mir ankommen", meinte Kai und schnalzte mit der Zunge.

Meine Wut war mittlerweile ins Unermessliche gestiegen. Wären wir nicht in einer befüllten Gaststätte gewesen, hätte ich keine Sekunde gezögert und meinem Gegenüber die Seele aus dem Leib geprügelt.

Mit angespanntem Kiefer lief auf ihn zu und flüsterte drohend. „Komm auch nur einmal in seine Nähe und du wirst dir wünschen, mich nie kennenglernt zu haben!"

Doch Kai zeigte sich wenig beeindruckt. Im Gegenteil, er schien vielmehr zufrieden zu sein, vermutlich weil er wusste, dass seine Worte tatsächlich Wirkung gezeigt hatten. Es war früher schier unmöglich gewesen mich unter Druck zu setzen, doch kaum war der Kleine Blondschopf in meinem Leben aufgetaucht, war er prompt zu meiner Achillesferse geworden.

Kai drehte mir, ohne einen weiteren Kommentar, den Rücken zu und verließ still schweigend das kleine Restaurant. Fluchend verpasste ich dem Stuhl einen heftigen Tritt, gerade noch rechtzeitig, bevor Jimin aus der hinteren Tür kam. Wie konnte dieser Mistkerl es wagen, meinem kleinen Engel zu drohen?!

„Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Die Papierhandtücher waren leer und ich musste erst auf die Damentoilette gehen und mir neue holen. Gott sei Dank hat mich niemand gesehen. Das wäre ziemlich peinlich geworden", scherzte der Blondschopf und kicherte so niedlich, was den Hass in meiner Magengegend nur noch weiter anschürte.

Hastig griff ich nach Jimins Hand und zog den Kleinen hinter mir her.

„Yoongi? Was ist denn los? Wir haben doch noch gar nicht bezahlt", meinte er verwirrt.

Ich holte meine Geldbörse aus der Lederjacke und steckte dem Kellner ein paar Scheine zu. „Stimmt so", murrte ich, als der junge Mann mich kritisch musterte.

Ich drehte mich zu meinem irritierten Freund und entgegnete monoton. „Ich bring dich nach Hause."

Ohne Jimins Reaktion abzuwarten, verließ ich mit ihmzusammen das kleine Asiarestaurant und versuchte seine Fragen zu ignorieren.Wie sollte ich dem Kleinen auch erklären in was für eine beschissene Situationich ihn mitreingezogen hatte?!


Vielen lieben Dank fürs lesen😊💜

Your Eyes Tell //YoonminOnde histórias criam vida. Descubra agora