wish I were...

540 69 87
                                    


Nachdem Harry es zum ersten Mal geschafft hatte, Emely zu begrüßen, war es so, als wäre der Bann gebrochen, der ihn davon abgehalten hatte. Nicht, dass er jetzt mit ihr komplette Konversationen führte oder mehr als einen Satz sprach, aber ein Hallo oder Guten Morgen brachte er nun immer wieder über seine Lippen.

Als er am Dienstagnachmittag wieder mit ihr zusammen eine Vorlesung hatte, hatte sie sich in dieselbe Tischreihe wie er gesetzt, nur ein paar Stühle weiter. Wie meistens hatte sie ihm ein Lächeln zugeworfen und obwohl Harrys Wangen merklich wärmer geworden sind, hatte er sie zurückgegrüßt und dann wieder nach vorne geschaut. Am liebsten hätte er sofort Louis davon berichtet, doch nachdem dieser am Samstag sein Zimmer verlassen hatte, hatte er sich nicht mehr gemeldet und da Louis meinte, dass er ihm schreiben würde, wartete Harry also auf eine Nachricht von ihm.

Die Vorlesung war bei seinem Lieblingsdozenten und so ging die Zeit viel zu schnell rum bis sie beendet wurde und Harry seufzte leise, als er seine Sachen wieder zusammen packte und seinen Rucksack in die Hand nahm.

Liam hatte heute bis Abends noch Kurse, weswegen sie sich erst danach sehen würden und deswegen beschloss er sich noch in die Bibliothek zu setzten, um ein bisschen zu lernen. Gerne wäre er dafür wieder in den Park auf dem Campus gegangen, aber heute war ein typischer Oktobertag und es regnete fast durchgehend.

Die Bibliothek zählte mit zu Harrys Lieblingsorten, einfach, weil es so eine ruhige und entspannte Atmosphäre hatte, obwohl das entspannte besonders zu Prüfungszeiten doch eher in Verzweiflung umschlug und man immer wieder aus verschiedenen Ecken Seufzer und Schluchzer hörte.

Heute aber wirkte alles ruhig, als er die große Tür sanft aufstieß und den vertrauten Geruch von Holz und Büchern einatmete. Harry steuerte sofort den Platz in einen der hintersten Ecken an, direkt neben einem Fenster, welcher eigentlich so gut wie immer frei war, weil das Fenster nicht mehr dicht war und es ständig zog.

Zufrieden darüber, dass so wenig los war, holte er seine Unterlagen aus dem Rucksack, breitete alles ordentlich aus, setzte sich hin und fing an seine Mitschriften von heute durchzugehen. Er konnte schon immer am besten lernen, wenn er alles schnell nach den Vorlesungen sortierte und vernünftig noch mal zusammen fasste, nichts war schlimmer als vor einer Prüfung die Zettel nicht mehr zu finden, die man dringend benötigte.

Als Harry seine Blätter durchging, fiel ihm auf einer Seite auf, dass etwas unstimmig war. Eine Gleichung, die er abgeschrieben hatte, ergab eigentlich keinen wirklichen Sinn, aber er kam nicht auf den Fehler, welchen er irgendwo beim Schreiben begangen haben musste, also stand er seufzend von seinem Platz auf und machte sich auf zu der Regalreihe mit den Büchern über Mathematik.

Meistens waren das die Regelreihen, die am seltensten besucht wurden und somit waren eigentlich wenig Bücher mal ausgeliehen. Wenn sie es aber doch waren, war es super ärgerlich, da sie in der Regel auch nur einmal vorhanden waren.

Harry blickte suchend über die Bücherrücken, überflog dabei die Titel und setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Der Teppichboden knarzte leicht unter seinen Bewegungen und zufrieden breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus, als der das richtige Buch fand.

Es befand sich direkt auf seiner Höhe, sodass Harry nur seine Hand leicht hochheben musste, um es herausziehen zu können. Er drehte das Buch um, sah sich kurz das einfarbige Cover an und wollte sich gerade umdrehen, um zurück an seinen Tisch zu gehen, als eine Bewegung in seinem Augenwinkel seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Verwirrt hob er seinen Kopf an und sah direkt in die Lücke, welche nun zwischen den Büchern im Regal entstanden war und brauchte einen Moment, um zu verstehen, was genau er da sah. Ein Mann stand auf der anderen Seite, mit dem Rücken zu ihm und erst wollte Harry dem gar nicht mehr Aufmerksamkeit schenken, weil es nichts Unübliches war, doch dann krallte sich plötzlich eine Hand in den Pullover von dem Mann und da verstand er, dass die Person dort nicht nach einem Buch suchte. Sie knutschte rum.

For tonight let's just pretend • Larry StylinsonWhere stories live. Discover now