30. Drei Wünsche

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POV Kuno:


Ich gelange an die steilen Klippen, die direkt hinab ins Meer münden. Mein Herz pocht aufgeregt. Wo, verdammt nochmal kann Anella sein? Ist sie etwa wirklich den Rufen des Meeres gefolgt? Von hier aus? Aber wie geht das, ohne dass sie ...

Ich fühle wieder ihr zauberhaftes Flüstern auf meiner Haut. „Anella, zeig mir, wo du bist. Bitte!" Der Wind tanzt um mich herum. Erzeugt eine leise, feenhafte Melodie, welcher ich augenblicklich folge. 

Etwa da runter? Dort sieht es gefährlich aus. Bedacht setze ich einen Fuß vor den anderen und bahne mir so einen Weg durch die Steine. Aber hier geht es doch nicht weiter? Ich laufe bis dicht vor einen Felsen, der aus der Erde ragt und sehe erst da diesen kleinen Spalt, der sich in Richtung des Meeres öffnet. Ist sie etwa da durch ...?

Ich folge diesem Gedanken, sowie dem seichten Luftzug und gelange an eine verborgene Stelle, die sich inmitten des Klippenhangs offenbart. Ein unscheinbarer Pfad führt direkt an diesem entlang. Die steile Wand neben mir ragt auf der einen Seite in die Höhe und fällt an der anderen in die Tiefe. Sie ist doch nicht etwa da lang ...

Mein Atem beschleunigt sich. Okay, ruhig bleiben! Du schaffst das. Einfach nicht daran denken, dass ... Rufe dir einfach ins Bewusstsein, dass Anella am anderen Ende dieses Pfades auf dich wartet. Du musst ... 

Ich schnappe nach Luft und erhasche dann wieder einen Lufthauch ihres lieblichen Feengesangs. 

Hier auf der Seite sind wir durch die Felswand zum Glück vom Wind geschützt. Was mich immer noch verwundert, da diese hier immerhin aufs offene westliche Meer zeigt. Ist das nicht eigentlich wider der Naturgesetze? Oder befinden wir uns hier in einer Windschneise? Irgendein Wirbel, sodass sich die Windrichtung an dieser Stelle ändert und hinaus auf den Atlantik weht?

Eine Gänsehaut erfasst mich. Ich erinnere ich an eine der irischen Legenden. Diese erzählt davon, dass einige über den Nebel des Meeres in andere Welten verschwunden sind. Zum Glück ist von diesem hier im Moment weit und breit keine Spur. 

Ich weiß, ich verhalte mich wieder einmal wie ein abergläubischer Irrer. Wahrscheinlich ist das mit dem Nebel nur so ein Mythos, aber seit diesen Träumen bin ich diesem Naturspektakel grundsätzlich eher misstrauisch gestimmt.

Meine Finger krallen sich an die Felsen zu meiner rechten. Nicht nach unten sehen!

„Anella?"

„Ja?", haucht sie mir liebevoll entgegen und bewirkt, dass mein verkrampftes Herz sich wieder etwas beruhigt. 

Verdammt, wieso muss Anella auch immer ausgerechnet solche Plätze für sich entdecken? Vielleicht muss ich einfach die Augen schließen und nur ihrem Klang folgen? 

„Singst du mir etwas?", hauche ich und erhalte als Antwort ihre flüsternd summenden Worte. Ein feenhaftes Lied über Mut und Schutz. So fühlt es sich auf jeden Fall an. Ich kann ihr vertrauen. Ganz und gar.

Es wird Zeit Kuno. Zeit deine Ängste endlich abzulegen!

Ich atme noch einmal tief durch, ehe ich meine Augen schließe und einen Schritt vor den anderen setze. Vorsichtig tastend. Mit meinen Händen immer an der Steinwand orientiert. Anellas Luftzug in meinen Haaren.

„Ich liebe dich", haucht sie mir entgegen und bewirkt, dass sich dieses flaue Gefühl in meinem Bauch augenblicklich mit einem anderen austauscht. Oh Himmel. Ich keuche, als das laute Donnern des Ozeans von unten zu mir herauf dröhnt, doch halte nicht an.

Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt