Kapitel 9

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Seoul, 14. November 20:00 Uhr

Jimin/Pov

Die kühle Nachtluft konnte mir wenigstens zu einem klaren Kopf verhelfen. Allerdings hatte ich schon nach kurzer Zeit angefangen zu frösteln, da das lockere Hemd wohl doch etwas unpassend war, für diese Jahreszeit. Mittlerweile hatte es immer mehr Gäste nach draußen verschlagen, weshalb ich mich nach vorne an den Bürgersteig, zu den geparkten Autos gesellte. Von denen konnte mich wenigstens niemand belästigen.

Ich lehnte mich gegen eine Autotür, ohne mir darüber bewusst zu sein, wer der Besitzer des Wagens war und nahm einmal einen tiefen Atemzug.

„Sieht aus als hättest du keine Lust zu feiern", sprach abermals die tiefe Stimme, die mal wieder aus dem Nichts aufgetaucht war und mich zusammenfahren ließ. Erschrocken drehte ich mich nach links, nur um einen gelassen Yoongi zu entdecken, der sich ebenfalls gegen den schwarzen Ford lehnte.

Yoongi kramte in einer Jackentasche und holte eine sich eine Zigarette nach draußen, die er zwischen die Lippen steckte und mit einem Feuerzeug entzündete.

Wieso musste er denn immer dann auftauchen, wenn ich versuchen wollte mich von ihm zu distanzieren. Schließlich war doch er selbst derjenige gewesen, der unsere Beziehung beendet hatte.

Aber trotzdem vermisste ich die wohlige Wärme und die tobenden Schmetterlinge in meinem Magen, immer wenn ich in seiner Nähe war.

„Du scheinst ja genauso wenig in Partylaune zu sein", entgegnete ich bissig und beäugte skeptisch den glühenden Zigarettenstummel. „Hattest du mir nicht eigentlich versprochen damit aufzuhören?"

Yoongi blies den Rauch nach draußen, ohne mich dabei anzusehen. „Keine Sorge, Kleiner. Das hier ist kein Joint, sondern eine ganz normale Zigarette."

„Ist trotzdem ungesund", meinte ich störrisch und zog ihm dem Stummel aus dem Mund, nur um ihn auf dem Boden unter meiner Fußsohle zu zertreten. Yoongi blickte mir nur etwas verblüfft entgegen, doch ich bemerkte, wie sich ein angedeutetes Schmunzeln auf seine Lippen stahl. Doch es verschwand so schnell wieder, wie es aufgetaucht war.

Bibbernd schlang ich meine Arme enger um den Körper, als ein kühler Windzug an meinem dünnen Hemd zerrte.

„Ich weiß ich sollte jetzt einen Arm um dich legen, weil du zitterst, wie Espenlaub, aber ich steh nicht auf Kitsch. Und so wie ich dich kenne würdest du mich einfach abwehren", meinte er trocken, weswegen ich ein abfälliges Lachen von mir gab. „Und das wundert dich?!"

„Es wundert mich viel mehr, warum du dir ausgerechnet diesen Fetzen bei solchen Temperaturen ausgesucht hast. Du frierst dir hier draußen noch den Arsch ab", erwiderte er etwas gereizt und begutachtete ein weiteres Mal an diesem Abend mein Outfit. „Wen von diesen Notgeilen Kerlen dadrinnen wolltest du denn beeindrucken?"

Ich fuhr ärgerlich herum und sorgte wieder für ein wenig Abstand zwischen uns. „Das könnte dir doch völlig egal sein. Du hast doch den Schlussstrich gezogen und mich vor den Kopf gestoßen!"

Eine Weile herrschte eine beklemmende Stille zwischen uns, lediglich die dumpfe Musik und die erheiternden Gespräche der übrigen Gäste waren zu hören.

„Es tut mir leid, Kleiner", hauchte Yoongi dann beinahe lautlos, doch der schmerzliche Unterton in seiner Stimme versetzte mir einen fiesen Stich in der Brust. Aus glasigen und treuherzigen Augen sah ich ihn an und erwiderte fast genauso leise. „Vielleicht wollte ich ja wirklich jemand Bestimmtes beeindrucken."

Schon spürte ich eine kalte Hand in meinem Nacken und Yoongis weiche Lippen auf meinen eigenen. Ich gewährte seiner Zunge den Einlass und ließ sie, wie so oft auch die Dominanz gewinnen. Schweratmend stützte ich meine Hände auf seinem muskulösen Brustkorb ab und fuhr kaum merklich über den Stoff seines Pullis. Gott wie sehr wünschte ich mir, es wäre seine nackte Haut!

Ein Feuerwerk aus Endorphinen explodierte in meinem Bauch, als wäre es unser erster Kuss. Wobei dieser sogar noch einen ticken leidenschaftlicher war.

Wegen des Luftmangels mussten wir uns schließlich voneinander lösen. Yoongis Pupillen waren sichtlich geweitet. „Fuck, Jimin, wenn du wüsstest wie hübsch du bist", sagte er atemlos und drückte mir erneut seine Lippen auf. Dabei wanderte seine Hand unter den Stoff meines Hemdes, weshalb ich überrascht zusammenzuckte.

Er ließ kurz von mir ab und öffnete die Autotür neben uns. Erst jetzt realisierte ich, dass es sich bei dem Wagen nicht um irgendeinen, sondern um seinen Ford handelte. Warum hab ich das denn nicht gleich bemerkt?!

Er drückte mich sanft auf die Rückbank und schloss die Tür mit dem Fuß. Seine Hände machten sich an meinem Hosenbund zu schaffen, während seine Lippen sich an meinem Hals festsaugten. Als er die empfindliche Stelle hinter meinem Ohr berührte, entwich mir ein unterdrücktes Stöhnen.

Yoongis Bewegungen wurden daraufhin zunehmend ungeduldiger. „Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich vermisst hab, Engel", meinte er schweratmend und schälte sich hastig aus seiner Lederjacke. Als er mein Hemd jedoch nach oben ziehen wollte, umklammerte ich seine Handgelenke.

Irritiert sah er auf und auch ich war ziemlich überrascht, dass ich so gefasst reagieren konnte, wo ich doch am liebsten vor Lust platzen wollte.

„Yoongi ich...ich kann nicht einfach vergessen, was da zwischen uns passiert ist. D-du bringst in mir alles durcheinander. Erst trennst du dich von mir und bei der nächsten Gelegenheit willst du mich sofort wieder flachlegen. Weißt du eigentlich, wie verarscht ich mir vorkomme. Was ist denn nur los mit dir?", stammelte ich unbeholfen und versuchte ihm in die Augen zu sehen, doch er drehte den Blick unruhig zur Seite. Seine Hände ruhten nach wie vor auf meinem nackten Oberkörper.

„Ich hatte nie die Absicht gehabt dich einfach nur flachzulegen. Mittlerweile müsstest du doch kapiert haben, wie sehr ich dich liebe. Mehr als alles andere. Deswegen ist es ja auch besser, wenn ich mich von dir fernhalte", sagte er, was mich umso mehr stutzig machte.

Doch bevor ich darauf antworten konnte, ließ er abrupt von mir ab und verließ überstürzt das Auto.

Verwirrt richtete ich mich auf und zupfte meine Klamotten wieder so zurecht, dass es nicht danach aussah, als hätte ich soeben meinen Horizont der Liebe erweitern wollen.

„Yoongi?", rief ich ihm hinterher und er drehte sich tatsächlich zu mir um. Ich lief ihm entgegen und hob den Kopf etwas um ihm in die Augen sehen zu können, die mich reuevoll musterten. „Tut mir leid Kleiner, aber das hast du nicht verdient", raunte er und übergab mir seine Lederjacke, die ich nur irritiert anstarrte. „Wovon sprichst du denn? Erst löst das reinste Gefühlschaos in mir aus, dass ich dir am liebsten eine scheuern würde und jetzt haust du einfach ab?!"

„Es ist kompliziert und du würdest es nicht verstehen.Zieh dir meine Jacke über, sonst erfrierst du mir noch", entgegnete er und strich mir so hauchzart über die Wange, das es mir erneut ein paar Tränen indie Augen trieb. Er lief zurück zu Bams Haus und ließ mich buchstäblich im Regenstehen, denn ich spürte schon die ersten Tropfen auf meiner Haut.Gedankenverloren hielt ich mir die Jacke vor die Nase und inhalierte Yoongishimmlischen Duft, der endgültig die letzten Dämme bei mir brach. Ein paarTränen kullerten über meine Wangen, während ich mir die, zu große Lederjackeüberwarf und eng an meinen Körper presste. Wieso hatte ich schon im Vorfeldgewusst, dass dieser Abend in einer Katastrophe enden würde?

Vielen lieben Dank fürs lesen😊

Your Eyes Tell //YoonminWhere stories live. Discover now