9. Dunstender Nebel

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POV Kuno:

Manchmal frage ich mich wirklich, woran wir erkennen, ob wir träumen, oder wach sind. Wer weiß, vielleicht ist ja das ganze Leben für sich schon ein Traum und wir wissen es nur nicht? Eines kann ich aber inzwischen sagen, dieser, in welchem ich mich hier befinde, lässt sich nicht durch ein einfaches Zwicken unterbrechen. Mir wird ganz heiß, als ich an diesen Moment zurückdenke.

Ob es etwas anderes gibt, was dazu imstande ist, dieses Glück, mit Anella und mir zu zerreißen? Ich hoffe nicht. Und falls es existieren sollte, dann will ich es bitte niemals erleben.

Anella ist mein Traum. Alles, was ich mir jemals gewünscht habe. Sie ist das, woran ich am Morgen als Erstes denke und abends als Letztes. Sie ist jene, die meinen Tag zu dem macht, was er ist. Zu schön, um wahr sein zu können.

Und doch fühle ich es mit jeder einzelnen Faser meines Körpers. Anella ist wahr. Sie ist echt und dann auch noch mit mir zusammen. Mir. Einem einfachen, langweiligen Mensch, der nicht einmal sein eigenes Leben auf die Reihe bekommt. Im Gegensatz zu mir ist sie... Sie ist einfach...

Meine Fee. Manifestierte Sinnlichkeit. Mein Waldmädchen. Ein sturer Dickkopf, der es schafft, mich trotz meiner Höhenangst manchmal auf eine Palme bringen. Mein Engel und noch so viel mehr. Ich seufze. 

Wow, das heute war... Mein ganzer Körper ist noch ausgefüllt von diesem Gefühl. Wahrscheinlich ist mein gesamter Blutkreislauf voll von diesen Partyfeiernden Hormonen, welche ständig herumalbern, Purzelbäume schlagen und sich, wie Magnete, nur auf dieses einzige Wesen gepolt haben, sodass sie, sobald Anella auch nur in meiner Nähe erscheint, verrückt spielen.

Es fühlt sich an, als hätte ich ihr einen mächtigen Teil von mir einfach abgegeben und sie mir dafür einen ebenso großen von sich geschenkt. Und diese machtvolle Energie zu spüren, welche dieses Geschenk in mir auslöst, ist einfach unbeschreiblich und gar nicht wirklich zu begreifen. Ich bin mir sicher, das ist das größte Geschenk, was man überhaupt bekommen kann.

Zudem waren die letzten Stunden etwas so unglaublich besonderes. Es gibt keine Worte dafür. Doch dieses Gefühl in ihr zu sein... Wow. Es ist... Ich kann es gar nicht beschreiben. Das einzige, was ich im Moment verspüre, ist, dass etwas fehlt, sobald ich mich nicht mehr in ihr befinde. Geschweige denn in ihrer Nähe.

Zugleich ist mir natürlich bewusst, dass das nicht immer geht. Anella und ich sind immerhin noch zwei eigenständige Wesen und brauchen auch mal eine Pause. Zumindest habe ich es Anella angemerkt.

Ich sollte sie nicht zu sehr dafür beanspruchen, meine unersättlichen Verlangen nach ihr zu stillen, denn das ist ohnehin unmöglich. Das hat sich gerade erst vorhin im Wald wieder bestätigt.

Verdammt, diese Wurzel ist einfach perfekt um... hhh. Ich schließe meine Augen und versuche meine Gedanken nicht schon wieder zu weit dorthin treiben zu lassen. 

Ihr Körper und wie es sich anfühlt in ihr zu sein. Ich höre jetzt noch ihre sinnlichen Laute, welche sich im Wald auch noch mit dem Gezwitscher der Vögel vermischt haben und wie singende Wellen in mir nach vibrieren. Es ist das schönste Geräusch auf der Welt.

Feenhaft. Sie verzaubert mich, das ist mir bewusst. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es daran liegt, dass sie ihre Feenmagie einsetzt, oder einfach weil sie nur selber so unglaublich zauberhaft ist. 

Es sind doch immerhin auch die kleinen Dinge, die mich vor allem erregen. Zum Beispiel, wenn sie mit ihren Zehen in der Erde bohrt, oder dieses verflixt süße kleine Grübchen unter ihrem Nasenflügel, welches erst sichtbar wird, wenn sie ihr Gesicht verzieht, oder lacht. Dann die Art, wie sie mich immer ansieht, oder sich bewegt. Ihr Geruch und die Stimme.

Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt