3. Im Schatten verborgen

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POV Anella:

„Es ist unfassbar. Ihr glaubt nicht, was wir gerade entdeckt haben", beginnt Nick den anderen überschwänglich zu berichten. „Was denn?", höre ich Nilo antworten, bekomme es aber nur am Rande mit, da meine Gedanken noch daran hängen geblieben sind, wie Kuno mich gerade genannt hat, bevor wir uns küssten. 

Waldfee.

Ich erinnere mich, dass er mich schon einmal Fee nannte. Weiß er irgendwas, oder ist das nur wieder so ein Kosename? Falls ja, bin ich froh, dass Kuno mir nicht die Zeit gegeben hatte, mich mit meinem Gesichtsausdruck zu verraten. 

Oder habe ich gestern Nacht vielleicht doch zu viel von mir selbst preisgegeben? Doch, wenn ich so darüber nachdenke, kannte Kuno das alles ja schon von mir. Außerdem erinnere ich mich, dass ich als Kind auch schon spaßeshalber oft als Fee benannt wurde, ohne dass irgendwer über die Wahrheit Bescheid wusste. 

Ich hoffe einfach, dass das hier ebenso der Fall ist. Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen. So ganz klappt das allerdings nicht. Immerhin schwelgen meine Gedanken zusätzlich auch immer noch an den Ort und deren mögliche Bedeutungen, an welchem wir gerade gewesen sind. 

Kunos Blick liegt aufmerksam und warm auf mir. Er weiß, dass ich über einiges nachdenke. Ich erkenne das neugierige Funkeln in seinen Iriden, welches ich nur allzu gut von ihm kenne und ihm so unglaublich gut steht. 

„Eine Höhle", ist es diesmal Jim, welcher antwortet und dabei einen nachdenklichen Blickwechsel mit Simo abhält. Dieser schweift mit seinen Augen zu mir, als hätte er eine Frage an mich, welche er nicht weiß auszusprechen.

Ob er auch irgendetwas gemerkt hat? Als wir diese Höhle betreten haben, merkte ich sofort, dass dieser Ort ein Geheimnis in sich birgt. Ich spürte schlagartig eine unglaublich tiefe Verbindung in den Dingen, welche in der Ebene zwischen dem dichten Gestein geschehen sind und der übernatürlichen Kräfte der Naturwesen. 

Als würde sich ein Zauber in dieser verstecken und sie vor den Blicken der Menschen verbergen. Warum sie sich uns ausgerechnet jetzt offenbart und gezeigt hat, ist mir ein Rätsel. Bisher wurde sie von den Menschen, soweit ich verstanden habe, noch nicht entdeckt. 

Ihr Eingang liegt versteckt zwischen den Steinen und man muss hineinkriechen, ehe man sie in ihrer vollen Pracht erkennt.

Was mich so sehr verstört ist jedoch die Tatsache, dass ihre Innenwände über und über von sonderbaren Schriftzügen, einer anderen Sprache übersäht sind, welche jedoch niemand außer mir sehen konnte. Sie erinnern mich an die Eingravierungen, welche sich auch auf der Innenseite meines Rings befinden, den ich einmal am See gefunden habe.

Durch diese Erfahrung, dass meine Freunde diese Initialen ja nicht wahrnehmen konnten, war ich schon etwas vorbereitet und habe nur ganz indirekt angedeutet, dass ich in der Höhle eventuell etwas sehe. 

Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass es hier ebenfalls nicht für ihre Augen geschaffen wurde und habe es nicht noch einmal erwähnt.

Anders allerdings als ein paar runenähnlichen Zeichen, etwas weiter hinten in der Höhle, die ich mir nicht erklären kann und welche die anderen zu meiner Verwunderung ebenfalls bemerkten. 

Sie bergen ein Geheimnis, welches sich irgendwie nicht durch Magie in Erfahrung bringen lässt. Oder es ist ein Bann, für welchen meine Kräfte nicht ausreichen.

Anders, als jene, welche sich im Schutz des Zubers verbergen, mir jedoch einiges ihrer Geschichte bereit sind mitzuteilen. Ich habe mich vorhin zurückgehalten, diesen Informationen zu lauschen. Meine Hand schwebte schon über dem Gestein und ich weiß, dass diese mir Bilder hätten gesandt, wenn ich die Schriftzüge berührt hätte. 

Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3Where stories live. Discover now