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„10 Bahnen einschwimmen" ruft auf einmal eine strenge Stimme. Erschrocken blicke ich auf.

„Das ist Hardy, unser Chefcoach" stellt Maja den Mann vor, dem die Stimme gehört.
Ich würde ihn auf auf Anfang 30 schätzen, im Gegensatz zu seiner Stimme, wirkt sein Gesichtsausdruck sehr freundlich. Sein Outfit besteht aus Shorts und einem blauen T-Shirt, wo groß „Hollywood Sharks" steht. Durch die enge des Shirts, werden seine Muskeln sichtbar.

„Komm wir gehen mal zu ihm." zog Maja mich hoch, während die anderen nacheinander ins Wasser gingen.

„Hey, Coach. Das ist Lia" begrüßt Maja den Mann, woraufhin er sich umdreht. Augenblicklich bildet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Hallo Lia, ich bin Hardy, der Chefcoach der Hollywood Sharks. Und du möchtest dir unser Team heute anschauen?"

„Ehm ja. Ich bin aber bis jetzt nur zum Spaß geschwommen." antworte ich ihm unsicher.
Er machte mir Angst, ich weiß es ist unsinnig aber diese Angst vor männlichen Wesen ist einfach ganz tief in mir drin. Selbst meine Brüder machen mir oft genug Angst, aber das wissen sie nicht und sollen es auch nicht wissen.

„Das ist kein Problem, wenn du möchtest schwimm einfach mit und schau, was du schon kannst und was nicht." beruhigt er mich „und jetzt ab ins Wasser" scheucht Hardy und davon.

Nach den 10 Runden, war ich ganz schön fertig, die Vorstellung jetzt noch weiter zu schwimmen, machte mir Bauchschmerzen. Der Coach meinte zwar, dass ich jederzeit aufhören könnte aber wie sah das denn aus? Direkt beim Probeschwimmen abzubrechen? Nein danke, da quäle ich mich lieber dadurch.

Nachdem alle aus dem Wasser kamen und wieder am Rand saßen, wurden wir in drei Gruppen eingeteilt, fünf Schwimmer pro Coach. Ich war mit Maja und drei Jungs bei Hardy.

„Wir machen heute Technik Training, es geht sich nicht um die Strecke oder Zeit. Denn ohne ausreichende Technik, werdet ihr nie schneller." sagte er streng. „Also schnappt euch den Schwimmgürtel und geht ins Wasser, wir fangen mit dem einfachen Kraulschwimmen an."
„Hier" Maja drückt mir einen Gürtel in die Hand, wo mehrere Vierecke aufgefädelt waren. „Den musst du um die Hüfte schnallen" erklärte sie mir.

„Wir gehen jetzt erstmal ins Becken und schwimmen mit Abstand zwei Bahnen Kraul, also zum anderen Rand und wieder zurück."

Nach dem Kraulschwimmen, kam noch Brust und Rücken. Zuerst sollten wir immer einmal verschwimmen und haben danach die Technik überarbeitet. Mal haben wir alle zusammen daran gearbeitet, zwischendurch hat uns Hardy aber einzeln zu sich gerufen, um noch mehr und bessere Tipps zum verbessern gegeben.
Als letztes haben wir Schmetterling geübt, das konnte ich bis dato nicht aber das war zum Glück kein Problem. Hardy hat die Chance genutzt, damit die anderen vier dabei lernen konnten. Meine Mitschwimmer haben mir Stück für Stück erklärt wie diese Schwimmart funktioniert. Tipps, häufige Fehler, wie ich mehr Kraft bekomme und so weiter. Dadurch hatten sie die Chance ihre eigene Technik nochmal zu überarbeiten. Am Ende schien unser Coach sehr zufrieden. Als wir dann wieder auf die anderen zustoßten, haben wir Staffelschwimmen gemacht. Anfangs hatte ich ziemlich Angst, dass ich meine Staffel runterziehen könnte und wir deswegen verlieren. Aber wir kamen  tatsächlich als erstes ins Ziel . Und selbst wenn wir verloren hätten, wäre das nicht schlimm gewesene. Sobald eine Staffel im Ziel war, wurden die anderen Staffeln angefeuert, als würde es um Olympia gehen. Mich hat das wirklich sehr fasziniert, es gab keinen Gewinner oder Verlierer, es gab kein Gegeneinander, kein Aufspielen der Älteren gegenüber der Jüngeren, es war ein Miteinander, ein Team

***

„Deine Technik ist sehr gut, eigentlich würde ich sagen, dass du schon seit Jahren professionell Schwimmst. Auch was deine Kondition und benötigte Zeit angeht, bin ich mehr als positiv überrascht. Es wäre noch ein langer Weg, bis du fest bei uns im Wettkampfteam sein könntest, aber ich denke das würden wir hinbekommen. In Absprache mit den Sidecoaches und unserem Teamcaptain, würde wir dich gerne aufnehmen. Aber lass dir Zeit mit der Entscheidung. Schaue noch in andere Sportbereiche rein, was dir vielleicht mehr oder gar nicht zu sagt. Sprich auch ruhig mit deinen Eltern oder auch anderen Schwimmern. Falls du Fragen hast, kannst du dich natürlich auch jederzeit an mich wenden. Wir würden uns freuen, wenn du in unser Team kommen würdest. Teile mir deine Entscheidung doch gerne mit, sobald du eine getroffen hast. Aber jetzt geh erstmal duschen und zieh dich um, bevor du dich noch erkältest. Ich hoffe es hat dir gefallen." sind die Abschlussworte von Hardy.
Das Training war anstrengend, eigentlich noch eine Untertreibung, aber toll. Ich hatte total Angst, dass ich mich blamieren würde aber die Worte meines heutigen Trainers überraschten mich. Ich war ihm wirklich dankbar, für so eine Rückmeldung, auch dass sie mich im Team wollen und auf Wertkampfsebene sehen. Das bedeutet mir wirklich sehr viel.
Schnell verabschiedete und bedankte ich mich von Hardy und den anderen Coaches, versprach aber auch ihnen eine Rückmeldung zu geben. Glücklich bewege ich mich Richtung Dusche, wo schon Maja steht und sofort anfängt zu durchlöchern. Ich fasste Hardys Worte nur kurz zusammen, indem ich ihr sagte, dass sie mich gerne im Team haben wollen. Maja quietscht daraufhin fröhlich auf. „Und? Wie entscheidest du dich?"

„Ich weiß es noch nicht. Es war mein erster offizieller richtiger Schultag heute. Das erste Sportteam, dass ich gesehen habe. Mir gefällt das Schwimmen wirklich sehr sehr gut aber ich möchte keine voreiligen Schlüsse ziehen." versuche ich ihr zu erklären, ohne das sie sauer wird.

Sie lächelt mich verständlich an „Klar, ich verstehe das. Aber ich würde mich wirklich freuen, dann hätten wir zumindest einen Unterricht zusammen aber wenn nicht, gibt es zum Glück noch die Pausen zusammen."

Sofort wird mir warm ums Herz, sie möchte tatsächlich Zeit mit mir verbringen. „Danke"

„Wofür?" „Dafür, dass du mich mitgenommen bist und so lieb zu mir bist." antworte ich ihr stotternd. „Hä dafür brauchst du dich doch nicht zu bedanken. Ich habe das gerne gemacht, außerdem macht es Spaß mit dir Zeit zu verbringen und jetzt komm, bevor wir uns noch erkälten." damit zieht sie mich in die Umkleide. Hat sie das wirklich gerade zu mir gesagt? Ich konnte es kaum fassen. Bis jetzt wollte nur jemand etwas mit mir wirklich unternehmen. In der Primary School, gab es schon ein paar Mädchen, die unbedingt mit zu mir nach Hause kommen wollten, weil ich so ein großes Haus habe. Aber dann habe ich sie einmal reden gehört, dass sie mich gar nicht mögen, sondern man bei mir nur so gut Spielen konnte, weil wir viel Geld haben. Das hat mich total verletzt und ich habe mich daraufhin fern von ihnen gehalten. Dann kam ich auf diese blöde Privatschule, in den ersten Tagen, kamen immer wieder Mitschüler auf mich zu aber meine Eltern haben mir verboten mit denen zu reden. Die Mitschüler haben sich dadurch von mir abgewendet, weil sie dachten, dass ich so arrogant wäre. Aber wie gerne hätte ich mit ihnen unterhalten, bei den Dingen dabei gewesen, worüber sie Wochen später noch gelacht haben. Und auf meiner letzten Schule hat sich absolut niemand für mich interessiert, nichtmal meine Brüder haben mir geholfen mich zurecht zu finden. Ich war komplett alleine.
Seit ich aber hier bin, ist dauernd jemand da, der mir Helfen möchte. Vor allem Maja und Hailey, die mich vielleicht nicht ganz so abscheulich finden, wie die anderen. Ich glaube, es war die richtige Entscheidung auf diese Schule zu gehen.

„Lia?" hörte ich eine kichernde Stimme, die mich aus meinen Gedanken riss. „Möchtest du weiterhin die Wand anstarren oder dich lieber doch umziehen?" fragte mich Maja lachend. Ich drehe meinen Kopf zu ihr und fangen an zu lachen, sie hat ihr Shirt falsch rum. „Ich glaube ich ziehe mich jetzt an, aber du solltest das auch richtig machen." und zeige auf ihr Shirt. Verwundert schaut Maja an sich herunter und fängt dann ebenfalls an zu lachen „Oh"

shit happens - my complicated lifeWhere stories live. Discover now