31. That's not fair

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Die Zeit hält ihren Atem an, genau wie ich. 

Für einen Moment kann ich nichts anderes als Kuno vor mir einfach nur anzusehen. Keine Ahnung, was da gerade ich mir vorgeht. Ich kann es gar nicht greifen. Überhaupt nichts mehr.

Ich blinzele. Blinzele nochmal ... doch dieser Zustand ändert sich nicht. 

Was hat er da gerade gesagt? Diese Worte hallen immer wieder in mir nach, ohne, dass ich wirklich weiß, was in mir vorgeht, da ich es einfach noch nicht greifen kann. 

Er sitzt vor mir. Seine braunen, dunklen Iriden mit so einer Inbrunst auf mich gerichtet, dass mir schwindelig wird. Sie sprechen im Moment so vieles. Vor allem sind Hoffnung, Sehnsucht, Aufregung und so etwas wie Angst darin zu erkennen.

Sein Atem geht unruhig und umso länger ich still bleibe, desto nervöser scheint er zu werden. Seine Augen sind groß und dringlich auf meine gerichtet. Es ist eine Welt, die ich darin sehe. Eine Zukunft, welche ihm anscheinend sein Leben bedeutet.

Auch meine Atmung hat sich beschleunigt, nachdem sie für den ersten Moment komplett verstummt war. Noch immer kann ich seine Worte nicht realisieren.

„Was?", hauche ich leicht aus der Spur.

Heiraten? Ich? Niemals hätte ich daran gedacht, dass ich überhaupt einmal einen Gedanken daran hegen werde. Sofort tauchen Dinge in mein Bewusstsein, die ich damit in Verbindung bringe. Leichte Panik macht sich in mir bemerkbar.

„Du meinst ... so richtig? Mit Ehevertrag, vereinte Krankenversicherungen, Papierkram, Standesamt, Erwartungen, Ehestress ...?" Ich schnappe nach Luft. Bitte, das kann es doch nicht sein, was er will, oder?

Oh Gott, ich glaube, mir wird schwindelig.

Er verzieht entgeistert das Gesicht und wendet dann seinen Blick ab, als würden meine Worte etwas in ihm anrichten. Ist er jetzt etwa gekränkt? Nein, irgendwie wirkt er viel eher ... Ich weiß auch nicht. Verletzt? 

Oh nein! So war das doch nicht gemeint. Ich hebe meine Hand und führe sie vorsichtig zu seiner Locke, die ihm, durch den leicht gesengten Kopf vor die Augen gefallen ist und schiebe sie behutsam zurück.

Seine Augenbrauen sind zusammengezogen und er macht ein höchst unzufriedenes Gesicht, während er seine Lider gesengt auf dem Boden behält. 

„Das ist es also, was du damit assoziierst? Nicht gerade sehr romantisch." Seine Stimme klingt gepresst und trocken. Als würde er sich bemühen seine Gefühle nicht allzu sehr zu offenbaren. 

Beschämt wende ich meinen Blick nun auch nach unten. „Ich weiß, romantisch finde ich Hochzeiten tatsächlich eher nicht." Es tut mir ja selber leid, dass ich nicht anders darüber denken kann. 

„Wenn es um Heirat geht, tauchen in meinem Kopf vor allem streitende Ehepaare auf, die nur noch zusammen bleiben, weil es auf Papier steht. Ich will nicht, dass das bei uns auch so wird, weißt du?"

Kunos Blick fährt ungläubig nach oben. Beinahe schon wütend, aber vor allem entsetzt über meine letzte Aussage. „Ist das dein Ernst? Glaubst du wirklich, das wäre bei uns das Gleiche? Ich will dich doch nicht heiraten, um es irgendwo hinzuschreiben, oder weil es wegen der Versicherungen praktisch wäre." Er rümpft fast schon angeekelt über diesen Gedanken die Nase und packt mein Gesicht im selben Moment mit seinen Händen, damit ich ihn direkt ansehen muss. 

„Anella, ich möchte, dass du meine Frau wirst, weil ich dich liebe und für immer und ewig mit dir zusammen sein will. Ich will, dass es einfach offiziell ist. Dass alle es wissen. Es ist einfach ... es wäre ein Bund, der sich von unserem Inneren auch ins Äußere erstreckt. Ich will, dass du meine Frau bist und ich dein Mann. Ich will mit dir zusammenleben. Dir mein Herz zu Füßen legen, dich so lieben, wie es ein Mensch nur tun kann."

Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt