Kapitel 125 - Brüder

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Harry seufzte innerlich schwer, als Louis die Flucht ergriff. Äußerlich ließ er sich nichts anmerken. Tat so, als sei Louis' Verhalten völlig normal, während George seinem Bruder mit offenem Mund nachsah.
Harry hatte nicht verstanden, was George Louis zugeflüstert hatte, aber er hatte dessen Anspannung genau bemerkt.

"Ähm... Das...", stammelte George und blickte hilflos zwischen Harry und Stan hin und her.

"Was hast du gemacht?!", fragte Stan sauer.
"Nichts. Wir haben nur gesprochen."
"Dann sprich ihn nicht a-"
"Stan...", murmlete Harry leise und sehr sanft. Trotzdem reichte es sofort aus, damit Stans Mund zu klappte.

George beobachtete das Spektakel mit undeutbarer Mine.

"Ich hab nichts Schlimmes gemacht.", beteuerte dann aber doch nach einem Moment der Ruhe.
"Louis kann sich hier frei bewegen und offensichtlich war ihm gerade nach Abstand.", erklärte Harry lapidar.
"Oh....ich dachte... weil das unhöflich ist..."
"Sich selbst abzugrenzen und sich entsprechend selbst vor einer unangenehmen Situation zu bewahren, kann wohl schwerlich als Unhöflichkeit betrachtet werden, nicht wahr? Immerhin würde das suggerieren, dass das Wohlbefinden des Gegenübers über dem eigenen stehen würde und so weit muss man mit der Gastfreundlichkeit wohl nicht gehen, nicht wahr?", fragte Harry, aber seine Aussage duldete keinen Widerstand. Entsprechend nickte George stumm.

"Was wolltest du von ihm?", fragte Stan und fixierte George, als wolle er ihn mit bloßem Blick die Haare vom Kopf Fackeln.

"Ich... diese Monsterdinger heute.. waren die echt nicht nur Deko?", fragte George anstatt zu antworten.

"Alles kann als Dildo rein, du musst nur einmal mutig sein.", grinste Stan kurz und guckte dann wieder sehr fordernd, weil George seine Frage ja immer noch nicht beantwortet hatte.

"Du kannst Fragen stellen.", ermunterte Harry George hingegen erneut.

"Macht Louis sowas? Weil... so ein Ding muss man ja auch erstmal da-"
"Stop! Ich bin bereit, dir auf allgemeine Fragen genau so allgemeine Antworten zu geben. Louis entscheidet selbst, ob und was er dir über sich erzählen möchte. Und ich möchte dich darauf hinweisen, dass es sinnvoll ist, zu warten, bis er von allein auf dich zukommt."
"Oh... ich dachte nur, dass ich... wenn ich ihn besser ken-"
"Besser kennen? Du kennst jemanden besser, wenn du weißt, wie groß die Möhre ist, die er sich selbst in den Hintern steckt?", fragte Stan provozierend.
"Was willst du eigentlich?! Ich hab mich doch bei Louis entschuldigt! Wenn er-"
"Falsch.", sprach Harry gänzlich ohne Aggressivität. Aber mit einer Bestimmtheit, die Berge versetzen könnte.

"Was? Wie? Wieso?", fragte George verwirrt.
"Man kann sich nicht selbst entschuldigen. Man kann nur um Entschuldigung bitten."
"Ma sagt das doch so."
"Mit deiner Aussage geht aber eine Erwartungshaltung einher. Du sagst, du hast dich entschuldigt und erwartest daher, dass Louis und damit auch Stan dir gegenüber offen sind, wie sie es einen Fremden gegenüber wären, richtig?"
"Nun ja. Mehr als mich entschuldigen kann ich halt nicht...", erwiderte George kleinlaut, was Stan schnauben ließ.

"Sprich mit ihm. Du bist kein Pferd.", seufzte Harry streng.

"Du hast Louis fertig gemacht. Immer wieder und auf jede Weise, die du irgendwie konntest. Und du hattest Spaß dabei. Selbst wenn du dich jetzt voll selbst reflektiert hast und das im Nachhinein Scheiße von dir findest: wie kannst du erwarten, dass ein lausiges, nahezu forderndes "Entschuldigung", das alles wieder hinbiegt?!"
"Louis hat sie aber angenommen!"
"Ja. Das heißt aber nicht, dass man ein großes Vertrauen genießt. Genau da liegt ja die Schwierigkeit. Vergangenes vergeben ist das Eine, aber, mit Blick auf die Person, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken, etwas ganz anderes.", erklärte Harry wieder.
"Dann kann ich mir jetzt hier ein Bein ausreißen und Louis benimmt sich trotzdem so?!"
"Was denn? Nach zwei Tagen schon genervt?! Wie viele Jahre hatte er denn mit dir?!"
George rang um Worte. Aber ihm wollten keine einfallen, weshalb er letztlich den Mund wieder schloss.

"Ich denke, dass Louis selbst nicht ganz klar war, was der Kontakt mit dir hier in der Zeit in ihm auslösen würde. Wenn er sich da zeitweilig lieber zurück zieht, ist das denke ich doch besser, als bewusst eine Eskalation zu provozieren."
George seufzte frustriert.

"Was ist los? Doof, wenn Louis hier nicht gleich aus dem Orchester fliegt, weil du die erste Geige spielen willst?"
"Ich wollte mich doch vertragen! Ich will das! Wirklich! Er ist mein Bruder! Und auch wenn ich als Kind und... bis vor Kurzem echt nicht .. so nett zu ihm war... die Zeit, wo wir gar keinen Kontakt hatten... er hat mir sehr sehr doll gefehlt und deshalb habe ich ja den Kontakt wieder gesucht. Vielleicht weiß ich ihn jetzt auch erst zu schätzen. Keine Ahnung. Aber wenn du mir das immer wieder vorhältst und so tust, als hätte ich schlechte Absichten, dann hilft das niemandem was.", zischte George Stan an.
Der sah aus, als wolle er am Liebsten über den Tisch langen. Aber eine Hand auf seiner Schulter, die keinen Druck ausübte, presste ihn zurück auf den Stuhl.

"Nun, Stan war wohl immer der große Bruder für Louis, der du nicht sein wolltest. Du kannst nicht erwarten, dass er seine Vorbehalte gegen dich nach zwei Tagen fallen lässt. Weißt du... unser Handeln hat Konsequenzen. Immer irgendwie. Und auch, wenn du da jahrelang Spaß bei hattest, hatte Louis das jahrelang nicht. Im Gegenteil. Für ihn bist du ein großer Teil, wenn auch nicht der Größte, dessen, was seine Kindheit schlimm gemacht hat. Und nicht nur die Kindheit. Es ging ja so noch bis vor Kurzem und man kann das nicht einfach abschütteln. Ich finde es gut, dass du Kontakt mit ihm möchtest und einsiehst, dass dein Verhalten mehr als Scheiße war. Über Jahre. Aber du musst Louis die Zeit geben, die er braucht. Und er wird viel Zeit brauchen. Kleine Schritte. Und das Tempo kannst du nicht vorgeben. Du kannst nur versuchen achtsam mit ihm und seiner Umgebung umzugehen. Und dazu gehört es eben auch, manche Frage vielleicht nicht zu stellen und gewisse Grenzen der Intimität zu wahren, meinst du nicht auch?"
Wieder schwieg George. Nickte dann abgehackt.

"Gut. Ich denke, wir lassen es für heute gut sein. Ich vermute ohnehin, dass Louis zu Bett gegangen ist. Für Morgen tagsüber würde ich vorschlagen, genießt erstmal jeder seinen Freiraum und wenn du mit zu Niall und Liam kommen möchtest, kommst du einfach um 7 PM vorbei. Okay?"
"Ja... das klingt vernünftig... ich gehe dann Mal...", seufzte George und erhob sich, ohne jemanden anzusehen.
"Ich wünsche dir eine gute Nacht.", lächelte Harry dennoch und begleitete George zur Tür.

Da geht er hin...
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt