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Ich wachte durch eine sanfte, mir bekannte Stimme auf. Als ich so langsam schaffte meine Augen zu öffnen, blickte ich in Tylers blaue Augen.
„Guten Morgen Prinzessin, ich störe dich nur ungern bei deinem Schönheitsschlaf aber leider haben wir noch einen Termin." begrüßte er mich auch schon. Überglücklich, dass er da war fiel ich in seine Arme. Keine Ahnung wo das herkam aber ich war einfach dankbar, dass er da war.
„Was möchtest du denn frühstücken?" erkundigte sich mein Bruder.
„Die Auswahl steht zwischen Unterwegs essen zum Beispiel bei Starbucks oder Cheesecake Factory, oder aber ich mache dir Obst, Joghurt, Müsli oder Ei. Beziehungsweise eher das, was dir frühstücken willst"
Bei Cheesecake lief mir das Wasser im Mund zusammen aber entschied mich dann letztendlich für Müsli und Obst.
„Dann fahren wir heute Mittag Cheesecake essen." bestimmte Tyler lachend. Ich grinste ihn dankbar an.
„Im Bad liegen schon Anziehsachen, Du musst das aber nicht anziehen." sagte er noch, bevor er raus ging.

Dankbar mache ich mich auf dem Weg ins Bad. Ich hatte totale Probleme beim Aussuchen von Kleidung. Ich hätte immer Angst, dass ich etwas falsches anziehe und mich deswegen alles komisch umgucken. Seit Tyler und Cole es wissen, legen sie mir immer Klamotten morgen sraus, das machte die Sache so viel einfacher. Außerdem haben die beiden einen sehr sehr guten Geschmack. An der neuen Schule habe ich direkt schon ein paar Komplimente für meine Outfits bekommen.

Fertig angezogen schlich ich die Treppen runter. Welchen Termin ich wohl habe, hatte Tyler mir das schon gesagt und ich habe es einfach wieder vergessen?
Unten erwartet ich eigentlich meine anderen Brüder aber es schien sehr leise. Ab da fiel es mir wieder ein. Es war gar nicht Samstag, es war Dienstag. Gestern wäre mein erster Schultag. Ich war beim Schwimmtraining. Und dann kam mich niemand abholen. Aber das bedeutet, dass heute nicht Samstag ist, sondern Dienstag. Ein ganz normaler Dienstag, also Schule. Hektisch mache ich mich schnell fertig und renne die restlichen Treppen nach unten.
Schnell gucke ich noch auf mein Handy, es ist schon 9 Uhr. Sofort steigen mir Tränen in die Augen. Es ist mein zweiter offizieller Tag und schon komme ich zu spät. Wir mussten ja auch noch fast 60min, bei dem Verkehr zur Schule fahren. Komplett aufgelöst lasse ich mich auf die Treppe sinken. Warum muss sowas immer mir passieren?

„Was ist denn mit dir los?" höre ich Max' Stimme. Peinlich berührt drehe ich mein Gesicht weg und wische mir die Tränen weg. Ich wollte nicht, dass er mich so sieht.
„Nichts" nuschelte ich dann noch. Er sollte einfach abhauen.

„Nach nichts sieht es aber nicht aus. Irgendwas muss doch passiert sein, sonst würdest du doch jetzt nicht hier heulend sitzen." ließ mein Bruder nicht locker und setzte sich neben mich auf die Treppe. Wie von der Tarantel gestochen, sprang ich auf und brachte Abstand zwischen uns. Ich hatte Angst, dass er mir etwas tun würde.

„Tut mir leid, dass ich dir so nah gekommen bin. Ich tue dir aber nichts, das würde ich nie tun."
Ich schenkte seinen Worten keinen Glauben. Ich vertraute niemand. Nur Tyler konnte ich einigermaßen Vertrauen. Er hat mir noch nie etwas getan, eher das Gegenteil.
Ängstlich wich ich noch mehrere Schritte zurück, bis ich irgendwo gegenstoß. Panisch drehte ich mich um und blickte in Tylers weiches Gesicht.
„Was ist hier passiert?" fragte er direkt als er meine geröteten und vor Panik aufgerissenen Augen. Schnell suchte ich wieder seine Nähe. Zum Glück verstand er es sofort und nahm mich in den Arm.

„Ich habe Lia total aufgelöst hier gefunden, ich wollte nur helfen."

„Ist denn etwas vorgefallen?" hakte Tyler nach.
„Ich habe nichts gemacht, nur als ich mich zu ihr gesetzt habe, wurde sie panischer." erklärte Max noch.
Sanft hob mein Bruder mich hoch und wenig später fand ich mich im Wohnzimmer auf dem Schoß meines Bruders wieder . Sofort kuschelte ich mich bei ihm ein. Ich hatte so verdammte Angst ihm jetzt zu sagen, dass ich verschlafen habe. Aber er würde mir doch nichts tun, oder? Zumindest konnte ich ja noch die paar Sekunden genießen, in denen er mich zu beschützen schien.

Beruhigend strich Tyler mir immer wieder über den Rücken und fragte mich nach einer Weile, was denn los sei. Nur zögerlich und ganz leise erklärte ich ihm, dass ich verschlafen hatte und jetzt zu spät zur Schule komme. Ich zitterte jetzt am ganzen Körper, es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis ich meine Bestrafung erhielt.

„Ach Lia Maus, ich dachte das wäre klar für dich gewesen. Ich habe dich für heute von der Schule entschuldigt. Dir ging es gestern gar nicht gut und außerdem haben wir gleich noch einen Termin. Es tut mir leid, wenn ich wüsste, dass du das so nicht verstanden hast, hätte ich dir das natürlich sofort gesagt."

Unglaublich starrte ich meinen Bruder an „Ich bekomme keine Bestrafung?"

„Nein Lia, du wirst hier nie eine Bestrafung bekommen. Nicht von mir, nicht von den anderen. Was Dad dir über Strafen beigebracht hat, musst schnellstens vergessen. Weißt du? Menschen machen Fehler und aus diesen Fehlern lernt man. Also ist es gar kein Problem, wenn du mal was falsch machst oder zum Beispiel verschläfst. Solange du das alles nicht mit Absicht machst, werden wir nichts sagen. Natürlich müssen wir uns manchmal Komsequenzen ausdenken, wenn ihr absichtlich falsch handelt aber diese Konsequenzen werden euch niemals wehtun.
Zum Beispiel hat Henry vor einer Woche ein F in der Klausur gehabt. Das ist an sich auch gar nicht schlimm. Jedoch war es schon das fünfte Mal in Folge. Also durfte er als Konsequenz ein Wochenende zu Hause bleiben und lernen, anstatt sich mit seinen Freunden zu treffen oder feiern zu gehen. Henry war natürlich sauer auf uns aber am Ende hat er die nächste Schulstunde richtig gut mitmachen können und der Test ist auch sehr gut ausgefallen. Wenn jemand etwas falsch macht, muss man manchmal dafür einstehen und diesen Fehler wieder gut zu machen. Aber auch nicht immer, denn nicht jeden Fehler macht man extra oder er ist nicht zu verhindern. Und das ist auch völlig okay, uns ist wichtig, dass du einfach immer ehrlich bleibst. Ok?" erklärte mir Tyler.

Verwirrt schaute ich ihn an. Er würde mich also nicht Schlagen oder mich einsperren, weil ich verschlafen habe? Er hat mich krankgemeldet, weil es mir gestern nicht gut ging und ich muss deswegen heute nicht in die Schule? Und warum sagte er so etwas über Konsequenzen. Vater sagt immer, dass mir diese Bestrafungen helfen, Fehler nicht nochmal zu machen?
Mein Kopf bildete eine Frage nach der anderen, ich war so verwirrt.
Schließlich traute ich mich die präsenteste Frage zu stellen: „Warum meinst du, dass Konsequenzen nicht wehtun dürfen? Daddy hat immer gesagt, dass die Bestrafungen mir so stark Schmerzen zu fügen müssen, damit ich beim nächsten Mal weiß, was ich falsch gemacht habe?" sprach ich nun aus. Schon während ich das sagte, wich Tyler die komplette Farbe aus dem Gesicht. Mit offenem Mund und komplett blassem Gesicht, starrte er mich an.

„Hat er das zu dir gesagt?"

Letztes Kapitel für heute, gut es ist schon 0:01 aber das zählt bestimmt noch, oder?🤪

shit happens - my complicated lifeWhere stories live. Discover now