Kapitel 132 - Halten und gehalten werden

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Tja, im Grunde erfüllte sich hier gerade sein Wunsch, bei der Bestrafung von Niall dabei zu sein. Dummerweise würde er davon nicht wirklich viel mitbekommen. Aber so explizit war sein Wunsch auch nicht gewesen. Wenn eine Fee für drei Wünsche käme... Wäre die auch so spitzfindig? Was dachte er da eigentlich schon wieder für einen Scheiß? Ach richtig, Harry und Liam quatschten, während er noch immer über dem Bock hing und sein Schwanz angebunden war.
Sein Hintern und auch die Oberschenkel fühlten sich heiß von den Schlägen an. Er hatte das Gefühl zu spüren, wie das Blut hindurch rauschte.

Plötzlich tauchte Harry in seinem Blickfeld auf. Sanft wurden ihm die Tränen von der Wange gewischt, von denen er keine Ahnung hatte, dass sie da gewesen waren.
Louis lehnte sich sofort in die Berührung. Harry, sein Harry.

"Wenn etwas ist: du kennst die Regeln. Gib Liam zu verstehen, dass du etwas nicht willst und er hört auf. Ich bin die ganze Zeit ab jetzt im Raum, okay?"
"Ja, Sir."
"Ich liebe dich und bin sehr stolz auf dich."
"Ich liebe dich auch.", haspelte Louis und dann bekam er noch einen Kuss auf die Stirn und Harry verschwand wieder aus seinem Blickfeld.

"Jackpot, Bambi. Wir haben eine Menge Zeit. Die sollten wir ausnutzen. Ich schätze, die Strafe für dein loses Mundwerk ist ohnehin abgegolten. Machen wir doch etwas anderes.", hörte er Liam hinter sich grinsen, der dann begann, ihn von dem Bock und auch allen anderen Utensilien zu lösen. Himmel, fühlte sich das gut an.

Was dann begann hatte Louis im Leben nicht erwartet. Liam kam mit einem langen Seil zu ihm und dann begann der, ihn einzubinden. Das war ein nahezu profaner Ausdruck für das, was passierte.

Louis spürte, wie das Seil sich immer wieder um seinen Körper schlang. Es glich einer Art streicheln. War nichts Hartes und Schnelles wie eben auf dem Bock. Es war unglaublich sinnlich, weil Liam ihn, um die Knoten ganz korrekt zu Positionieren, immer wieder berührte. Dabei mit den Händen über ihn glitt an Stellen, die sonst eher weniger im Mittelpunkt standen.
Noch dazu ergab sich beinahe eine Art Rhythmus. Seil führen, straffen, nachziehen, knoten. Immer und immer wieder. Louis hatte das Gefühl, dass allein diese Wiederholungen an seinem Körper etwas mit ihm machten.
Niall und Harry hatte er vollkommen ausgeblendet. Er bekam nichts mehr mit.  Und obwohl er diese Vorstellung mal gruselig gefunden hatte, interessierte es ihn gerade überhaupt nicht, wie er von außen aussah und ob sein Speck möglichweise irgendwie irgendwo komisch aussah. Er hatte das Gefühl, dass ihn dieses Fesseln irgendwie aus sich heraus berauschte. Es war kein Mittel um schnell und hart zu ficken. Es war selbst unendlich erotisch und sinnlich.

Liam war routiniert. Er mochte Bondage unglaublich gerne und als Harry ihm gesagt hatte, dass sie Zeit hätten, hatte er nicht eine Sekunde überlegt, was er machen wollte.
Er machte das oft mit Niall, aber natürlich war es etwas anderes, wenn er jemand anderes vor sich hatte.

Louis war in seinen Augen ein Bambi und da die Strafe abgegolten war, wollte er ihn auf eine Sinnesreise schicken. Er wusste, dass Harry Bondage zwar auch reizte, er aber längst nicht so geübt war wie Liam. Entsprechend wusste er, dass Louis nicht ganz so erfahren sein konnte. Natürlich gab es verschiedene Arten. Bondage an sich bedeutet ja erstmal nur "Unfreiheit" im Sinne einer Bewegungseinschränkung.
Also wenn man jemanden mal schnell am Bock festbandy oder die Hände über dem Kopf mit Plüschhandschellen oder sonst wie fixierte, war das ja auch Bondage. Als Mittel zum Zweck. Aber jetzt wollte er es für Louis erstmal in den Mittelpunkt stellen und ihm die erotische Wirkung des Fesselns näher bringen, von der Bambi vermutlich noch nicht sooo viel mitbekommen hatte.

Um so mehr genoss er es zu sehen, wie der es offenbar verstand. Wie er seufzte, wenn Liam durch seine Kniekehle strich, wie er sich Zurücklehnte, als der seine Hände auf den Rücken führte. Je mehr Knoten, desto mehr entspannte Louis sich. Das mochte von außen wie ein Widerspruch daher kommen, war es aber tatsächlich nicht.

Wo ein Knoten war, war man bewegungsunfähig. Also musste man sich nicht bewegen und auch nicht darüber nachdenken. Liam fand es unglaublich befriedigend zu sehen, wie sehr Louis sich auf ihn und seine Spielart einließ.

Louis konnte sich das selbst nicht erklären. Er hätte gedacht, es müsse irgendwann spannen, oder anstrengend werden oder irgendwie sowas. Aber genau das war nicht der Fall. Die Seile umspannten ihn und hielten ihn. Ein bisschen, wie enge Umarmungen oder so etwas. Er konnte das schlecht erklären, aber es fühlte sich an, als würde Liam einen schützenden Kokon um ihn herum weben. Die Enge des Seils war nicht einsperrend sondern eben... Haltend..  irgendwie. Und mit jedem weiteren Knoten und jeder weiteren Schnürung  verstärkte sich das Gefühl.

Dazu kam eben der Gedanke, dass Liam das mit ihm machte. Er vertraute Liam. Es war natürlich anders als mit Harry. Aber man merkte Liam seine Erfahrung mit dem Seil einfach an. Er war bestimmt und führte Louis im wahrsten Sinne durch den Prozess. Die Berührungen waren so präzise und einnehmend, dass Louis immer wieder seufzte und genießende Töne von sich gab, auch wenn das gerade eigentlich nicht viel mit Sex zu tun hatte.
Bei dem "japanischen Bondage" Shibari ging es schließlich auch nicht vornehmlich um Sex, sondern um ästhetische Aspekte und die Sinneswahrnehmung. Den körpereigenen Rausch und weniger um das Machtgefälle.

Davon hatte Louis zwar keine Ahnung, aber er empfand es eben gerade. Das Abfallen der Körperspannung, wo das Seil stützte und hielt. Die daraus resultierende Entspannung und das Gefühl von Enge als Geborgenheit.

Liam ließ das Seil immer wieder über Louis' Körper gleiten. Streichelte ihn bewusst damit. Würde er ruppig damit umgehen, würde er Louis ganz andere Emotionen spüren lassen. Aber genau so, wie es war, wollte er es. Das genoss er selbst so daran: durch das Seil sprechen, nannten es einige. Er genoss Louis' Gefühlsregungen und Äußerungen. Natürlich war da auch das deutlich sichtbare Machtgefälle in dem eignen Tun und die nach und nach entstehenden Bewegungsunfähigkeit des Subs.

Je mehr er gefesselt wurde, desto freier fühlte Louis sich und konnte das selbst nicht so richtig verstehen. Aber als er schließlich im Raum hing, war er irgendwie ganz tief in sich. Gehalten von Seilen und dem Gefühl, dass Liam sich voll auf ihn konzentrierte und bei ihm war. Dass der Dom genau wusste, was er tat und er sich gerade einfach sicher fühlte und es genoss, so aufwändig gefesselt zu sein.

Liam betrachtete sein Werk. Über eine Stunde hatte er Louis nun gefesselt. Und er konnte sehen dass der die Dauer überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Bei einem ungeduldigen und zappeligen Menschen wollte das schon was heißen. Geduld und Ruhe: genau das strahlte Louis jetzt aus. Ein nahezu berauschendes Gefühl zu wissen, dass man selbst genau das erzeugt hatte.

Ja... Mal ein etwas tieferer Einblick in Bondage. Ich hoffe es hat gefallen und kam verständlich rüber. Bisher kam das hier in der Story etwas kurz, fand ich 😅
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt