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Die ganze nächste Woche, war sehr aufregend und anstrengend, aber ich war begeistert. Meine Lehrer*innen sind alle sehr lieb und wirklich gut auf ihrem Gebiet. Der Unterricht macht mir Spaß, jeden Tag lernte ich etwas neues. In allen Kursen, bin ich tatsächlich mit Abstand die Jüngste, was mir aber nicht wirklich etwas ausmacht. Meine Mitschülerinnen sind nett und viele haben mir direkt ihre Hilfe angeboten. Diese Schule ist wirklich wahnsinnig toll.

Das es ja nur eine Probewoche war, habe ich gleich nach Unterrichtsschluss noch ein Gespräch mit der Schulleiterin. Ich hoffe, sie und meine Brüder erlauben mir auf dieser Schule zu bleiben, ich möchte ungern hier weg.

Aber eigentlich haben doch Tyler und Cole gesagt, dass ich auf jede Schule gehen kann, auf die Ich möchte? Und dass wir trotz der großen Distanz es hinbekommen würden. Vielleicht haben sie jetzt doch ihre Meinung geändert? Oh man ich bin total nervös, wann klingelt es endlich?

Unsicher mache ich mich also nach dem Klingeln auf den Weg zum Büro meiner Schulleiterin, meine Brüder würden dort auf mich warten.
Als ich um die Ecke biege, sehe ich Cole und Tyler schon dort. Meine Schritte verschnellern sich und ich falle Tyler direkt in die Arme.

„Hast du uns so sehr vermisst?" schmunzelte Cole. „Ja" nuschelte ich. „Na dann komm" lacht Cole, als ich ihm auch in meine Arme geschlossen habe.

***

Überglücklich sitze ich mit Cole im Auto. Ich darf auf der Schule bleiben! Die Lehrer*innen sind alle begeistert von mir und ich ebenfalls von der Schule und dem Unterricht. Meine Brüder haben natürlich auch zugestimmt, dass ich bleiben darf. Ich stehe sogar auf der Warteliste für das Internat und darf ab nächster Woche schon in die Sportteams schnuppern.

„Was hältst du davon, wenn wir zur Feier des Tages alle an den Strand gehen und dort Pizza essen?" fragte mich Cole. Meine Augen begannen zu leuchten „Ja!"
„Dann schreib das mal in die Familien Gruppe, wie treffen uns in 30min an unsere Bucht. Wir bringen die Pizza mit." beauftragte mich Cole.

Nervös holte ich mein Handy raus, ich habe noch nie etwas in unsere WhatsApp Gruppe geschrieben. Irgendwie war es mir immer zu unangenehm, keine Ahnung wieso.
Mein Bruder schön meine Unsicherheit wohl zu merken „Nimm einfach mein Handy." lächelt e er mir zu. Somit schnappe ich mir sein Handy aus der Halterung, hielt es vor sein Gesicht zum entsperren und schrieb die Info an meine Brüder. Prompt erhielt ich eine Rückmeldung, welche Pizza wir mitbringen sollten.

Am Strand angekommen, saßen schon alle um ein Feuer rum. „Pizzaaa" rief Cole und lenkte somit die Aufmerksamkeit auf uns. Augenblicklich wurde ich rot im Gesicht. Ich hasste diese ganze Aufmerksamkeit. „Na endlich!" kommentierte Max und kam uns entgegen. Er nahm mir ein paar Pizzen ab, Cole trug den Kasten Bier und die Softgetränke, die wir ebenfalls geholt hatten.

Erschöpft setze ich mich zu Tyler  und kuschele mich an ihn. „Anstrengenden Tag gehabt?" fragt er. „Ja, aber schön." nuschele ich müde. „Prinzessin nicht einschlafen, du musst erst noch etwas essen." flüstert mir mein Bruder zu.
Ich hatte mir eine Gemüsepizza ohne Käse mitgenommen. Es ist das erste Mal, dass ich wieder Pizza essen werde nach Jahren. Ich hoffe, ich schaffe das. Was passiert, wenn ich es nicht schaffe? Darf ich dann nicht zur Schule gehen? Eine Bedingung, dass ich wieder zur Schule beziehungsweise auf diese Schule gehen durfte, war, dass ich genug esse. Die Schule ist eine Ganztagsschule, das heißt, dass meine Brüder mir vertrauen können oder eher müssen, das ich esse.

„Lia" holte Max mich aus meinen Gedanken, „deine Pizza." er hält mir einen kleinen Pizzakarton hin. „Danke" lächele ich ihm zu. Er lächelt mich ebenfalls an. Das freut mich, normalerweise kommen gar keine Emotionen von meinen jüngeren Brüdern, sie reden auch nur das nötigste mit mir. Ich weiß nicht woran das liegt oder was ich ihnen getan haben aber es ist immer noch besser, als das sie mich anschreien oder so.

Vorsichtig nehme ich den ersten Bissen von der Pizza. Sie schmeckt echt gut. Ich habe echt so Sachen vermisst. Letztens habe ich auch das erste Mal nach Jahren Pommes und Burger gegessen. Es ist zwar immer noch schwer solche Sachen zu essen aber mittlerweile weiß ich echt nicht mehr, wie ich ohne konnte.
„Möchtest du von mir ein Stück?" fragte mich Fynn, der sich auf einmal neben mich setzte. „Es ist nur Margarita" er hielt mir ein dreieckiges Pizzastück hin. Ich überlegte, sollte ich das wirklich essen? Mein Kopf sagt nein aber mein Herz schreit völlig danach. Ein kleines Stück kann nicht schaden, oder?
„Ja, ich würde gerne eins nehmen." mutig greife ich nach dem Stück. Es ist fettig aber unfassbar lecker.

„Möchte jemand Marshmallows?" fragte Cole in die Runde, als wir aufgegessen haben. Ich habe die ganze Pizza nicht geschafft aber Tyler meinte es wäre kein Problem.
Während die anderen Marschmallows über den Feuer rösteten und sich unterhielten, lauschte ich der leisen Hintergrundmusik. Müde fielen mir immer wieder meine Augen zu. Plötzlich wurde ich sanft mit meinem Kopf auf den Schoß meines Bruders gezogen. „Schlaf ruhig, ich bin hier und passe auf dich auf." flüstert mir Tyler zu.

                             Tyler POV
Stolz betrachte ich meine schlafende Schwester, die Woche war unglaublich anstrengend für sie. Die ganzen neuen Eindrücke, die vielen Menschen, eine neue Tagesroutine und so viel mehr. Die ganze Woche, hat Lia unfassbar gut geschlafen, und man hat das sofort an ihrem Zustand gemerkt. Sie war viel Motivierter, lebensfroher und einfach ausgeschlafen. Ich hoffe, dass es nicht nur an der Erschöpfung liegt, sondern auch an den ganzen Veränderungen, die wir getroffen haben.

„Ihr geht es besser, oder?" fragt auf einmal Henry. „Ja so langsam scheint sie zu heilen. Lia steht sogar auf der Warteliste für das Internat." erzählte Cole. „Das heißt, sie wird ausziehen?" halt Max nach. „Mal schauen, erstmal steht sie ja noch auf der Warteliste und sie ist auch noch nicht stabil genug." erklärte ich ihm. „Und außerdem ist sie gerade erst bei uns, da soll sie nicht schon wieder direkt gehen." fügte Cole hinzu. Meine Brüder nickten Verständnisvoll und vertieften sich in eine Unterhaltung. Ich hoffe sie haben endlich mal verstanden, dass wir Lia nicht bevorzugen und anfangen netter zu ihr zu werden. Es verging keine Woche, wo wir mit allem vier Gespräche fuhren mussten, da sie ihre kleine Schwester nicht so behandeln, wie sie es sollten.

„Ich habe eben noch mit der Schulleiterin geredet, als ihr schon weg wart, es gibt eine Psychologin an der Schule. Sie ist hauptsächlich für die Sportlerinnen und Internatsschülerinnen gedacht aber Mrs. Dexter meinte, man könnte fragen, ob sie noch Kapazitäten hat. Zusätzlich hat mir eine Kollegin einen Psychiater in Hollywood empfohlen." wechselte ich das Thema. Liam, Henry und Alex waren so sehr in die Diskussion vertieft, sodass es nur Max mitbekam. Ich bemerkte es aber zu spät.

„Ist es immer doch noch so schlimm?" hinterfragte er es auch direkt schon. „Max, Lia leidet unter mehreren psychischen Erkrankungen. Da kann man nicht leider Medikamente nehmen und in zwei Wochen ist man wieder gesund. Sie wird ziemlich wahrscheinlich ihr ganzes Leben drunter leiden müssen. Mal mehr und mal weniger. Ihr geht es ja schon deutlich besser aber du siehst ja selber, dass sie noch nicht ganz gesund ist." erkläre ich meinem kleinen Bruder, worauf er nur nickte.

„Kommt das eigentlich alles nur vom Unfall?" mischt sich Alex jetzt ein. Anscheinend haben sie ihre Diskussion unterbrochen und unsere Konversation mitverfolgt.

„Nein, der Unfall hat mit ihrem Zustand nur wenig zu tun." antwortet Cole. „Was ist es dann? Ihr sagt immer zu uns wir sollen sie in Ruhe lassen und nicht Triggern. Aber wie sollen wir das machen, wenn wir nicht wissen was genau los ist und wie das alles passiert ist." beschwer sich jetzt auch Liam.

„Lia muss euch das erzählen, dass ist nicht unsere Aufgabe." fügte jetzt Fynn hinzu. „Außerdem seid ihr ja nicht blöd und erkennt, was bei eurer Schwester gut und was nicht gut läuft."
In diesem Moment gehen die Pieper von Cole und Fynn los. „Einsatz" gab Cole nur trocken von sich und stand genervt auf. Er gab Lia noch einen Kuss auf den Scheitel und verschwand dann gemeinsam mit Fynn Richtung Parkplatz.

„Dann mach ich mich mal mit unserer Prinzessin auch auf dem Weg ins Bett. Ich habe morgen Frühschicht, bin aber zum Abendessen wieder da. Ich wollte dann eventuell mit Lia zu eurem Footballspieler kommen, wenn ihr das wollt." „Gerne" bekam ich als Antwort.
„Na dann gute Nacht"

Vorsichtig hob ich Lia auf den Arm und ging Richtung Auto. Zum Glück gab es heute Abend keinen Zwischenfall. Wir sollten unsere Familienabende mal wieder öfter machen, leider hat uns dafür in letzter Zeit die Zeit gefehlt. Die älteren haben alle Schichten so hin und her geschoben, dass immer jemand bei Lia sein konnte, aber das ist „zum Glück" jetzt vorbei. Sie kann wieder halbwegs normal zur Schule gehen und demnächst auch wieder alleine zu Hause bleiben.

shit happens - my complicated lifeWhere stories live. Discover now