Kapitel 29 - Louis sein?

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Louis war völlig euphorisch. Für ihn war die Summe riesig. Gut, war ja auch sein erstes selbstverdientes Geld.
Er war so stolz, dass er vor lauter Tatendrang kochte. Und es wurde was! Ja gut, war auch nur Milchreis und ein bisschen war der unten im Topf angebrannt, aber egal.

Als Harry nach Hause kam, erzählte Louis ihm gleich von dem Geld und Harry freute sich mit ihm.

"Und das Beste war, dass ich Geld verdient habe und sich das gar nicht nach Arbeit angefühlt hat.", Erklärte Louis zum bestimmt hundertsten Mal.
"Es ist sehr gut, wenn man seine Arbeit als Hobby wahrnimmt. Allerdings sollte man trotzdem auf ein ausgewogenes Verhältnis achten."
"Ich weiß ja nicht, ob Niall sich Mal wieder meldet..."
"Selbst wenn nicht: du hast offenbar etwas für dich gefunden. Du könntest etwas daraus machen."
"Aber wenn es nur auftragsbezogen ist, dann ist es nicht regelmäßig. Vielleicht sind dann Phasen dabei, wo ich nicht wirklich was verdiene.", Überlegte Louis. Er kam sich etwas doof vor. Das gerade war das erste Mal gewesen, dass er Geld bekommen hatte. Daraus direkt von einem Einkommen zu schwärmen, erschien ihm doch sehr sehr weit hergeholt.

"Ein Umstand, den wir uns leisten können.", Sprach Harry einfach.
"Und was mache ich die restliche Zeit über?", Fragte Louis und stellte fest, dass sich das tatsächlich nach einer Option für ihn anfühlte.

"Sag du es mir.", Sprach Harry nur und nahm noch einen Löffel Milchreis in den Mund. Schmeckte nur minimal angebrannt. Hatte Louis echt gut hinbekommen.

"Ähm... Mark Zuckerberg, Bill Gates, Steve Jobs, Mick Jagger, Julio Iglesias, von Gogh, Michael Dell-"
"Louis, was wird das?", Fragte Harry und lächelte milde.
"Naja, das sind alles äußerst erfolgreiche Studienabbrecher...", Überlegte Louis kleinlaut.
"Komm her.", Seufzte Harry und breitete die Arme aus. Er hasste es, wenn Louis vor ihm auf seinem Stuhl herum rutschte und so klein und verloren wirkte.

Nun setzte der sich brav auf seine Beine.
Harry gab ihm ein kleines Küsschen auf den Mund.

"Sprich dich aus."
"Auch bei Design gibt's Wirtschaft. Mir machen die creativen Seminare, die praktischen Arbeiten, total Spaß. Das ist super. Echt. Ich bin letztens sogar länger geblieben. Aber diesen ganzen anderen Krams... Ich kriege das nicht in meinen Kopf... Und ich will es wirklich. Ich weiß, dass du das bezahlst... Und ich will das Können, aber....ich kriege es nicht hin...", Flüsterte Louis und eine Träne rann aus seinem Auge.

Harry hätte nicht gedacht, dass dieser Schritt heute Abend sein würde. Er hätte gedacht, es würde noch etwas länger dauern. Aber gut. Er ließ sich drauf ein. Nahm es, wie es kam. Denn er ging davon aus, dass das ein weitaus bedeutenderer Schritt war, als Louis das gerade selbst klar war. Und es war für Harry eigentlich die Frage, ob Louis es wirklich als Scheitern ansehen würde, wenn er den Schritt hinter sich gebracht hätte.

"Es ist okay. Ich habe es dir schon öfter gesagt, Louis: Du musst nicht studieren. Wenn es nach mir geht, musst du auch nicht arbeiten. Ich schreibe dir nichts vor und unterstütze fast alles."
"Die creativen Sachen machen mir ja Spaß..."
"Dann machen eben nur die? Ein Studium sollte dich bilden und wenn es das ist, dann ist es das."
"Aber so bekomme ich nie im Leben einen Abschluss."
"Wozu brauchst du den?", Fragte Harry und versuchte sich nicht zu weit vorzuwagen. Louis musste es selbst merken.

"Weil... Nützlich sein... Dinge nachweisen können und so..."
Harry küsste seinen Kopf und sagte nichts.

"Es anderen beweisen...", Murmelte Louis seltsam hohl.
"Musst du das denn?", Fragte Harry.
"Ja... Ich muss das... Weil... Ich will auch was schaffen..."
"Und das tust du nur, wenn du hinterher ein Zeugnis hast?"
"Ja."
Harry schwieg. Das musste Louis jetzt allein schaffen. Er konnte ihn nur halten und bei ihm sein. Und aufpassen, dass die Erkenntnis ihn nicht zu tief runter zog.

"... für Mama und Papa schon..."
Harry schwieg weiterhin, wiegte ihn nur langsam hin und her und summte ganz leise.

"Dich stört das gar nicht? Ich verschwende dein Geld...", Stammelte Louis.
"Nein, tust du nicht. Offensichtlich bist du zu einer Erkenntnis gelangt: Der was du tun willst und was du nicht tun willst. Eine wahrlich unbezahlbare Erkenntnis.", Sprach Harry einfach.
"Hm... Ich bin überfordert."
"Warum?"
"Weil ich... Ich will, dass ich zeigen kann, was ich gemacht habe. Dass ich es allen zeigen kann... Dass ich erfolgreich bin... Viel mehr, als mir zugetraut wurde...", Überlegte Louis.

Okay, dachte Harry. Allein zur Erkenntnis würde Louis wohl noch mehrere Leben brauchen. Also würde er ihn eben ein wenig an die Hand nehmen und begleiten.

"Lou?"
"Hm?"
"Ein Stück Papier sagt nichts über dich aus. Es ist letztlich ein Qualifikationsnachweis, um einen Job zu bekommen, den man in vielen Fällen über andere Wege auch bekommen kann. Mehr nicht."
"Damals... Unsere Zeugnisse lagen immer nebeneinander auf dem Tisch. Und ich war immer schlechter... Und... Wenn ich das mit dem Studium nicht hinbekomme, habe ich nichts außer meinen Schulabschluss. Aber wenn ich einen Abschluss mache... So einen hat George nicht...", Flüsterte Louis.
"Sieh mich Mal an, Louis."

Louis tat es. Wirkte aber stark verunsichert.
"Du musst niemandem etwas beweisen. Außer dir selbst vielleicht, aber niemand anderes."
"Hä?"
"Du bist nicht George. Du bist Louis. Und genau darin bist du perfekt."
"Worin?"
"Im Louis sein."
"Äh..."
"Du hast es nicht nötig, dich mit irgendwem zu messen. Mach dein Ding. Mach dein Ding und sei stolz darauf. Ganz egal, wie das aussieht und ob es in den Augen anderer gut ist."
"Das sagt sich leicht... Wenn man Arzt ist..."
"Das hat damit nicht viel zu tun."
"Doch. Du hast einen Beruf, vor dem alle Respekt haben und dem generell viel Anerkennung entgegen gebracht wird. Und ich wäre dann.. keine Ahnung... Das Anhängsel eines Arztes."
"Also willst du noch ein Jahr studieren oder so, bevor du dir eingestehst, dass es nicht klappt?"
"Das war gemein."
"Nein, Louis. Das ist ehrlich. Du merkst, dass es nicht klappt. Ich habe dir gesagt, dass ich für fast alles offen bin."
"Für was denn nicht?", Fragte Louis provokativ.
"Es ist letztlich deine Entscheidung. Ich darf mich da nicht reinstecken. Aber Jobs bei denen du dich stark gefährdest, stünde ich zumindest nicht allzu positiv gegenüber."
Einen Moment überlegte Louis.

"Wenn ich dir jetzt sagen würde, ich will... Keine Ahnung... Maler werden... Dann wäre das einfach so okay?"
"Ja."
"Fotograf?"
"Ja."
"Hausmeister?"
"Ja."
"Bäckereifachangestellter?"
"Ja."
"Zahnmedizinischer Fachangestellter?"
"Ja."
"Taxifahrer?"
"Ja."
"Maurer?"
"Ja. Alles was ich will ist, dass du tust, was du willst. Dass du dich frei machst, von dem Urteil deiner Eltern oder irgendwelcher Leute, die das in echt vielleicht überhaupt nicht juckt. Alles was ich will ist, dass du zufrieden bist mit dem, was du hast. Und wie haben das Glück, dass du dich dabei nicht von finanziellen Faktoren abhängig mache  musst. Wenn du sagst, dir machen die creativen Seminare Spaß, dann besuch sie. Wenn du nebenbei noch französisch lernen willst, mach das. In der Uni gibt es Kurse. Alle Kurse ohne Zulassungsbeschränkung stehen dir offen. Nutz das. Aber nicht für das Urteil anderer. Sondern für dich. Weil du Louis bist und genau darin bist du genau richtig. Es ist dein Weg, nicht der von anderen."

Na, was haltet ihr von dem Gespräch?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt