28. Tine damhsa

13 0 0
                                    


POV Anella


Nach der Landung hatte mich Vivien sogleich angerufen, aber wir konnten aufgrund meiner Kopfschmerzen nicht sehr lange telefonieren. Ich habe allen geschrieben, dass wir gut in Irland angekommen sind. Natürlich auch meinen Eltern.

Kuno hat sogar kurz bei Ilma im Krankenhaus angerufen, was mich unglaublich freut. Ihr geht es schon viel besser, sagt sie.

Die anschließende Fahrt war lang, doch das Bad im Meer zuvor hatte mir sehr gutgetan, sodass mein Kopf sich nicht mehr ganz so angefühlt hat, als würden schwere Mühlensteine auf diesen niederdrücken. Ob es Tyrian mit den Strahlungen auch so gegangen ist, als er frisch auf die Erde kam? 

Ich hoffe, die Wurzelkette hilft ihm ein bisschen. Jetzt habe ich ihn eben ganz vergessen zu fragen. Ich hatte Glück, denn wir waren wohl beide sehr müde, sodass auch Tyrian kurz eingeschlafen ist und wir uns somit gerade erwischt haben, um uns spontan alleine auf der Lichtung zu treffen.

Er wirkte deutlich erschöpfter, als ich ihn sonst kenne. Die Zeit auf der Erde zerrt schon sehr an ihren Kräften. Vor allem, wenn sie längere Durststrecken mit fehlender Natur durchqueren müssen.

Zugleich hat es mich aber auch einfach unglaublich gefreut und auf gewisse Weise beruhigt ihn zu sehen. Immerhin geht es ihm und Demari den Umständen entsprechend gut und ich weiß jetzt, wo sie sind. Mir war gar nicht bewusst, dass ich aufgrund der Ungewissheit so angespannt war.

Trotz all der Strapazen hat er seinen Humor nicht verloren und wirkte ziemlich glücklich darüber, dass wir beide uns mal kurz alleine sehen konnten. Auch, wenn wir mit der Zeit natürlich sparsam umgegangen sind und nur das Wichtigste besprochen haben.

Es ist sehr lange her, dass wirklich niemand anderes dabei war...

Natürlich wollte er auch wissen, ob wir gut in Irland gelandet sind, wo wir uns jetzt befinden und wie unsere Pläne die nächsten Tage aussehen. Wann wir zu meinem Vater wollen und welche Plätze wir vorhaben zu besuchen, damit er mir sagen kann, ob er das als eine gute Idee erachtet.

Morgen wollen Kuno und ich erst einmal noch in Ruhe hier ankommen und zusammen Zeit verbringen, zumal dann sein Geburtstag ist, worüber ich irgendwie schon ziemlich aufgeregt bin. 

Bei diesem Gedanken verziehen sich meine Hände in die langen Ärmel der Jacke, die ich von Kuno bekommen habe. Mir wird ganz heiß, als ich an vorhin zurückdenke. Die Kleider waren ja schon extrem nass, sodass wir uns im Auto umgezogen haben und... nun ja, wir haben uns gegenseitig ein wenig geholfen.

Blinzelnd sehe ich aus dem Fenster unserer Unterkunft. Der Regen rinnt wie Tränen an den Scheiben hinab und hinterlässt funkelnde Spuren. Ich nehme Kuno neben mir wahr, wie er auf dem weichen großen Bett sitzt und scheint irgendetwas in sein Notizbuch zu schreiben. Wie er das mit seiner verbundenen Hand hinbekommt, frage ich mich allerdings wirklich. 

Zu gerne würde ich einmal wissen, was in diesem Buch alles drinnen steht.

Als doch meine Neugierde Überhand gewinnt und ich vorsichtig dorthin spähen will, bemerkt er es allerdings sofort und klappt er es schnell zu, ehe er es beiseite legt und mich warm anlächelt. 

„Gut geschlafen?", will er wissen und rückt etwas näher, um mir einen Kuss auf die Lippen zu hauchen.

„Ja, danke", murmele ich und blicke in seine schönen dunklen Augen. Zwei Sümpfe, in denen ich jedes Mal aufs Neue versinke. Keine Chance auf Entkommen. 

„Dann geht es dir jetzt besser?" Ich nicke und sehe, wie sanfte Erleichterung ihn erklimmt. „Das ist schön. Du sahst wirklich blass aus." Er rückt noch näher zu mir, sodass ich in seinen Armen liege.

Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz