25. Rivalen oder Gefährten?

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Tyrian!"

Erfreut laufe ich auf ihn zu und direkt in die Arme. Wie er so neben der Esche steht erinnert es mich an die Zeit, in der wir uns nach den ausgiebigen Tänzen jede Nacht hier getroffen haben.

Er schenkt mir ein warmes Lächeln und streift mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Anella." Der Klang seiner Stimme... Wie der Atem des Windes, wenn er seicht über das Wasser streift und es zum Kräuseln bringt. Genau, wie er es bei mir tut. Eine leichte Gänsehaut bildet sich bei diesem Klang. Ich habe es vermisst diesen zu hören.

Er repräsentiert seine Verbindung mit der Natur auf so viele Weise.

Ich sehe hinter mich, doch Kuno ist noch nirgends zu sehen. Vermutlich kann er wieder nicht so gut einschlafen. Erst jetzt bemerke ich Demari.

Auch ihn schmückt ein verschmitztes Lächeln. „Es ist mir eine Ehre von Eurem holden Antlitz erneut mein Augenlicht erhellen lassen zu dürfen." Er macht eine überschwängliche Verbeugung, in welcher er gleichzeitig eine weiß leuchtende Blüte von der Wiese pflückt und mir anschließend entgegenreicht.

Ich hebe irritiert meine Augenbrauen, was ihm zum Lachen bringt. „Keine Angst, inzwischen habe ich gemerkt, dass ich mit solchen Ausdrucksweisen hier nicht sehr weit komme." Er gluckst, als müsste er sich an eine bestimmte Situation erinnern, die damit im Zusammenhang steht. Tyrian grinst ihn vielsagend an.

Sie sehen beide sehr müde aus, wie ich feststellen muss.

„Wo seid ihr gerade?"

Tyrians Blick gleitet wieder zu mir. „Auf der Suche drückt es wohl am ehesten aus. Die anderen beiden Wächter haben sich ja in Richtung Schwarzwald aufgemacht, um den Jäger zu suchen, dem du begegnet bist und von welchem ich ihnen berichtet habe.

Sie wissen natürlich nichts von dir, da ich ihnen erzählte, dass dieser Mann auf unsere Lichtung gekommen sei und sich sonderbar verhalten hat. Die Spuren habe ich angeblich von einem Stein, welchen er berührt hat und dessen Informationsspeicher ich erlangen konnte, um sie auch den anderen zu zeigen. Zum Glück haben sie nicht weiter nachgefragt.

Leider konnten wir ja zu ihm keine direkten Hinweise erfahren. Nur, dass er sich zur Sonnenwende im Schwarzwald aufgehalten hat und zuvor im Thüringer Wald. Wir vermuten also, dass er zu dieser Zeit eher auf Durchreise war, aber mal sehen. Wir stehen auf jeden Fall mit den anderen im Kontakt."

Ich bekomme eine Gänsehaut, als ich an die Sucht-getriebenen Augen des Jägers zurückdenke.

„Demari und ich sind hingegen gerade auf dem Weg Richtung Böhmerwald. In der Höhle haben wir einige interessante Spuren finden können."

Meine Augen werden groß. „Was? Etwa zu Fuß?" Tyrian und Demari tauschen Blicke.

„Na ja, zu Fuß und zu Luft würde ich sagen", grinst Zweiterer und spielt mit dem Wind in den Blättern über uns.

„Braucht ihr Geld? Daran hatte ich gar nicht gedacht, als wir..." Tyrian winkt sofort ab. „Glaube mir, wir kommen sehr gut ohne das alles zurecht. Denkst du ernsthaft wir würden uns in so eine laute, stinkende Maschine auf vier Rädern setzen?"

Ich sehe sie an und kann mir die beiden tatsächlich nicht so wirklich in einem Auto vorstellen. „Eigentlich ist es gar nicht so schlimm darin zu fahren."

Die beiden Freunde tauschen skeptische Blicke und scheinen mit diesem Thema jetzt wohl schon durch zu sein.

„Was genau hat euch eigentlich auf diesen Wald aufmerksam gemacht?"

„Es gibt dort viele interessante Schluchten, Plätze und Fährten, die in der Höhle aufgezeichnet wurden. Ich glaube, wir könnten dort auf einige Hinweise stoßen."

Tanz mit dem Morgentau - Das Geheimnis der Tränen ~ Band 3Where stories live. Discover now