21. Waldessenz

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„Schön, dass du Zeit hast." Meine Mutter lächelt mich warm an und ich staune wieder einmal, wie sehr sie sich in den letzten Wochen verändert hat. Früher konnte sie nie so lächeln. Mein Herz wird ganz warm und zugleich bin ich ziemlich nervös, da ich an ihrem Blick erkenne, dass sie mich am liebsten mit Fragen durchlöchern würde, wie einen Schweizerkäse. 

„Na klar. Das ist ja sozusagen unsere letzte Möglichkeit, noch etwas Zeit zu verbringen, bevor ich nach Irland fliege."

Fionas Lächeln verblasst ein wenig, ehe sie betreten nickt. „Ja, so ist es wohl..." Ich werfe ihr einen fragenden Blick zu.

„Bist du dir sicher, dass du das auch willst, Anella?" 

„Wieso sollte ich es nicht wollen?"

Sie schluckt und geht dann in die Wohnküche, wohin ich ihr folge. 

„Du hast doch uns! Steve. Er ist doch dein Vater!"

Sie wirkt unsicher, was mich nur noch verwirrter macht. „Ja, das weiß ich und dass ich meinen anderen Vater kennenlernen will, wird auch nichts daran verändern, wie meine Verbindung zu Steve ist. Er wird immer mein Vater bleiben."

Meine Mutter nickt nachdenklich, ehe sie mir wieder in die Augen sieht. „Dann sag es ihm! Ich glaube... Also ich glaube, er macht sich ein bisschen Sorgen."

Oh... Ist das etwa wahr? Bisher hatte er auf mich nämlich eher nicht so einen Eindruck gemacht. Stattdessen ist er in letzter Zeit viel am Arbeiten und wir haben uns kaum gesehen...

„Meinst du?"

„Er sagt es mir nicht, aber ich merke es ihm an. Er hat Angst dich zu verlieren und..." Sie schluckt, ehe sie weiterspricht.

„Also... ich mache mir auch ein bisschen... Gedanken."

„Wieso?"

Ihr Blick schweift über mein Haar und meine Augen. 

„Wer ist er, dein Vater? Was weißt du alles über ihn? Und hast du das Wissen von Tyrian? Wer ist dieser überhaupt? Wieso... Ich meine... Geht es da mit rechten Dingen zu? Also auch bei deinem... leiblichen Vater...? Könnte es sein, dass er irgendwie... gefährlich ist?"

Ich schlucke. „Das sind ganz schön viele Fragen auf einmal." Ich zwinge mir ein Lächeln heraus, bis ich merke, dass ich mich damit nur selbst belüge. Zeit für Ehrlichkeit, wenn auch nur in den kleinen Gesten und in Maßen ausgesprochen. 

„Also... ja, Tyrian hat all die Informationen über meinen Vater herausfinden können. Er hat da andere Möglichkeiten, als wir. Aber, was das für welche sind, kann ich dir nicht verraten!"

Ich sehe die sanfte Furche zwischen ihren Augenbrauen, welche sie immer bekommt, wenn sie sich über etwas Sorgen macht. 

„Und was Aden angeht... Ich bin mir sicher, er ist nicht gefährlich. Dass er Pflanzen liebt, spricht doch eigentlich schon für sich, oder?" Meine Mutter wirkt nicht sonderlich überzeugt, was mich nachdenklich stimmt.

„Aber du bist hier die einzige, welche ihn von uns wirklich in echt gesehen hat. Was hat er denn auf dich damals für einen Eindruck gemacht?"

Meine Mutter schluckt und ich sehe ihr an, dass sie mit ihren Gedanken in die Vergangenheit reist. „Ich weiß nicht mehr so genau. Es ist schon so lange her. Ich weiß nur noch, dass er... na ja... Alles war so unwirklich und zauberhaft. Ich dachte, ich träume."

Sie beginnt mit ihren Fingern gedankenverloren an dem Handtuch herumzuzupfen, welches auf der Ablage liegt.

„Er war so... eindrücklich. Wie eine Erscheinung. Seine Stimme war..." Ich sehe, wie ihr Atem leicht schneller wird und in ihren Augen ein sonderbares Glitzern erscheint. Verwirrt bin es diesmal ich, welche leicht die Brauen zusammenzieht.

Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3Where stories live. Discover now