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Ein nerviges Piepen Riss mich aus dem Schlaf. Sofort war ich hellwach. Ich kannte dieses Geräusch. Mein Wecker. Ich muss aufstehen. Frühstück machen. Zur Schule gehen. Lernen. Funktionieren.
Hektisch schlage ich meine Augen auf und stolpere so schnell wie möglich aus dem Bett. Hoffentlich bin ich nicht zu spät dran, sonst wird Dad böse.

„Warum bist du schon wach?" ertönte eine Stimme hinter mir. Ängstlich drehe ich mich um. Cole. Sofort fällt die Anspannung von mir ab. Ich bin bei meinen Brüdern, meine Eltern sind tot. Wegen dir.
„Der Wecker hat mich aufgeweckt." nuschelte ich leise. „Oh das tut mir leid, ich habe vergessen, dass ich noch einen gestellt habe." entschuldigt sich mein Bruder. „Möchtest du nicht weiterschlafen? Es ist gerade mal 6 Uhr." Stumm schüttele ich den Kopf. Die Angst vor Albträumen oder Flashbacks ist einfach zu groß. Wenn ich einmal am Schlafen bin und nichts kommt ist es ok, aber jedes Mal, wenn ich einschlafen möchte, kommt diese Angst wieder hoch.

Mein Bruder setzt sich seufzend auf die Bettkante, auf der ich mittlerweile auch wieder saß. Ohne Worte zog er mich in eine Umarmung. „Ich bring dich zu Tyler, er hat heute frei. Ich habe gestern Abend leider noch einen Anruf bekommen, weswegen ich los muss. Tut mir leid Prinzessin." er gab mir einen Kuss auf den Scheitel.
Cole verschwand im Badezimmer und kam angezogen wieder heraus. Der bekannte Geruch seines Parfüms zog mir in die Nase. „Na komm" forderte er mich auf. Müde schlürfte ich über den Flur Richtung Tylers Zimmer. Cole klopfte an, redete kurz mit ihm, bevor er mich ins Zimmer schob. Tyler hob seine Decke an und gab mir somit zu verstehen, dass ich drunter schlüpfen soll. Ich ließ mir das nicht zweimal sagen und kuschelte mich ein.

Als ich das nächste Mal aufwache sitzt Tyler neben mir im Bett und tippt auf seinem Laptop rum. Leise gähne ich auf und strecke mich, wodurch ich von meinem älteren Bruder bemerkt werde.
„Na du Schlafmütze" er legt seinen Laptop weg und zieht mich in eine Umarmung. Müde kuschele ich mich an ihn. „Gut geschlafen?" „Mhmh" murmele ich vor mich hin.

„Ich weiß, dass das gelogen ist." flüstert mir mein Bruder ins Ohr. „Du musst nicht immer auf stark tun, Lia. Wenn es dir nicht gut geht oder du schlecht geschlafen, darfst du uns das gerne sagen. Wir möchten dir helfen, wenn du dann nicht mit uns reden möchtest ist das völlig in Ordnung, wir zwingen dich zu nichts. Aber zumindest wie es dir wirklich geht und ob das mit dem Schlafen besser geht, fänden wir wichtig." er streicht mir sanft eine Haasträhne hinters Ohr.

„Ich hatte wieder diese blöden Albträume." gebe ich nach einer langen Zeit der Stille ganz leise von mir. „Möchtest du drüber reden?" hakt Tyler nach. Stumm schüttele ich den Kopf. „Ok, dann schauen wir mal, ob wir unten etwas leckeres zum Frühstücken finden."

Mit ganz vielem zureden hat mein älterer Bruder mich dazu gebracht einen kleinen Joghurt und ein wenig Obst zu essen. Erschöpft liege ich auf der Coach, während Tyler in der Küche am telefonieren ist. Er bringt mich gleich zu irgendeiner komischen Therapie. Ich glaube Ergotherapie oder so. Dr. Wingston hat meinen Brüdern empfohlen mich dort anzumelden, es soll mir helfen besser im Alltag klar zu kommen oder so. Warum müssen meine Brüder eigentlich immer so viel Drama um nichts machen? Außer diese blöden Albträume nachts ist doch alles gut.

„Möchtest du etwas spielen?" reißt mein Bruder mich aus meinen Gedanken. Unsicher blicke ich ihn an. Mum und Dad haben nie mit mir gespielt, ich durfte nie spielen. Aber ich würde es gerne tun.

„Wir haben leider nicht so viele Sachen da aber ich kann dir ein Kartenspiel anbieten" schlug Tyler mir vor. Zögerlich nicke ich. Sofort hellt sich seine Miene auf. Er verlässt das Wohnzimmer und kommt kurz darauf mit Karten in der Hand zurück.

Gemeinsam setzen wir uns an den Esstisch, Tyler verteilt die Karten. Fünf Stück legt er mit der Rückseite vor mich, und fünf bei sich. Eine Karte liegt mit der Vorderseite zwischen uns beide, der Rest auf einem Stapel mit der Rückseite daneben. Mein Bruder nimmt seine Karten elegant in die Hand.Verwirrt schaue ich ihn und die Akrten an. Ich habe absolut keine Ahnung was er gemacht hat und wie das gehen soll.

„Tyler" flüstere ich „ich weiß nicht wie das geht." beschämt senke kcb den Kopf. Warum muss ich meine Brüder immer wieder so enttäuschen? Was kann ich eigentlich.

„Hast du noch nie mit Karten gespielt?" fragt Tyler mich vorsichtig. Langsam hebe ich den Kopf, sehe in deine Augen und schüttele mit dem Kopf. „Tut mir leid" entschuldige ich mich bei ihm.

„Das muss dir doch nicht Leid tun, du kannst überhaupt nichts dafür. Ich erkläre dir einfach alles in Ruhe und dann können wir probehalber eine Runde spielen, was meinst du?" antwortet er sanft.

Motiviert nicke ich mit dem Kopf. Ich habe immer in der Schule mitbekommen, wie die anderen immer von irgendwelchen spielen geredet haben und immer total begeistert waren. Ich konnte nie mitreden, weil erstens kannte ich nur das komische Spiel von meinem Vater, was er immer mit mir gespielt hat, als ich noch klein war und zweitens durfte ich nicht mit den anderen Kindern reden. Vielleicht würde ich dann endlich Freunde finden, wenn ich mit den anderen über das Spiel reden könnte?

Tyler erklärte mir alles in Ruhe solange bis ich alles verstanden habe. Es war nicht wirklich schwer und ich gewann direkt die erste Runde. Wir spielten noch ziemlich lange bis er mich hochschickte, damit ich mich für diese komische Therapie fertig machen konnte.

Ich wollte nicht dahin aber ich durfte mich noch meinen Brüdern widersetzen, dass ist unhöflich.

* * *

„Lia, ich würde gerne nochmal mit dir über das Thema Schule reden." begann Tyler vorsichtig, als wir gemeinsam im Auto sitzen.
Verwirrt schaue ihn an. Ich dachte, dass wir uns nur die eine Schule anschauen und wenn mir sie nicht gefällt, ich ganz normal auf meine alte Schule wieder gehe.

„Cole meinte es sah so aus, als hätte es dir dort sehr gut gefallen." er schaut mich fragend an.

„Ja ich fand die Schule sehr schön." antworte ich ihm.
„Möchtest du denn mal ein paar Tage auf Probe dorthin? Es muss ja nicht morgen oder nächste Woche sein. Momentan bist du eh noch krank geschrieben."

„Nein, ich möchte nicht dorthin." gab ich leise von mir.

„Lia das ist auch völlig in Ordnung, nur haben wir beide das Gefühl, dass du gerne dorthin gehen würdest aber aus irgendeinem Grund du uns sagst, dass du nicht hinmöchtest."

Ertappt schaue ich auf den Boden und nicke ganz leicht. Gleichzeitig steigen mit Tränen in die Augen. Warum kann ich nicht einfach normal sein? Auf eine normale Schule gehen? Keine Probleme machen und meinen Brüdern zur Last fallen?

„Hey, schau mich mal an." spricht Tyler sanft zu mir. Langsam schaue ich wieder zu ihm rauf. Er schaut mir kurz in die Augen und konzentriert sich dann wieder auf die Straße.

„Möchtest du mir den Grund verraten? Wir würden uns sehr freuen, wenn du auf eine Schule gehen würdest, die dir gefällt. Und das scheint bei dieser Schule der Fall zu sein."

Ich zögere kurz, komme aber schnell zum Entschluss, dass ich meine Brüder nicht noch mehr zur Last fallen und Sorge bereiten möchte.

„Die Schule ist so weit weg und so teurer. Für die anderen müsst ihr auch nicht so viel Geld zahlen, nur ich bekomme dann mal wieder eine Extrawurst. Außerdem würde ich euch noch mehr zur Last fallen, da die Schule so weit weg ist." rattere ich runter.

Hello, hello
Ja ich lebe noch und ja dieses Buch wird auch zu Ende geschrieben🙈 Aktuell bin ich Skandinavien und arbeite hier, leider ist meine Zeit in zwei Wochen schon wieder rum...Wahnsinn wie schnell drei Monate rum sein können.
Auf jeden Fall werde ich dann hoffentlich öfter zum Schreiben kommen, als hier. Ich kann aber nichts versprechen, weil ich in 3-4 Wochen in ein anderes Bundesland umziehe und gleichzeitig Anfangen werde zu arbeiten.
Nur das ihr Bescheid wisst.

Danke für euren ganzen Support🥰🥰

shit happens - my complicated lifeOù les histoires vivent. Découvrez maintenant